Du bist mittlerweile der am meisten erfahrene Fahrer im Team. Ist das eine Rolle, in der du dich wohl fühlst?
Nico Rosberg: Es ist auf jeden Fall toll. Es ist cool, das motiviert. Denn das Team erwartet auch viel von mir. Ich soll ihnen mit der Entwicklung und allem Anderen weiterhelfen. Das ist natürlich schon eine tolle Rolle.

Ist es für dich auch schön, dass du dieses Vertrauen geschenkt bekommst?
Nico Rosberg: Man bekommt eigentlich relativ wenig geschenkt, muss ich sagen. Mann muss sich das erarbeiten und ich habe mir jetzt zwei Jahre lang das Vertrauen und den Respekt Stück für Stück erarbeitet. Man muss es einfach zeigen. Wenn du sagst, dass muss so sein, sie bauen das so und du bist damit dann auf der Strecke schnell, dann sehen sie, dass man weiß, was man macht. Daher kommt das Vertrauen.

Williams ist im Moment ein gutes Beispiel dafür, dass immer mehr junge Fahrer in die Formel 1 drängen. Siehst du das als Zeichen der guten Qualität der Nachwuchsserien? Die Formel BMW, die Formel 3 und die GP2 haben sich zum Beispiel gut etabliert...
Nico Rosberg: Das ist schon Wahnsinn im Moment. Möglicherweise liegt das an deren Qualität. Es sind auch super Nachwuchsserien, weil man einfach viel mehr lernt. Früher war der Schritt noch viel größer. Vor cirka zehn Jahren war es noch nicht so einfach, den Sprung nach ganz oben zu schaffen.

Williams hat in der vergangenen Saison einen Schritt nach vorne gemacht. Je näher man an die Spitze kommt, desto dünner wird aber auch die Luft. Was fehlt Williams noch, um den Sprung nach ganz oben zu machen?
Nico Rosberg: Das ist natürlich schwierig, denn vorne wird es immer enger. Das sind keine Nasenbohrer. Die sind ständig erfolgreich und man muss sich Stück für Stück hin arbeiten. Man braucht bessere Resultate, mehr Geld, bessere Leute, muss sich besser organisieren: darum geht es. Es sind die Leute, die man braucht, um das zu erreichen.

Nico bleibt zwei weitere Jahre bei Williams., Foto: Sutton
Nico bleibt zwei weitere Jahre bei Williams., Foto: Sutton

Könnte eine kleinere Teamgröße vielleicht auch ein Vorteil sein, bei der man kürzere Entscheidungswege hat und vielleicht kreativer arbeiten kann?
Nico Rosberg: Das kann sicherlich von Vorteil sein. So groß ist der Unterschied aber nicht, ob es jetzt 700 oder 570 sind.

"Technik-Guru" Alex Wurz hat seine Karriere beendet. Schadet das dem Team bei der Entwicklung auf technischer Seite oder glaubst du, dass du mittlerweile erfahren genug bist, um das selbst zu stemmen?
Nico Rosberg: Ich glaube, ich habe vergangenes Jahr große Schritte gemacht und würde jetzt nicht sagen, dass ich dem Alex technisch unterlegen war. Ich glaube, wir waren auf einer ähnlichen Ebene, weil ich viele Fortschritte gemacht habe und sehr stark geworden bin. Es ist auch mein Ziel, die technische Seite zu einer meiner großen Stärken zu machen, damit ich in der sehr nahen Zukunft auch ein "Technik-Guru" werde. Das interessiert mich und ich verstehe das auch. Es hilft weiter, wenn man einen Kopf dafür hat. Deswegen wird die Sache insgesamt aber nicht besser, da ich jetzt mit Kazuki da bin, der wenig Erfahrung hat. Im Vergleich zur Konstellation voriges Jahr ist das natürlich nicht ideal. Andererseits muss man dazusagen, dass ich voriges Jahr am Anfang weniger Erfahrung hatte. Jetzt ist es vielleicht ein bisschen weniger ideal - aber nur von der technischen Seite her.

Dein Verbleib bei Williams steht außer Frage. Wie sehr freut es einen aber als Fahrer, wenn man mit Teams wie McLaren in Verbindung gebracht wird?
Nico Rosberg: Es ist natürlich das Beste, was einem passieren kann, dass über einen gesprochen wird. In diesem Geschäft ist das wichtig, aber es bringt mich jetzt auch überhaupt nicht aus der Fassung.

Viele haben nach der vergangenen Saison gesagt, du bist der am meisten verbesserte Fahrer, du seiest herausragend und Alex Wurz hat dich den besten Qualifyier der Welt genannt? Ehrt einen das ein wenig oder ist das nur eine Bestätigung für die eigene Arbeit?
Nico Rosberg: Ich habe vor kurzem gesehen, dass Alex das gesagt hat und es freut mich sehr, dass er so etwas sagt. Natürlich ist es positiv, wenn man von den Leuten gute Sachen hört, aber letztendlich darf man das nicht zu wichtig sehen. Wichtig ist, dass man selbst mit sich zufrieden ist.

Du hast immer wieder betont, du willst bei Williams bleiben und die Mannschaft wieder nach oben bringen. Was macht für dich das besondere an der Mannschaft Williams aus?
Nico Rosberg: Ich muss sagen, ich verstehe mich sehr gut mit dem ganzen Team. Ich bin gut integriert, bin schon ein paar Jahre hier und es motiviert mich auch, die Möglichkeit zu haben, eine starke Rolle zu spielen und dem Team zu helfen, nach vorne zu kommen.

Nico Rosberg will mit Williams ganz nach vorne., Foto: Sutton
Nico Rosberg will mit Williams ganz nach vorne., Foto: Sutton

Hast du auch vor, möglichst lange bei Williams zu bleiben oder willst du in Zukunft doch einmal wechseln?
Nico Rosberg: Im Endeffekt möchte ich Rennen gewinnen. Deswegen werde ich einmal schauen. Ich hoffe, dass wir es hier hinbekommen und wenn nicht, dann muss ich weiterschauen.

In der letzten Woche hat ein zweiter Nico bei Williams getestet - Nico Hülkenberg. Was sind deine ersten Eindrücke von ihm?
Nico Rosberg: Ich kenne ihn ja schon einige Jahre. Ich kann sagen, dass er ein guter Fahrer ist. Der erste Eindruck ist sehr positiv. Das ist aber normal; wenn man ein guter Fahrer ist, wird man auch einen positiven Eindruck hinterlassen. Natürlich war es nicht ganz ideal, weil er von der Strecke geflogen ist. Das zeigt, dass er noch ein bisschen was zu lernen hat und er muss schauen, dass das weniger passiert.

Nehmen wir an, Nico Hülkenberg wird Testfahrer. Mit Kazuki Nakajima und dir als Einsatzfahrer, fehlt da vielleicht etwas an Erfahrung auf Fahrerseite oder lässt sich das kompensieren?
Nico Rosberg: Es ist sicher nicht ideal; das kann man nicht leugnen. Ich würde behaupten, dass ich mich stark einsetzen werde und auch schon recht weit bin, um dem Team weiterzuhelfen. Aber auch Kazuki hat schon gezeigt, dass er sehr viel Verständnis auf der technischen Seite hat. Da war ich sehr positiv angetan.

Was glaubst du, ist nächste Saison möglich?
Nico Rosberg: Man muss einmal schauen. Es muss einen Schritt nach vorne gehen. Ob das möglich ist, muss man einmal sehen. Es wird sicher schwierig, denn man hat ein Weltmeister-Team wie Renault vor sich oder auch BMW. Die sind keine Nasenbohrer. Deswegen wird es nicht einfach, aber das Team muss ein oder zwei Schritte nach vorne machen. Ob es möglich ist, werden wir sehen.

Wird es ohne Traktionskontrolle im kommenden Jahr mehr Spaß machen oder schwieriger sein?
Nico Rosberg: Es macht viel mehr Spaß. Es ist echt toll. Es gibt diese Pattstellung nicht mehr, die man durch die Traktionskontrolle hatte. Jetzt ist es wirklich der Fahrer und aus. Es ist toll, aber es ist auch schwieriger. Man muss sich erst daran gewöhnen, besonders wenn es regnen wird. Das wird beim ersten Mal recht schräg sein, glaube ich. Mir gefällt es aber.