Der Circuit de Nevers gilt als Retortenkurs. Als zusammenkopierte, topfebene Strecke ohne eigene Seele. In diesem Jahr zeigte der bei den Fahrern durchaus beliebte Kurs noch einmal sein wahres Gesicht. Magny Cours ist kein Kurs aus der Retorte - es ist ein Schachbrett. Hier zelebrierten Michael Schumacher und Ferrari 2004 eine siegreiche Vierstoppstrategie, wie sonst als mit einem Boxenstopp hätte der achte Saisonlauf also entschieden werden sollen?

Mit zwei Stopps zum Sieg

Mit Kimi Räikkönen sollte erstmals in diesem Jahr nicht der Fahrer gewinnen, der als Erster aus der ersten Kurvenkombination herauskam. "Ich versuchte mit Felipe mitzuhalten, aber ich wusste, dass ich später stoppen würde", war dem Finnen schon früh klar, dass der Sieg nur über die Strategie führen würde. Beim ersten Stopp kam Räikkönen nicht an seinem Teamkollegen vorbei. "Ich hatte Verkehr und konnte ihn nicht überholen", sagte er.

Bei Massa sollte es genau umgekehrt laufen. "Im 1. Stint war ich vor Kimi und hatte freie Fahrt", so Massa. "Deshalb bin ich auch vor ihm wieder rausgekommen." Im 2. Stint fuhr Räikkönen drei Runden länger als der Brasilianer. So wurde das erste und wichtigste Duell des Rennens an der Tankstelle gewonnen - und im Verkehr verloren. "Der Abstand hätte gleich bleiben sollen, aber ich habe viel Zeit im Verkehr verloren. Das hat mich den Sieg gekostet", war sich Massa sicher. "Wenn drei oder vier Autos vor dir sind und miteinander kämpfen, hast du ein Problem."

Die einen kühlen das Benzin, die anderen nehmen den Tankschlauch mit auf die Strecke..., Foto: Sutton
Die einen kühlen das Benzin, die anderen nehmen den Tankschlauch mit auf die Strecke..., Foto: Sutton

Für Lewis Hamilton war der Frankreich GP ein relativ einsames Rennen. Der Brite kam insgesamt dreimal an die Box, fuhr aber meistens mit einem gewissen Respektsabstand hinter dem roten Duo her. Am Ende hatte er rund 30 Sekunden Rückstand auf den Sieger, aber genauso viel Vorsprung auf den Vierten Robert Kubica.

Alonso vs. Heidfeld

Das Duell des Rennens lieferten sich Nick Heidfeld und Fernando Alonso. Im ersten Stint duellierten sie sich mehrmals, Alonso ging sogar einmal vorbei, aber Heidfeld konnte sofort kontern. Im zweiten Stint das gleiche Spiel: wieder lief Alonso auf Heidfeld auf, wieder lieferten sie sich ein heißes Duell. Diesmal fand der Weltmeister einen Weg vorbei; viel geholfen hat es ihm nicht. Im letzten Stint tauchte Heidfeld wieder vor dem Spanier auf.

"Ich hatte alle Hände voll zu tun, ihn hinter mir zu halten", sagte er. "Es war unheimlich spannend, er hat es öfter versucht, ich bin ab und zu Kampflinie gefahren, aber einmal ist er durchgeschlüpft." Der Deutsche fuhr auf Platz 5 ins Ziel. Alonso versuchte sich dahinter mehrfach an Giancarlo Fisichella, kam jedoch nicht an ihm vorbei. Mehr als Platz 7 war für den Champion nicht drin.

Der spektakulärste Zwischenfall des Rennens ereignete sich in der Box. Christijan Albers übersah den Lollipop, fuhr einfach los und riss den Schlauch aus der Tankanlage. Ausgangs der Boxengasse stellte er den Spyker samt Tankrüssel ab. "Ich dachte, dass der Lollipop hochgehen würde", sagte Albers. "Der hat wohl holländische Zuchttomaten auf den Augen", kommentierte Christian Danner die Szene. "So weit ich informiert bin, darf man nicht fahren, wenn der Lollipop unten ist."