McLaren und Renault, zwei ehemalige Weltmeisterteams, zwei Teams mit Spionen in ihren Reihen. McLaren wurde zu einer 100 Millionen Dollarstrafe und der Aberkennung aller WM-Punkte verurteilt, Renault wurde schuldig gesprochen, aber nicht bestraft. Die versammelte F1-Welt fragt sich: Wieso? "Wir haben im Fall von Renault genauso entschieden wie bei McLaren in der ersten Weltratssitzung am 26. Juli. Das Team hat Paragraf 151c verletzt, es gibt aber keine Beweise, dass die Informationen, die der frühere McLaren-Ingenieur Phil Mackereth mit zu Renault brachte, die Weltmeisterschaft in irgendeiner Weise beeinflusst haben", antwortete FIA-Präsident Max Mosley im Interview mit der auto, motor und sport. Genau das hatte der World Council auch in seiner Urteilsbegründung geschrieben.

McLaren sei bestraft worden, weil sie behauptet hatten, dass die Information ausschließlich zu Mike Coughlan geflossen seien. Später stellte sich jedoch heraus, dass mehr Leute von McLaren involviert waren, dass SMS und E-Mails ausgetauscht wurden. "Komischerweise immer mit einer Häufung kurz vor einem Grand Prix", fügte Mosley hinzu. "Renault hat von Anfang an zugegeben, dass die Informationen in einem größeren Kreis unter den Ingenieuren diskutiert wurden." Zudem seien die vier Zeichnungen, die Renault besaß, nicht benutzt respektive irrelevant gewesen. "McLaren wurde nicht deshalb bestraft, weil Coughlan ein 780 Seiten starkes Dokument von Ferrari in seinen Händen hatte. Wir haben sie bestraft, weil der dringende Verdacht besteht, dass sie versucht haben, bestimmte Informationen daraus zu ihrem Vorteil zu nutzen." Noch immer bleibt es aber bei einem Verdacht.

Weitere Unterschiede sieht Mosley bei der Menge der vorhandenen Informationen. So habe Phil Mackereth nur 11 Disketten zu Renault mitgebracht, während Mike Coughlan zwei CD's besaß und weitere Informationen auf elektronischem Wege einholte. Auch die Gespräche der Renault-Ingenieure und jene zwischen Coughlan und Pedro de la Rosa unterscheidet Mosley. "Die Dinge, über die da diskutiert wurden hatten keinerlei Relevanz für das diesjährige Auto und können so auch nicht die WM beeinflusst haben." Coughlan habe mit de la Rosa hingegen über Rennstrategien gesprochen.

Als neue F1-Seuche sieht Mosley die Spionage aber nicht. Wenn man nicht eingegriffen hätte, wäre sie das seiner Meinung nach vielleicht geworden. "Jeder weiß jetzt, dass wir einschreiten, wenn wir das Gefühl haben, ein Datentransfer beeinflusst die Weltmeisterschaft. Wir haben bei McLaren und Renault absolut gleiches Maß angelegt."