"Ich werde 2008 auf jeden Fall in der Formel 1 sein, da könnt ihr euch sicher sein. Es ist schön, dass ihr euch so viele Gedanken über meine Zukunft macht, aber ich fahre nächstes Jahr sicher Formel 1." Diese Sätze könnten von jedem beliebigen Grand Prix aus der abgelaufenen Formel 1-Saison stammen. Von Melbourne bis Sao Paulo vertröstete Ralf Schumacher die Journalisten mit einer Entscheidung über seine Zukunft und beruhigte sie gleichzeitig damit, dass er eh schon mindestens einen Platz für 2008 sicher habe.

Am Donnerstag saß er nun zum letzten Mal im Jahr 2007 und vielleicht zum letzten Mal in seiner F1-Karriere in einem F1-Boliden, einem burgunderroten Force India, den er sich in dieser Woche mit sechs weiteren Fahrern teilen muss. Doch die Zwangs-WG ist für Ralf nicht der letzte Ausweg, beim langsamsten Team der vergangenen Saison doch noch Unterschlupf zu finden. "Der einzige Grund, warum ich heute hier bin, ist, dass ich Vijay einen Gefallen tun wollte, sein Auto zu fahren", verriet Ralf. "Das wurde schon vor drei oder vier Monaten arrangiert. Es wurde nie darüber gesprochen, dass ich hier fahren könnte - ich bin nur hier, weil ich es für Vijay mache. Das ist der einzige Grund. Jetzt gehe ich heim."

Das könnte Ralf möglicherweise wörtlich und endgültig meinen. "Ich hatte keine großen Erwartungen, ich wusste, wie das Auto in diesem Jahr abgeschnitten hatte. Ich kam hierher, um Spaß zu haben. Das Team hat gute Arbeit geleistet, es hat gute Ingenieure, es hat Spaß gemacht, mit ihnen zu arbeiten." Zu Anfang war es nicht ganz einfach für ihn, sich an das Auto und die Fahrweise ohne Traktionskontrolle zu gewöhnen, aber auch das bekam Ralf hin. Am Nachmittag verhinderten einige rote Flaggen, dass er über den 20. und letzten Rang der Zeitenliste hinaus kam. "Dennoch hatte ich einen guten Long Run. Es war ein schöner Tag, eine schöne Möglichkeit, in einem anderen Auto zu fahren, etwas anderes zu sehen. Es war ein schönes kleines Auto, sicher kein Siegauto, aber es hat einige gute Teile."

Ralfs letzte Boxentafel in der Formel 1?, Foto: Sutton
Ralfs letzte Boxentafel in der Formel 1?, Foto: Sutton

Wie es weitergeht, weiß Ralf, entgegen seinen Beteuerungen während der Saison, selbst noch nicht. "Ich habe noch keine Ahnung. Vielleicht fahre ich irgendwo, vielleicht bleibe ich daheim. Jetzt feiere ich erst mal Weihnachten und Silvester, dann entscheide ich, was ich mache." Seit seinem Abgang bei Toyota stand für ihn fest, dass er ab sofort nur noch das machen wird, was ihm Spaß bereitet. "Ich wusste immer: nach Toyota würde ich nur etwas machen, dass für die Zukunft viel versprechend wäre." Nur der Force India-Test zählte nicht dazu, er war ein reiner Freundschaftsdienst für Vijay Mallya. "Ich mag es, ein F1-Auto zu fahren, ich hatte nichts Besseres zu tun, also warum nicht? Ich habe meine F1-Karriere vor elf Jahren mit diesem Team begonnen, es war eine schöne Erfahrung."

Vielleicht beendete Ralf seine F1-Karriere nun auch bei diesem Team, auch wenn es mittlerweile nicht mehr von Eddie Jordan geführt wird. "Es ist alles möglich", wiederholt er seine Aussichten für 2008. "Ich habe für die Hälfte der Saison darüber nachgedacht. Wenn ich mit einem Team etwas erreichen kann, dann mache ich es vielleicht, wenn nicht, bleibe ich daheim. Ich habe den Tag heute genossen, aber es gibt noch ein paar andere Chancen, die ich mir ansehe." Welche das sind, wollte oder konnte er nicht kommentieren. "Es könnte das letzte Mal gewesen sein, dass ich gefahren bin. Ich weiß es nicht. So ist es eben", sprach Ralf Schumacher um exakt 18:18 Uhr seine womöglich letzten Worte als Formel 1-Pilot.