Der Wirbel um die Spionageaffäre zwischen Renault und McLaren ließ kurz vor der Zusammenkunft des Weltmotorsportrates (WMSC) etwas anderes in den Hintergrund rücken: Nicht nur Renault sitzt heute auf der Anklagebank des FIA-Rates, auch McLaren muss sich nochmals wegen Spionage verantworten. Trotz der Rekordstrafe von 100 Millionen Dollar und des Abzugs aller Konstrukteurspunkte der vergangenen Saison wird McLaren vom Spionagefall um Nigel Stepney und Mike Coughlan nochmals eingeholt. Als der WMSC im September das Urteil gegen die Silberpfeile verkündete, behielt er sich das Recht vor, weitere Sanktionen folgen zu lassen, sollte sich herausstellen, dass geistiges Eigentum von Ferrari in die Entwicklung des McLaren-Boliden für 2008 geflossen ist.

So wird heute nicht nur über die Schuld von Renault entschieden, auch die Entwürfe für den MP4-23 stehen in dieser Woche auf dem Prüfstand. Anfang November stellte ein Team von unabhängigen Experten die McLaren-Fabrik auf den Kopf, um sicherzustellen, dass die geheimen Ferrari-Daten im Besitz des ehemaligen McLaren-Chefdesigners Mike Coughlan nicht für die Entwicklung des neuen Autos benutzt wurden. Dabei wurden die Computer in der Zentrale sowie Designaufzeichnungen untersucht und mehrere Kisten mit Daten zur weiteren Überprüfung beschlagnahmt.

Sollte der WMSC anhand der Untersuchungsergebnisse heute zu dem Schluss kommen, dass der neue Silberpfeil illegal ist, könnte McLaren mit Minuspunkten in die Saison gehen. Das deutete FIA-Präsident Max Mosley gegenüber der BBC. Allerdings glaubt Mosley, dass es trotz gründlicher Untersuchungen schwierig wird, dem Team etwas nachzuweisen, da man maximal Ferrari-Ideen im Konzept des McLaren Boliden finde werde, jedoch kaum ein komplett von der Scuderia entwickeltes Teil. "Es wird nicht einfach etwas zu finden. Doch auf der anderen Seite werden wir auf Quellen zurückgreifen, die uns die größtmöglichen Chancen ermöglichen, etwas zu finden", sagte Mosley.

Auch Formel 1-Boss Bernie Ecclestone will eine Strafe nicht ausschließen, wie er kürzlich in einem Interview mitteilte. Allerdings hoffe auch er auf einen Freispruch. Damit wäre zumindest für McLaren die Spionageaffäre endgültig abgeschlossen.