Im Rahmen der gerade laufenden Tests in Jerez wurden erstmals die für 2009 vorgesehenen Slicks von Reifenhersteller Bridgestone getestet. Betrachtet man ein fahrendes Formel-Fahrzeug bei niedriger Geschwindigkeit und ignoriert den noch sehr geringen Einfluss des generierten Abtriebs, so ist die einzige auf die Laufflächen der Reifen wirkende Kraft, die dynamische, durch das Gewicht des Fahrzeuges erzeugte Gewichtskraft (FN).

Im niedrigen Geschwindigkeitsbereich (also bei nahezu gleichbleibender Normalbelastung der Lauffläche) kann bei Slicks eine höhere Seitenführungskraft durch den zusätzlichen Verzahnungseffekt zwischen Reifen und Fahrbahn generiert werden, was der Kurvengeschwindigkeit und Beschleunigung aus engen Kurven heraus zugute kommt.

Diese Kräfte wirken auf den Reifen., Foto: adrivo Sportpresse
Diese Kräfte wirken auf den Reifen., Foto: adrivo Sportpresse

Aufgrund des fehlenden Profils bei Slicks entsteht bei gleichbleibender Laufflächenbreite eine größere Kontaktfläche zwischen Fahrbahn und Reifen. Berücksichtigt man nun noch den Einfluss der Aerodynamik, also der von der Geschwindigkeit abhängigen Normalkraft auf die Aufstandsfläche des Reifens (Fahrzeuggewicht + generierter Abtrieb), so kann mit einem Fahrzeug auf Slicks bei deutlich weniger stark angestellten Flügeln die gleiche Kurvengeschwindigkeit erreicht werden wie bei einem Fahrzeug auf Rillenreifen und steiler angestellten Flächenelementen.

Das aerodynamische Potential eines Fahrzeuges kann bei einem slickbereiften Fahrzeug also bis zu einem höheren Geschwindigkeitsbereich ausgenutzt werden.

Eine der Kehrseiten und gleichzeitig das Hauptproblem der Slicks ist der rasche Temperaturabfall auf nasser und/oder kalter Strecke. Durch die erhöhte Kontaktfläche kann bei gleichem Zeitrahmen mehr Wärme abgeführt werden als bei Rillenreifen. Bei nasser Fahrbahn tendieren die Slicks zudem deutlich früher zu Aquaplaning als ihre profilierten Vorgänger. Höhere Ansprüche an den Piloten stellen die Slicks demnach auf jeden Fall.

Der Grenzbereich zwischen Haftung und Haftungsverlust ist deutlich schmaler als bei Profilreifen. Bricht das Fahrzeug aus, also verliert der Reifen die Haftung zur Fahrbahn, geschieht das zwar deutlich später, aber dafür erheblich schneller als bei Rillenreifen. Dem Fahrer bleibt somit weniger Zeit zu reagieren.