Worum geht es?

"Die Teamrepräsentanten wurden aufgefordert, zur Anklage Stellung zu nehmen, dass das Renault F1 Team, im Verstoß gegen Artikel 151c des Internationalen Sportcodes, von September 2006 bis Oktober 2007 geheime Dokumente und Informationen des Vodafone Mclaren Mercedes Teams besessen haben soll", hieß es in einer Pressemitteilung der FIA vom 8. November dieses Jahres. Schon während der Saison waren Meldungen aufgekommen, wonach auch bei den Franzosen ein Spionagefall vorgekommen sein soll. Zu diesem Zeitpunkt wurde das aber nicht weiter verfolgt.

Was sind die Anschuldigungen seitens McLaren?

Geheime Daten sind heutzutage nicht mehr allzu geheim., Foto: Sutton
Geheime Daten sind heutzutage nicht mehr allzu geheim., Foto: Sutton

McLaren Mercedes, seinerseits nicht unerfahren in Spionagefällen, gab im Vorfeld der Verhandlung einige Informationen an die Presse heraus, die das Team am Vorabend der Anhörung in Monaco noch einmal korrigierte und damit einige Fehler beseitigte. So sollen nach Angaben von McLaren 13 Renault-Angestellte 18 Zeugenaussagen getätigt haben, deren Inhalt besagt, dass 9 von ihnen technische Informationen von McLaren gesehen und darüber diskutiert haben. Nur Phil Mackereth und ein weiterer Mitarbeiter sollen die Daten auf dem Computer des Ex-McLaren-Mitarbeiters gesehen haben. Die anderen sieben Renault-Angestellten sollen sie auf Ausdrucken zu Gesicht bekommen haben.

Die Informationen wurden von einem ehemaligen McLaren-Mitarbeiter, namentlich Phil Mackereth, auf 11 Computerdisketten kopiert, die wiederum von Renault IT-Mitarbeitern im September 2006 in das Renault-Computernetzwerk eingespeist worden sein sollen. Von dort zog sich Mackereth eine Kopie auf seinen PC. Ein Back-Up von Mackereth's Verzeichnissen wurde auf eine nicht bekannte Anzahl an Renault Servern respektive Datenträgern angelegt.

Im Gegensatz zu der ersten Angabe von McLaren enthielten die 11 Computerdisketten nicht 780 McLaren-Zeichnungen, sondern wurden davon 762 Seiten ausgedruckt. Insgesamt befanden sich auf den 11 Disketten 18 technische Zeichnungen, wobei Mackereth zugegeben haben soll, dass er auch Ausdrucke der Zeichnungen der McLaren-Dämpfer mitgenommen habe. In der ersten Stellungnahme hatte McLaren mitgeteilt, dass die technischen Blueprints die kompletten Zeichnungen der McLaren-Boliden von 2006 und 2007 enthielten. Auch das stellte das Team auf Wunsch der FIA klar. "Die McLaren Zeichnungen plus ein Spezialdokument, welches Mr Mackereth mitnahm, ergänzen sich zu einem fundamentalen Layout des 2007er McLaren", heißt es in einem Presseschreiben des Teams. Darin seien auch technische Details über innovative und leistungssteigernde Systeme enthalten.

Was sagt Renault dazu?

Einen Tag nach Bekanntwerden der FIA-Vorladung reagierte Renault mit einer Presseaussendung. Darin gab das Team zu, dass ein ehemaliger McLaren-Ingenieur namens Phil Mackereth bei seinem Wechsel zu Renault einige alte Disketten mitgebracht habe. Diese enthielten einige Zeichnungen und technische Entwürfe. Renault erfuhr eigenen Angaben zu Folge am 6. September vom Vorhandensein dieser Informationen im eigenen System, in welches sie von Mackereth hochgeladen wurden. "Das geschah ohne Wissen eines Verantwortlichen innerhalb des Teams", stellte Renault in dem Presseschreiben klar. Allerdings hatte Mackereth einige Kollegen in Form von Zeichnungen auf die Informationen hingewiesen.

Adrian Newey hütet seine Zeichnungen höchstpersönlich., Foto: Sutton
Adrian Newey hütet seine Zeichnungen höchstpersönlich., Foto: Sutton

Die Zeichnungen enthielten vier grundlegende Systeme, die von McLaren benutzt wurden: das interne Tanklayout, das Layout der Gangschaltung, des Massedämpfers und eines Aufhängungsdämpfers - soweit die Angaben von Renault. Allerdings habe man keine der Informationen für das eigene Auto verwendet. Im Falle des Massedämpfers sei dieser ohnehin schon von der FIA als illegal erklärt worden, was Renault auch für den besagten Aufhängungsdämpfer vermutet. Sobald das Team Wind von den McLaren-Informationen in den eigenen Reihen bekam, löschte man die Daten aus dem System und begann eine interne Untersuchung. Zudem informierte man sofort die FIA und das McLaren Team. Seitdem hielt man beide Parteien permanent auf dem Laufenden. Der besagte Ingenieur wurde von seinem Amt enthoben und suspendiert. Die Originaldisketten beschlagnahmt und an McLaren zurückgegeben. Renault habe auch Experten der FIA und von McLaren dazu eingeladen, ihre Systeme auf etwaige Daten zu untersuchen.

"Wir haben Max Mosley alle Informationen, Beweise und Aussagen aller unserer Ingenieure übergeben, die besagen, dass wir niemals ein McLaren-System in unserem Auto benutzt haben", betonte Teamchef Flavio Briatore. "Wir haben Zeugenaussagen aller involvierten Ingenieure und alle sagen kategorisch, dass das Material keinen Einfluss auf das Design unseres Autos hatte." Solche Aussagen des gesamten Technikerstabes hatte auch McLaren Mercedes - sie wurden trotzdem bestraft.