Es war seine zweite Erfahrung mit Force India und sie sollte dazu beitragen, dass er im kommenden Jahr wieder in den Startaufstellungen der F1-Welt zu sehen ist. Und Christian Klien legte seine Ausfahrt in Jerez auch so an, dass er keine Zweifel darüber aufkommen ließ, was sein Ziel ist. "Ich habe ordentlich getestet und will wirklich wieder Rennen fahren. Es war schon in Barcelona ein guter Test und auch heute, denke ich. Es lief ganz gut und es ging darum, sich an das Team, das Auto und alles Andere zu gewöhnen", sagte der Österreicher am Mittwochabend. Die Arbeit gestaltete sich dabei mehr oder weniger als Routine. Er machte sich daran, das Auto besser zu machen, mit dem Team zusammenzuarbeiten und im Endeffekt auch ein paar schnelle Runden zu drehen.

Nach eigenem Ermessen war ihm das ganz gut gelungen und im Gegensatz zu anderen, meinte Klien auch, dass die Rundenzeiten sehr wohl wichtig sind - allerdings in einem anderen Kontext als nur mit Blick auf die Zeitenliste. "Rundenzeiten sind immer wichtig. Es ist nur schwer zu wissen, was andere Teams machen. Man kann sagen, wir waren heute Siebte, aber das ist recht sinnlos, weil wir auf einem anderen Programm waren als die anderen Teams. Im Team weiß man aber, was eine gute Rundenzeit ist und was nicht", erklärte er. Und da das Team weiß, was die Rundenzeiten bedeuten, wusste Klien auch, in wessen Händen seine rennfahrerische Zukunft nun liegt. "Es liegt am Team. Ich habe mein Bestes gegeben, mit dem Team gearbeitet und ihnen so viele Informationen geliefert, wie möglich."

Gesammelt hat er die Informationen unter anderem auf einem Longrun, der 15 Runden dauerte. Dabei durfte er erkennen, dass die Strecke in Jerez ohne Traktionskontrolle noch etwas anspruchsvoller ist als Barcelona, weil es mehr langsame Kurven gibt. Vor allem auf die Hinterreifen musste er achten, da die recht schnell abbauen - speziell wenn es so warm ist wie am Mittwoch. "Man hat auch keine Motorbremse, die Hinterräder blockieren also öfter. Wenn die Reifen älter werden, blockieren sie noch mehr, wodurch mehr Hitze entsteht und es wird noch schwerer", sagte Klien.

Die Zukunft liegt in der Hand des Teams, Foto: Sutton
Die Zukunft liegt in der Hand des Teams, Foto: Sutton

Mehr Spaß machte es ihm aber trotzdem, da es nun wieder mehr in den Händen der Fahrer liegt. "Das ganze Paket ist natürlich wichtig, aber es ist leichter, einen Fehler zu machen. Man muss sich mehr konzentrieren, wenn man fährt", meinte er. Und noch etwas bekam der Österreicher, um ein wenig Spaß zu haben. Auch er durfte mit Slicks ausrücken und genoss die Eindrücke. "Slicks machen viel Spaß. Das Auto ist viel schneller", erzählte er. Allerdings musste er einräumen, dass sich noch einiges ändern wird, bis die Slicks wirklich ihr Comeback feiern. Durch die neuen Aerodynamik-Regeln werden die Autos dann wieder langsamer sein. "Mit den aktuellen Regeln ist es aber wirklich schnell. Man hat überall mehr Grip. Man bremst später und hat mehr Geschwindigkeit in der Kurve und viel bessere Traktion."

Besonders hart war der höhere Grip vor allem am Genick, wirklich beängstigend waren die Reifen laut Klien aber auf der Outlap. "Die Reifen sind kalt, aber am Ende der Outlap sind sie schon warm. Man kann also schon auf der ersten Runde pushen." Was er aber bemerken musste, war, dass die Reifen trotz der größeren Kontaktfläche mit dem Asphalt ähnlich schnell überhitzen wie die Rillenreifen. Zwar geht es bei den gerillten Pneus schneller, aber nach fünf, sechs Runden sei es auch mit Slicks der Fall. "Jerez ist sehr hart für die Hinterreifen, man konnte es spüren. Der Abbau ist ähnlich wie auf den Rillenreifen", erklärte Klien.

Aufwärts geht es nach seinem Eindruck dafür mit der Mannschaft von Force India. Bereits in Barcelona sei festzustellen gewesen, dass es vorwärts ging. "Als erfahrener Pilot findet man viel und kann das Auto schnell verbessern. Denn es gibt ein paar Dinge, die erfahrene Piloten von anderen Autos wissen. Zunächst kann man einen großen Schritt machen, aber wenn man den Anderen näher kommt, wird es immer schwerer", meinte er. Potential sieht er jedenfalls bei seinem Wunscharbeitgeber und die Mechaniker und Ingenieure seien sehr professionell, betonte Klien. Ob er weiter mit ihnen arbeiten darf, wird er bald erfahren.