Schon gestern meldete sich mit Kimi Räikkönen der Weltmeister aus dem Winterurlaub zurück, heute stieg mit McLaren-Pilot Lewis Hamilton auch der Vizeweltmeister erstmals seit dem Saisonfinale wieder ins Auto. 73 Runden war Hamilton unterwegs und holte sich mit einer Zeit von 1:19.371 die Tagesbestzeit. Damit war er knapp sechs Zehntel schneller als David Coulthard, der als Zweitplatzierter auf Slicks unterwegs war.

Auch ein Wunderkind muss sich erst an den Wegfall der Traktionskontrolle gewöhnen, Foto: Sutton
Auch ein Wunderkind muss sich erst an den Wegfall der Traktionskontrolle gewöhnen, Foto: Sutton

"Ich habe mein Auto vermisst", meinte Hamilton, der zum ersten Mal ohne Traktionkontrolle fuhr. "Es hat Spaß gemacht. Es fühlt sich ziemlich anders an und natürlich muss man seinen Fahrstil daran anpassen. Aber in der GP2 gibt es auch keine Fahrhilfen, deswegen habe ich noch relativ frische Erfahrung damit", erinnerte sich der 22-jährige. Diese Erfahrung schützte Hamilton jedoch nicht vor einem Dreher am Morgen. Schon eine halbe Stunde nach Testbeginn musste sein Silberpfeil aus dem Kiesbett geborgen werden.

Der Abflug von Hamilton bedeutete jedoch nicht die erste rote Flagge des Tages. Sein alter Widersacher aus der GP2-Serie, Nelsinho Piquet, kam schon auf seiner Installationsrunde um 9:03 Uhr von der Strecke ab und beschädigte sich dabei das Auto. "Es war etwas frustrierend, dass ich heute morgen Zeit auf der Strecke verloren habe. Aber das Team hat einen großartigen Job gemacht und das Auto noch vor der Mittagspause wieder fertig gemacht", sagte Piquet. Die übrigen vier Unterbrechungen wurden allesamt durch technische Defekte (Heidfeld, Vettel, Webber, Rosberg) verursacht. Piquet war wieder als Einzelkämpfer für Renault unterwegs, da die Franzosen ihr Limit an Testkilometern schon fast ausgeschöpft haben. Am Ende sortierte er sich auf Platz sechs der Zeitenliste ein (1:19.982, 71 Runden).

Auf Platz drei und vier postierten sich fast zeitgleich beide Ferraris, wobei Felipe Massa (1:19.761, 97) einen Tick schneller als Räikkönen war (1:19.779, 87). Fünftschnellster war der zweite Silberpfeil-Pilot Pedro de la Rosa (1:19.887, 62). Durch den Einsatz der Slicks sind die Rundenzeiten in dieser Woche noch schwerer zu vergleichen als ohnehin bei Testfahrten.

Nick Heidfeld war wieder mit Slicks und wenig Downforce auf der Strecke, Foto: Sutton
Nick Heidfeld war wieder mit Slicks und wenig Downforce auf der Strecke, Foto: Sutton

So brannte Nick Heidfeld gestern auf den profillosen Reifen die Bestzeit in den Asphalt. Auch heute war der BMW-Sauber Pilot wieder auf Slicks auf der Strecke, doch diesmal wurde er Letzter (1:22.875, 93). Der Grund: Heidfeld testete ein Low-Downforce-Setup, das ebenso wie die profillosen Reifen 2009 eingeführt werden soll. Teamkollege Robert Kubica fuhr mit normalen Setup auf Platz zehn (1:20.487). Gemeinsam mit Toyota-Testfahrer Kobabyashi war der Pole heute der fleißigste Fahrer im Feld. Beide spulten 118 Runden ab.

Gut vergleichbar waren hingegen die Zeiten von Christian Klien und Giancarlo Fisichella, die heute beide auf Slicks für das zweite Force India-Cockpit schaulaufen durften. Schon in Barcelona distanzierte Klien Vitantonio Liuzzi, im Duell mit Fisichella unterstrich der Österreicher abermals seinen Anspruch auf den freien Platz im Team. Der Österreicher fuhr auf Platz sieben (1:20.187, 83) und war drei Zehntel schneller als der Italiener auf Platz neun (1:20.470, 102). Dennoch war auch Fisichella zufriedener als am Vortag. "Unglücklicherweise hatte ich Verkehr auf meiner besten Runde", erklärte er den Rückstand auf Klien in bester Ralf-Schumacher-Manier. Der darf übrigens morgen sein Glück versuchen.

Zwischen den beiden Kontrahenten von Force India platzierte sich Sebastian Vettel (1:20.398, 57), der sich zusammen mit seinem französischen Namensvetter Sebastien Bourdais (P12, 1:20.162, 75) weiter um die Einstellung der neuen Einheitselektronik kümmerte.

Andi Zuber saß im Super Aguri., Foto: Sutton
Andi Zuber saß im Super Aguri., Foto: Sutton

Während bei Williams zwei Sebastians im Auto saßen, ließ Williams zwei Nicos testen. Neben Stammfahrer Nico Rosberg (P13, 1:20.671, 66) durfte Nico Hülkenberg zum zweiten Mal im FW29 Platz nehmen und zog sich wieder achtbar aus der Affäre. Der 20-jährige landete auf Platz 16 und war nur fünf Zehntel langsamer als Rosberg. "Hülkenberg hat in den letzten zwei Tagen einen guten Job gemacht und uns nützliches Feedback gegeben", lobte Testteam-Manager Dickie Stanford.

Für Toyota war wieder Timo Glock im Einsatz. Zwar legte der Odenwälder nur 54 Runden zurück, da auch die Japaner bereits an am 30.000-Kilometer-Testlimit kratzen, dennoch fuhr Glock immerhin die elftschnellste Zeit (1:20.523). "Timo hat uns wieder mit seinem Feedback und seiner Pace beeindruckt", lobte Technikdirektor Pascal Vasselon. "Er hat einige wertvolle Beobachtungen gemacht, die uns 2008 helfen werden und hat schon jetzt zu direkten Verbesserungen beigetragen."

Für die Testkombination Honda/Super Aguri waren heute Rubens Barrichello, Anthony Davidson und Andi Zuber im Einsatz. Der Steirer konnte sich wie schon in Barcelona für ein Testcockpit beim Werksteam empfehlen und war heute als 14. sogar der Schnellste dieses Trios (1:20.897, 109).