Wie würdest du die Abschaffung der Traktionskontrolle aus Fahrer- und Sicherheits-Sicht einschätzen?
Mark Webber: Für den Fahrer ist es sicher eine größere Herausforderung. Als wir die elektronischen Hilfen hatten, passierte das Übliche in der Formel 1. Die Techniker sind sehr clever, es einem leichter zu machen. Und leichter bedeutet schneller. Sie machen es so leicht wie möglich, damit man so schnell wie möglich ist. Das ist in den vergangenen sieben oder acht Jahren bei diesen Systemen passiert.

Jetzt ist das alles weg. Es ist nicht so schlimm, wie ich zunächst gedacht hatte. Wie gesagt, es ist etwas herausfordernder für den Fahrer. Der Fokus liegt etwas mehr auf der Konzentration. Keine Frage, es ist nicht so sicher. Es wird mehr Zwischenfälle geben, vor allem bei nassen Bedingungen. Es wird auch Probleme damit geben, dass Autos nicht aus der Startaufstellung kommen und wohl mehr Unfälle. Es gibt dem Fahrer aber ein wenig seiner Kunstform zurück. Es ist also gut.

Marc Gene hat gestern gemeint, dass es ein Problem werden könnte, wenn bis Saisonbeginn kein Test im Regen stattfindet und die Fahrer unvorbereitet in ein Regenrennen müssen. Stimmst du dem zu?
Mark Webber: Ich bin mir sicher, dass wir einen verregneten Test haben werden. Es wird regnen, irgendwo in Spanien. Valencia ist ein heißer Kandidat. Es wird aber sehr, sehr knifflig werden.

Diese Woche wird auch mit Slicks getestet. Was denkst du über ihre mögliche Rückkehr?
Mark Webber: Auf eine Art ist es gut. Die Leute sind in diesem Sport in ihrer Denkweise manchmal etwas altmodisch. Wir müssen uns ansehen, was wir im Sport wollen. Wollen wir viele Überholmanöver und darüber die Rundenzeiten außer Acht lassen? Denn ich denke immer noch, dass die wichtigste Sache für das Überholen nicht die Reifen sind. Das Wichtigste ist die Aerodynamik. Die Reifen sind recht wichtig, aber die Aerodynamik ist im Moment alles, um bei Rennen schnell zu sein und überholen zu können.

Für Mark Webber sind Slicks nicht die ultimative Lösung, Foto: Sutton
Für Mark Webber sind Slicks nicht die ultimative Lösung, Foto: Sutton

Wenn wir 2009 auf die Slicks gehen, wie vorgeschlagen, dann ist das nett. Wenn sie aber den Abtrieb stark reduzieren, so wie sie das wollen, werden die Rundenzeiten stark abfallen - vielleicht um die zwei bis vier Sekunden. Bedeutet das, dass die Grands Prix etwas langsamer sind, wir aber in der gleichen Position? Werden wir dann überholen können? Wir wissen das nicht, bis wir dort angelangt sind. Es ist sehr nett, über all diese Dinge zu reden, aber man muss sehen, ob sie funktionieren. Das ist die Antwort, die niemand wirklich hat.

Glaubst du aber, dass die Slicks besser auszurechnen sind, besser zu kontrollieren?
Mark Webber: Ja, das macht es für den Fahrer leichter. Das ist aber wieder nicht so gut für das Überholen.

Die Gerüchte um Fernando Alonso und Red Bull hast du ja mitbekommen. Wie gut war es für dich, dass deine Chefs diese sehr schnell dementiert haben und betont haben, dass du im nächsten Jahr sicher im Auto sitzt?
Mark Webber: Ich wusste das schon, bevor ich nach Australien geflogen bin. Das Team hat mir gesagt, dass ich bleibe, egal was passiert. Ich war sehr entspannt und wusste, dass für mich alles in Ordnung ist. Ich muss mich jetzt nur um mich selber sorgen. Ich war in Australien sehr entspannt, hatte eine gute Zeit und tat, was ich tun wollte. Wen auch immer das Team in das andere Auto setzt, ist nicht mein Problem.

Es muss dich aber auch motiviert haben, dass das Team so hinter dir steht?
Mark Webber: Natürlich. Als ich nach der Saison mit Christian Horner gesprochen habe, war das eine nette Unterhaltung. Es war schön, die Saison mit Red Bull zu verbringen und jetzt gibt es einige Dinge, die wir nächstes Jahr erreichen wollen. Es gab einige Sachen in diesem Jahr, die nicht so gut waren, die Zuverlässigkeit und die ganzen Entschuldigungen, die man eben so verwendet. Ich bin kein großer Fan von was, wäre, wenn. Man muss es einfach hinbekommen. Ich war in diesem Jahr oft in Positionen, um gute Ergebnisse zu holen, aber das Auto blieb stehen. Das ist etwas, das ich nicht kontrollieren kann. Ich war sehr zufrieden damit, wie ich in diesem Jahr gefahren bin. Ich war mit meinen Leistungen bei allen Bedingungen sehr glücklich und glaube, ich habe für das Team einen guten Job gemacht. Das bedeutet jetzt aber nichts. Jetzt muss ich das Auto richtig hinbekommen und wieder denselben Job machen.

Das Auto hat zum Saisonende hin wirklich gutes Potential gezeigt. Adrian Newey hat aus dem vergangenen Jahr sicher gelernt, das Team genauso und Geoff Willis ist an Bord. Wo liegt das Potential für nächstes Jahr?
Mark Webber: Wir haben gesehen, dass unsere Entwicklung etwas länger gelaufen ist als bei anderen Teams. Deswegen haben wir vielleicht etwas besser ausgesehen, als wir es bei der Pace wirklich waren. Die Weltmeisterschaft läuft aber nun einmal 17 Rennen und wir haben das Jahr leistungsmäßig gut beendet. Bei der Zuverlässigkeit war es vielleicht nicht ideal. Es ist aber immer gut, wenn man weiß, dass man bei der Pace in die richtige Richtung geht. Man muss das Auto schneller machen, das ist wichtig, damit wir wissen, dass wir richtig unterwegs sind. Was ist also nächstes Jahr möglich. Wir müssen den fünften Platz halten und uns von dort nach vorne bewegen. Wir müssen auf Rang vier und drei schielen, wenn wir das können. Das ist aber nicht so einfach. Man hat zwei Ferrari, zwei McLaren und dann noch BMW und wen auch immer. Es ist echt schwer. Williams ist recht stark und es ist sehr eng.

Red Bull hätte auch schlechter abschneiden können, Foto: Sutton
Red Bull hätte auch schlechter abschneiden können, Foto: Sutton

Red Bull hätte vorige Saison viel schlechter abschneiden können. Wir hatten ein paar glückliche Ergebnisse, wir hatten aber auch viel Pech. Wenn man sich Toyota, Honda oder andere Teams ansieht, die voriges Jahr nicht viel auf die Reihe bekommen haben, dann sieht man, wie leicht es ist, in diesem Sport die Dinge in den Sand zu setzen. Man kann schnell ins Chaos stürzen. Wir müssen aus diesem Jahr lernen und sicherstellen, dass wir nächstes Jahr stärker sind. Das will aber jeder. Es ist wie mit zwei Boxern, die darüber sprechen, wie sie den anderen KO schlagen. Der eine wird nie sagen, dass der andere überlegen ist. Zu dieser Zeit des Jahres hat jedes Team große Pläne. Zum Beispiel Force India, wo es heißt, wir werden dieses und jenes tun. Das macht jedes Team. Im Endeffekt hört der Bullshit am Sonntagnachmittag dann auf und wir sehen, wo wir sind.

Wie genau wirst du dir das erste MotoGP-Rennen der nächsten Saison ansehen? Das wird unter Flutlichtern gefahren und damit ein Anhaltspunkt, wie es in Singapur laufen wird. Interessiert dich das?
Mark Webber: Ja natürlich. Ich war in Australien und habe dort mit ein paar Beleuchtern und Mick Doohan gearbeitet. Dadurch habe ich einiges an Zuversicht für das MotoGP-Rennen in Katar gewonnen. Es ist gut, dass es so stattfindet. Natürlich hoffe ich, dass Casey Stoner gewinnt. Es gibt aber ohnehin schon viele Veranstaltungen bei Nacht. Es gibt NASCAR und viele andere Rennserien, die bei Nacht fahren. Auf den Motorrädern wird das nicht anders. Daraus müssen wir ein wenig lernen und schauen, wie wir das für uns nutzen können.

Die Formel 1 kehrt auch immer mehr auf Straßenkurse zurück. Zu Monaco kommen Singapur, Valencia und dann noch Abu Dhabi dazu. Wie würdest du die Vor- und Nachteile von Straßenkursen zusammenfassen?
Mark Webber: Ich bin ein großer Fan von Straßenkursen, ich komme dort gerne hin. Zumindest, so lange sie professionell gemacht sind. Sie brauchen etwas Charakter. Es muss ein paar Bodenwellen und solche Dinge geben. Das ist auf normalen Straßen einfach so. Solange sie nicht zu wellig oder einfach nur halbherzig gemacht sind, ist es in Ordnung. Sie müssen auch relativ sicher sein. Es kann schon etwas an der Grenze sein. Monaco ist beispielsweise genau an der Grenze, denn dort gibt es gar keinen Platz. Es wird versucht, das zu verbessern. Sie tun, was sie können, es ist aber immer noch sehr gefährlich. Für den Fahrer ist es aber immer noch eine tolle Herausforderung. Singapur und Valencia wird ein anderes Niveau sein. Es wird Überholmanöver geben und auch der Top Speed wird höher sein. Ich denke, man hat verstanden, dass man nicht immer im Nirgendwo fahren kann und den Sport wieder zu den Leuten bringen muss. Das ist der Anfang davon.

Jetzt steht die Testpause bevor. Würdest du lieber weiterarbeiten oder freust du dich auf die Pause?
Mark Webber: Ehrlich gesagt, war ich über den Dezember nicht zu sehr erfreut. Ich freue mich aber schon sehr auf den Januar. Ich will, dass er schnell kommt. Das hier ist wichtige Arbeit, klar. Wir haben in den letzten Tagen viel durch die erledigten Dinge gelernt. Ich bin aber schon darauf gespannt, die ganzen neuen Autos hinaus fahren zu sehen. Der Januar ist immer ein aufregender Monat und im Februar müssen wir dann einfach weiterarbeiten. Wir müssen die wichtigen Arbeiten hinter uns bringen, damit wir in der bestmöglichen Position sind, um den ersten Grand Prix in Melbourne hinter uns zu bringen. Das bezieht sich auch auf die Starts, die Boxenstopps, alles. Wenn man nur einen kleinen Spalt auslässt, dann ist man angreifbar. Es stehen uns ein paar wichtige Wochen bevor. Am Donnerstag waren es noch 100 Tage bis Australien.