Die sechstbeste Zeit des ersten Tages, über 100 Runden abgespult, Sebastien Bourdais konnte eigentlich zufrieden sein. Das war der Franzose auch, als er am Abend schließlich die Beine ein wenig hochlegte und über die Erlebnisse des Dienstags in Jerez plauderte. Dabei betonte er, dass es eigentlich ein normaler Tag war, an dem das Team einige Dinge durchging, die es prüfen wollte. "Wir haben so ziemlich alles abgedeckt, was wir wollten, was gut ist", meinte er.

Die Rundenzeiten waren ihm dabei allerdings völlig egal. "Es ist natürlich immer schön, da vorne drin zu sein, denn niemand will in der Zeitenliste hinten sein. Es ist aber recht irrelevant. Was im Moment relevant ist, ist sich gut zu fühlen, hart zu arbeiten und die Gewissheit zu haben, dass man Verbesserungen macht. Das klare Bild werden wir erst haben, wenn das erste Qualifying in Melbourne zu Ende ist", erklärte er. Seine schnellste Runde kam dabei am Morgen zustande, als die Strecke nach seinen Aussagen in gutem Zustand war und er neue Reifen drauf hatte. Wegen eines Kupplungsproblems war er auf der Outlap schließlich zu langsam, weswegen erst seine zweite gezeitete Runde wirklich schnell war, was eigentlich nicht der Plan war. Egal war es ihm aber so oder so.

Denn im Vordergrund stand wieder einmal die Arbeit mit der Elektronik, wobei Bourdais noch mit der alten ECU unterwegs war - aber auch ohne Fahrhilfen -, während Sebastian Vettel die neue im Auto hatte. "Das ist ziemlich gleich. Wir arbeiten noch daran, dass wir am 2008er-Auto alles richtig hinbekommen, wie die Schnellschaltung zum Beispiel", berichtete der Franzose. Ob es in Barcelona oder in Jerez besser ist, das Fahren ohne Traktionskontrolle zu testen, konnte er nicht genau sagen, denn unterhaltsam war es anscheinend auf beiden Strecken. "Meiner Meinung nach war es auch in Barcelona recht spaßig. Ich hatte dort eine gute Zeit. Ich denke, das Auto ist ohne Traktionskontrolle viel schöner zu fahren. Man dominiert es entweder oder nicht. Mit der Traktionskontrolle fährt man es einfach", erklärte er.

Es gibt viel zu tun, Foto: Hartley/Sutton
Es gibt viel zu tun, Foto: Hartley/Sutton

Was ihn an der Traktionskontrolle vor allem störte, war der Computer, der einen daran hinderte, das zu tun, was man tun wollte. "Ich bin stark gegen Traktionskontrolle. Es ist sehr unspektakulär und hier kann man wenigstens Autos sehen, die herumrutschen, Fahrer, die Fehler machen. Davor war alles unsichtbar, es gab gar keine Fehler. Ich denke also, das ist eine gute Sache", meinte Bourdais.

Neben der Traktionskontrolle sind in Jerez aber auch die Reifen ein Thema. Nicht nur die Slicks werden getestet, sondern auch die Mischung ist eine andere als in Barcelona. "Der Reifengebrauch ist etwas einfacher. Denn mit dem kalten Wetter und den harten Reifen in Barcelona hat man sofort die Temperatur in den Reifen verloren, wenn man langsamer geworden ist. Das war ein kleines Problem. Entweder ist man drauf geblieben oder es war vorbei", sagte Bourdais. Und wenn es vorbei war, dann blieb einem nichts Anderes übrig, als wieder an die Box zu kommen und die Reifen fünf bis zehn Minuten in die Heizdecken zu packen, erklärte er weiter.

Was das Thema Slicks betraf, so wollte sich Bourdais noch nicht festlegen, ob damit eine große Veränderung eintreten wird. "Es hängt immer davon ab, welche Slicks man hat. Es sieht nicht so aus, als ob der Slick so unglaublich mehr Grip hat. Vielleicht sind es eineinhalb Sekunden oder etwas mehr. Das ist natürlich ein schöner Gewinn, aber nicht dramatisch", meinte er. Einige Vorteile konnte Bourdais den Slicks aber nicht absprechen. Da waren für ihn einerseits die bessere Konstanz der Reifen und dann noch der Umstand, dass die Chancen auf Graining gegen Null gehen. "Es hängt aber eben alles davon ab, welche Mischung man bekommt. Wenn sie sehr hart ist, dann wird es auch auf dem Slick nicht unbedingt schneller werden. Es wird aber etwas vorhersehbarer, man kann schöner rutschen und es wird nicht einmal alles OK sein und plötzlich nicht mehr. Mit dem Slick kann man das leichter kontrollieren", betonte er.

Wie sich das am Formel 1-Auto anfühlt, wird in Jerez aber aber nur Vettel ausprobieren dürfen. Denn die Teams haben nur drei Sätze zur Verfügung und damit heißt es haushalten. Von seinem Teamkollegen hat Bourdais eine hohe Meinung, auch wenn er ihn aufgrund seines Alters scherzhaft noch als Kind bezeichnet. "Er ist rund acht Jahre jünger als ich, hat aber für sein Alter schon recht viel Erfahrung in der Formel 1. Er ist schon eine Zeit da, hat für BMW einiges an Testarbeit erledigt und die Saison mit Toro Rosso beendet. Dabei war er auch ganz gut unterwegs. Er ist schnell und weiß einige Dinge, die ich noch nicht weiß", meinte er. Bourdais selbst sieht sich noch in einem Lernprozess, bei dem er sich ins Team integrieren und Schritt für Schritt besser werden muss.

Manches ist relevant, anderes nicht, Foto: Sutton
Manches ist relevant, anderes nicht, Foto: Sutton

Alleine schon deswegen sind für ihn die Zeiten im Moment wenig relevant, auch wenn er verstehen kann, dass für Außenstehende die Rundenzeiten der einzige Anhaltspunkt sind, an dem sie sich orientieren können. "Die wissen nicht, was für eine Benzinmenge gefahren wird, welches Setup getestet wird und so weiter. Es ist also schwer, das abzuschätzen. Aber eigentlich bedeutet es nichts. Heute hatte Sebastian zum Beispiel viele Probleme und ist nicht viel gefahren", erklärte Bourdais.

Für ihn selbst war schwer abzuschätzen, wo es Toro Rosso im kommenden Jahr hinschaffen kann. So war das Saisonende für das Team zwar viel versprechend, aber daraus wollte er nicht auf das nächste Jahr schließen. Denn es ließe sich einfach nicht sagen, wie groß die Schritte der anderen Teams bis zur nächsten Saison sein werden. "Es ist auch für uns schwer, vorherzusagen, was wir durch die ganze Arbeit im Winter an Potential aus dem Auto holen. Wenn man aber in einer Position ist wie wir, dann muss es immer das Ziel sein, unter die Top Ten zu kommen", sagte er. Spätestens wenn man auf dieses Ziel losgeht, werden auch die Rundenzeiten wieder relevant sein.