"Wenn wir es gewollt hätten, hätten wir heute das gesamte Feld überrunden können." (Ron Dennis, McLaren-Teamchef)

"Wir waren heute nicht konkurrenzfähig genug, um zu gewinnen." (Luca Baldisserri, Ferrari-Chefstratege)

So einfach ist die Formel 1: Zwei kurze, prägnante Sätze, die 78 Runden auf einem der anspruchsvollsten Kurse des Rennkalenders perfekt zusammenfassen. "Das Rennen war ein Killer", fügte Norbert Haug hinzu, wobei er sich auf die dominante Performance seiner Fahrer bezog, nicht auf den einschläfernden Rennverlauf an sich. "Wir waren so überlegen, die Jungs haben ohne Ende Stoff gegeben. Unser Speed war bestialisch." Die beiden Silberpfeile fuhren in einer eigenen Liga und jeder glaubte Ron Dennis, als dieser sagte: "Wenn wir es gewollt hätten, hätten wir das gesamte Feld überrunden können. Das war aber nicht unser Ziel. Wir haben die Plätze 1 und 2 akzeptiert und uns auf Kanada konzentriert." Trotzdem hatten am Ende alle bis auf den Dritten Felipe Massa mindestens eine Runde Rückstand auf das silberne Duo.

Da war die Welt für Fernando noch in Ordnung., Foto: Sutton
Da war die Welt für Fernando noch in Ordnung., Foto: Sutton

So überschwänglich die Freude bei den einen war, so tief waren die Sorgenfalten bei den anderen. "Wir sind natürlich nicht so glücklich, da wir um den Sieg mitfahren wollten", gestand Stefano Domenicali. Aber wir wussten von Anfang an, dass McLaren hier stärker sein würde", versuchte Jean Todt die Wogen zu glätten. Spätestens seit dem Qualifying stand Schadensbegrenzung auf der Agenda. "Platz 3 war das Beste, was ich erreichen konnte", stimmte Felipe Massa zu. "Ich gebe trotzdem nicht auf", kündigte Kimi Räikkönen an. "Ich glaube nicht, dass eine Minute der realistische Vorsprung ist."

Das Rennen hatte genauso unspektakulär begonnen wie es gute anderthalb Stunden später enden sollte. Alonso setzte sich am Start gegen Hamilton durch und zog nach einigen Runden davon. Dahinter war Nick Heidfeld der Gewinner des Starts. Er machte zwei Plätze gut und überholte Webber und Rosberg. Mit seinem Landsmann lieferte er sich ein schönes Duell, in dessen Verlauf es aber zu keinem Überholmanöver kam - genauso wenig wie im restlichen Feld. Heidfeld kam in Runde 32 an die Box und fuhr auf harten Reifen einen langen zweiten Stint. Sein Teamkollege Robert Kubica fuhr genau umgekehrt - und kam vor Heidfeld aus der Box. Trotz Problemen in den Schlussrunden wurde Kubica vor Heidfeld Fünfter.

Stallregie oder keine Stallregie?

Lewis Hamilton gab alles, er rumpelte über die Kerbs, touchierte die Leitplanken, stand quer. "Sie hatten im letzten Renndrittel eine Minute Vorsprung, aber er stand trotzdem noch am Schwimmbad quer - das finde ich toll", sagte Christian Danner. Als Hamilton immer schneller auf Alonso aufholte, wurden schnell Rufe nach Stallregie laut. Wurde Alonso bevorzugt und Hamilton deswegen zurückgepfiffen? Ron Dennis verneinte entschieden, dass einer der McLaren-Fahrer bevorzugt wurde. Im Laufe der Saison sollte das noch zu Problemen führen. Dennoch gab der Racer zerknirscht zu, dass man vor dem Rennen eine wichtige Entscheidung treffen musste. "Lewis ging etwas schwerer ins Rennen als Fernando. Das mussten wir machen, um die Möglichkeit eines Safety-Cars abzudecken." Dadurch war Hamiltons Strategie von Anfang an etwas beeinträchtigt. "In den vergangenen fünf Jahren gab es vier Safety Car-Einsätze, deswegen muss man es einplanen und quasi schon vor dem Rennen entscheiden, welcher der beiden Piloten den Sieg davontragen darf."

McLaren fuhr in einer eigenen Welt - ohne Stallregie., Foto: Sutton
McLaren fuhr in einer eigenen Welt - ohne Stallregie., Foto: Sutton

Alonso hatte mit der Pole Position die bessere Ausgangsposition. Am Ende wurden beide Piloten zurückgepfiffen. "Ich mag es nicht, Fahrer einzubremsen, weil ich ein echter Racer bin." Am liebsten sieht Dennis seine beiden Autos um den Sieg kämpfen; auch wenn dann einer ausfallen sollte und alle auf Dennis einschlagen. "Aber in Monaco muss man so handeln, dafür gibt es keine Ausreden." Aber er sieht einen feinen Unterschied: "Mit Teamstrategie gewinnt man einen Grand Prix. Mit Teamorder manipuliert man einen Grand Prix."

Die britische Yellow Press sah ihren neuen Liebling um den Sieg betrogen und schlug so laut Alarm, dass selbst die FIA reagierte. Der Weltverband kündigte eine Untersuchung des Vorfalls an, Bernie Ecclestone soll sogar mit einem Punktabzug oder WM-Ausschluss gedroht haben - diese Begriffe sollten nicht zum letzten Mal im Zusammenhang mit McLaren fallen. Doch am Ende war alles viel Lärm um Nichts: Nachdem die FIA den Funkverkehr zwischen dem Team und den Fahrern und die Telemetrieaufzeichnungen begutachtet hatte, kam sie zu dem Schluss, dass das Ergebnis nicht illegal beeinflusst worden war.