Es ist der Winter der Comebacks. Beim ersten von zwei Wintertests kehrte kein geringerer als der siebenfache Weltmeister Michael Schumacher nach einem Jahr Auszeit wieder in ein F1-Cockpit zurück - zwei Tage, zwei Bestzeiten. Ein Grund für das Comeback war die Rückkehr in die Zeit vor der Traktionskontrolle. Seit Barcelona wird mit einer Einheitselektronik ohne Fahrhilfen gefahren.

In Jerez geht der Trend in dieser Woche weiter: wieder sitzt Michael Schumacher für zwei Tage im Cockpit und wieder gibt es ein Wiedersehen mit einem ihm alten Bekannten - den Slicks. Seine ersten beiden WM-Titel gewann Michael Schumacher auf den profillosen Reifen. Jetzt testen die Teams zum ersten Mal seit der Einführung der viel kritisierten Rillenreifen wieder auf Slicks. Diese könnten ab 2009 ihre Rückkehr in der F1-Welt feiern.

Schumacher ist auch in Jerez mit von der Partie., Foto: Bumstead/Sutton
Schumacher ist auch in Jerez mit von der Partie., Foto: Bumstead/Sutton

Jedes Team erhält in Jerez drei Sätze Slickreifen, die damit zurückgelegten Testkilometer zählen nicht zum 30.000 Testkilometerlimit. "Es ist zu früh für Bridgestone, unsere Reifentypen für 2009 zu kommentieren, trotzdem sind wir immer bereit, Ideen mit der FIA und den Teams zu diskutieren", sagte ein Bridgestone-Sprecher über die Intention hinter dem Test. Jarno Trulli würde ein Comeback der Slicks begrüßen. "Ich habe die gerillten Reifen nie gemocht, da sie dem Fahrer einen bestimmten Stil aufzwingen und deswegen, wie sie sich im Rennen verhalten."

In Jerez darf Trulli an zwei Tagen ans Werk, zudem schickt Toyota zwei Neue auf die Teststrecke: Neu-Tester Kamui Kobayshia darf zwei Tage lang Erfahrung sammeln, Timo Glock sitzt sogar an allen vier Testtagen von Dienstag bis Freitag in seinem neuen Arbeitsgerät. "Ich bin zuversichtlich, dass wir gemeinsam Fortschritte machen", freut sich Glock auf seinen ersten Test als Stammfahrer. "Sie sind immer noch ein recht junges Team verglichen mit anderen in der Formel 1. Sie sind aber wirklich entschlossen, also gehe ich positiv in die neue Saison."

Glock und Michael Schumacher sind nicht die einzigen Deutschen, die in Jerez ins Lenkrad greifen. Für BMW Sauber ist Nick Heidfeld im Einsatz. Der Mönchengladbacher wird ergänzt von Robert Kubica und den beiden Testfahreranwärtern Javier Villa und Marko Asmer. Villa wird am Dienstagvormittag im Auto sitzen, Asmer an anderthalb weiteren Testtagen. Beide wollen sich mit einer guten Leistung für den vakanten Testfahrerposten empfehlen. Mario Theissen betonte jedoch, dass nicht zwingend einer der beiden die Rolle bekommen muss und auch nicht sofort mit einer Entscheidung zu rechnen ist.

Goodyear-Slicks aus dem Jahre 1994., Foto: Sutton
Goodyear-Slicks aus dem Jahre 1994., Foto: Sutton

Einer der lange bei BMW Sauber als dritter Mann gehandelt wurde, sitzt am Dienstag und Mittwoch in einem Williams: A1GP-Champion Nico Hülkenberg gibt sein F1-Debüt für die Dunkelblauen. "Ich gehe davon aus, dass er überzeugt", sagte Hülkenbergs Manager Willi Weber. Auch Williams hat nach der Beförderung von Kazuki Nakajima zum Stammfahrer ein Testcockpit frei. Bei BMW Sauber lehnte man eine Verpflichtung Hülkenbergs ab, weil er sich voll auf den Gewinn der F3 EuroSerie konzentrieren sollte. Neben Hülkenberg testen Nico Rosberg und Kazuki Nakajima.

Während für Toro Rosso die beiden Stammfahrer Sebastian Vettel und Sebastien Bourdais an allen vier Tagen testen, ist der letzte Deutsche im Testbunde Ralf Schumacher. Der Ex-Toyota-Pilot ist einer von sieben Anwärtern für das zweite Cockpit bei Force India. Neben Ralf machen sich Roldan Rodriguez, Giedo van der Garde, Christian Klien, Tonio Liuzzi, Franck Montagny und Giancarlo Fisichella Hoffnungen auf einen Aufstieg oder Verbleib in der F1. Alle sieben Fahrer sollen in Jerez zum Einsatz kommen, für einen Tag greift auch Adrian Sutil ins Lenkrad.

"Für ein junges, dynamisches Team mit hohen Ambitionen zu fahren, ist eine tolle Möglichkeit für mich", sagt Ralf Schumacher. Für Fisichella scheint unterdessen der Renault-Zug endgültig abgefahren zu sein. "Das Team hat mir die Erlaubnis gegeben, andere Möglichkeiten auszuprobieren", so der Italiener. "Ich habe die Einladung von Force India gerne angenommen." Renault fährt als einziges Team neben Super Aguri nur mit einem Auto - dieses wird an allen drei Tagen von Nelson Piquet jnr. gefahren.

Der letzte F1-Renner auf Slicks: Justin Wilsons Minardi testete 2003 mit Avon F3000-Reifen., Foto: Sutton
Der letzte F1-Renner auf Slicks: Justin Wilsons Minardi testete 2003 mit Avon F3000-Reifen., Foto: Sutton

Apropos Super Aguri: wie in Barcelona wird das Honda-Kundenteam als Auffangbecken für den Werksbruder fungieren. Das Team wird erneut einen Honda RA107 einsetzen und darin die drei Nachwuchskandidaten Mike Conway, Andreas Zuber und Luca Filippi testen. Der Gewinner des Schlagabtausches bekommt ein Testcockpit bei Honda. Die sind derweil mit zwei Autos im eigenen Sinne unterwegs. Gefahren werden die Boliden von Jenson Button, Rubens Barrichello, Anthony Davidson und James Rossiter. Immerhin soll auch Takuma Sato für Super Aguri ins Auto steigen, allerdings dürfte noch nicht feststehen in welches und für welches Team. Der neue Teamchef Ross Brawn wird also etwas länger brauchen, um sich bei seinem ersten Streckenbesuch ein Bild von seinem neuen Team zu machen.

Zurück zu den Comebacks: zum ersten Mal seit Saisonende steigen in Jerez Lewis Hamilton und Weltmeister Kimi Räikkönen in ihre Autos. Räikkönen wird zusammen mit Marc Gené und Felipe Massa an den ersten beiden Tagen testen, danach übernimmt Michael Schumacher sein Auto - ein direktes "Duell" der beiden wird es nicht geben. Hamilton wird von den Testfahrern Pedro de la Rosa und Gary Paffett tatkräftig unterstützt. Ein Nachfolger für Fernando Alonso ist nicht in Sicht. Der Spanier wird ebenfalls nicht aktiv sein. Sein Comeback findet erst 2008 statt.