Er war der gescholtene Verlierer, der böse Sündenbock, er stand im Kreuzfeuer der italienischen Presse. "Beschämend, Massa hat alles falsch gemacht", schimpfte die Gazzetta dello Sport nach dem Großen Preis von Malaysia. "Schumi wäre so etwas nicht passiert." Der Fahrfehler von Sepang hatte Felipe Massa einiges an Kredit gekostet.

Nur eine Woche danach bekam Massa die Gelegenheit zurückzuschlagen. "Er fährt ums Überleben", sagte Christian Danner. Mit seiner zweiten Pole in Folge gab Massa am Samstag den ersten Teil seiner Antwort an die Kritiker, die immer noch nicht an ihn glaubten und fragten: Wie wird er wohl in der ersten Kurve gegen den aufstrebenden Superstar Lewis Hamilton zu Werke gehen? Immerhin hatte Hamilton vorher bei seinen ersten beiden F1-Starts jeweils einen Platz gutgemacht. Massas Antwort kam postwendend, kurz und überzeugend: "Aggressiv."

Im Rennen musste der neue Aggressivleader von Ferrari nie wirklich aggressiv werden, er konnte einen sicheren Sieg nach Hause fahren. "Das habe ich gebraucht", funkte Massa direkt nach der Zieldurchfahrt an die Box zurück. Das war seine Antwort an die Kritiker, die sogleich am Montag ganz andere Schlagzeilen auffuhren. "Massa macht keinen Fehler und Ferrari feiert", war in der Gazzetta dello Sport zu lesen. "Massa liefert das Comeback eines Champions nach den Fehlern von Sepang." La Republica ging noch einen Schritt weiter - sie titelte: "Massa gibt den Schumacher."

Massa schlug zurück: Sieg in Bahrain., Foto: Sutton
Massa schlug zurück: Sieg in Bahrain., Foto: Sutton

Hinter dem Ferrari duellierten sich die McLaren, wobei Alonso sich hinter Hamilton anstellen musste und so kurzzeitig seinen am Start gewonnen Platz an Räikkönen verlor. Dieser Positionswechsel war aber nur von kurzer Dauer. Alonso kam als Dritter aus der ersten Kurvenkombination heraus. Danach entwickelte sich ein typischer Taktik-GP. Massa gab die Pace vor. Hamilton musste bis auf 10 Sekunden Rückstand abreißen lassen und kam auch bei den beiden Boxenstopps nicht an Massa vorbei. Nach hinten hielt ihm Alonso unfreiwillig den Rücken frei. Der Spanier war nicht wie erwartet der schwerste der Top-Piloten. Er tankte bei der ersten Boxenstopprunde sogar noch vor Räikkönen. So kam der Finne an ihm vorbei und machte sich sodann auf die Jagd nach dem zweiten Silberpfeil. Diesen bekam er aber nicht mehr: Hamilton blieb beim zweiten Stopp vor Räikkönen, der sich in der Folge auf dem dritten Platz einrichtete. Für Hamilton war es der dritte Podestplatz im dritten Formel 1-Rennen.

Der Mann des Rennens

Das böse Erwachen für Alonso kam im mittleren Stint. Nachdem er hinter Räikkönen zurückgefallen war, hatte er plötzlich Nick Heidfeld im Rückspiegel. Und der brannte das Überholmanöver des Rennens in den sandigen Asphalt. Nick knöpfte sich den amtierenden Weltmeister vor, schnappte sich Platz 4 und fuhr Alonso danach um einige Sekunden davon. Gegen Rennende schloss Alonso zwar noch einmal auf, für einen Konter reichte es aber nicht mehr. Alonso musste sich hinter Heidfeld auf Rang 5 einreihen. Der Deutsche holte den dritten 4. Platz in Folge.

"Es war geil; hat richtig Spaß gemacht", freute sich Heidfeld über sein gelungenes Überholmanöver gegen Alonso, immerhin ein zweifacher Weltmeister. Für Mario Theissen war Nicks Überholmanöver das Sahnehäubchen auf das bis dahin beste Rennen der Teamgeschichte. "Nick war der einzige der Top-6, der ein Auto überholt hat, das vor ihm gelegen hat." Eins darf man bei all dem Lob für Heidfelds Überholmanöver nicht vergessen: Alonso kämpfte mit stumpfen Waffen. "Ich weiß nicht, woran es lag", war Alonso etwas ratlos. Gab aber offen zu: "Ich war heute nicht konkurrenzfähig." Ihm fehlte das Vertrauen ins Auto. Er hatte zu viel Über- und Untersteuern, und zwar gleichzeitig.

Die Erklärungsversuche seiner Chefs fielen ähnlich nebulös aus. "Lewis kam das ganze Wochenende besser zurecht", gestand Norbert Haug. "Aber es ging nur um Nuancen." Lewis habe sein Setup gefunden und sich damit wohl gefühlt, bei Fernando sei das nicht so gewesen. "Für seine sehr hohen Ansprüche, war es nicht sein bestes Wochenende", fügte Martin Whitmarsh hinzu. "Er war mit den Bremsen nicht so zufrieden wie Lewis." Und die Bremsen spielen in Bahrain eine entscheidende Rolle.

Viele Manöver und noch mehr Ausfälle

Alonso hatte mysteriöse Probleme., Foto: Sutton
Alonso hatte mysteriöse Probleme., Foto: Sutton

Der Start in den dritten Grand Prix des Jahres sah abermals eine kleine Kollision und die erste Safety-Car-Phase der Saison. Früh beendet war das Rennen für Jenson Button, der sich in der ersten Kurve drehte. Hinter ihm berührten sich Scott Speed und Adrian Sutil, der Buttons Honda traf. Sutil musste seinen Frontflügel wechseln lassen, nahm das Rennen dann aber noch einmal auf. Mehr als der 16. und letzte Platz war jedoch nicht möglich. Mit Button schied Speed aus. Später sollte auch der zweite Toro Rosso von Tonio Liuzzi vorzeitig ausfallen. Ebenfalls technische Defekte gab es am Super Aguri von Takuma Sato, der einem Motorschaden zum Opfer fiel, sowie den beiden Red Bull von Mark Webber und David Coulthard. Der Schotte war der Racer des Tages. Er kämpfte sich bravourös durch das Feld, seine Leistung blieb aber unbelohnt.

Die meiste Action spielte sich auf den Mittelfeldrängen ab, die extrem hart umkämpft waren. Jarno Trulli, Alex Wurz und Nico Rosberg lieferten sich das gesamte Rennen über ein kleines Privatduell, in das sich zwischenzeitlich auch Coulthard, Kovalainen, Fisichella und Davidson einmischten. Bahrain machte seinem Ruf als Überholstrecke alle Ehre.