Bei McLaren ist man anscheinend nach wie vor der Ansicht, dass man den Transfermarkt diktiert und sieht keinen Grund zur Eile, was die Besetzung des zweiten Cockpits für 2008 betrifft. So ließen es zumindest Ron Dennis' Aussagen gegenüber der kolumbianischen Zeitung El Tiempo vermuten. "Wir haben noch nicht entschieden und fühlen uns nicht in Eile", erklärte der Teamchef. Da kommende Woche der letzte Test des Jahres ansteht und es bis dahin wohl keine Neuverpflichtungen geben wird, hat das Team danach dann wirklich Zeit, um sich zu entscheiden.

Auch auf Nachfrage, ließ sich Dennis keine Tendenzen entlocken. So meinte er zu einer Beförderung von Pedro de la Rosa zum Einsatzfahrer mit einem Lächeln im Gesicht nur: "Vielleicht." Es gäbe einige Optionen, Namen könne er aber keine nennen, beteuerte er. "Alles, was ich sagen kann, ist, dass es keine Eile gibt. Wir arbeiten bereits mit Hamilton und sobald wir seinen Teamkollegen gefunden haben, werden wir auch mit dem arbeiten", lautete die simple Aussage.

Dass Dennis selbst noch arbeitet, stand während der Saison übrigens nicht immer fest. Wie er zugab, spielte er im Zuge der Spionageaffäre mit dem Gedanken, zurückzutreten. Auch die entgangenen Titel förderten die Motivation des Briten nicht unbedingt. "Das ist ein Geschäft, das viel Anstrengung und Konzentration fordert. Ich war viel Zeit von meiner Familie weg. Ja, ich habe über Rücktritt nachgedacht. Ich bin aber die Art Person, die angesichts von Widrigkeiten nicht einfach das Handtuch wirft", meinte er.

Was zu Dennis' Unmut beigetragen haben dürfte, war die nicht ganz einfache Fahrersituation im vergangenen Jahr. Fernando Alonso war nicht unbedingt ein ruhender Pol innerhalb des Teams, doch Dennis meinte, dass es bei McLaren nicht mehr Probleme mit Fahrern gäbe als bei anderen Mannschaften. "Die einzige Beziehung, die schlecht geendet hat, war jene mit Fernando. Aber das ist nun vorbei, da gibt es nichts mehr zu tun und wir denken komplett an 2008." Juan Pablo Montoya dürfte vielleicht ein wenig anders darüber denken, war er doch auch nicht unbedingt in bester Freundschaft von McLaren geschieden.

Dennis fand Montoyas Entscheidung, die Formel 1 nach dem Massenunfall von Indianapolis 2006 - bei dem der Kolumbianer durchaus eine führende Rolle einnahm - zu verlassen, als nicht besonders klug. Doch er betonte: "Wir haben ein Abkommen, uns nicht gegenseitig zu kritisieren. Ich denke, es war unklug von ihm, die Formel 1 wegen eines Unfalls zu verlassen. Er ist ein guter Fahrer und eine gute Person." Andererseits beteuerte Dennis aber, Montoyas Entscheidung insofern zu verstehen, weil der Kolumbianer im Team keine besonders gute Position mehr hatte. "Es wurde schwierig, vor allem mit der technischen Gruppe."