Mittwoch, Donnerstag, Freitag, 6. Dezember, Mitte Dezember. Jeden Tag eine neue Deadline. So viele tote Linien hat die F1-Welt seit der Schumacher-Zukunftsentscheidung nicht mehr gesehen. Aber haben sie jemals wirklich gelebt - die Linien? Meistens werden die weißen Linien ja erst auf den Boden gemalt, wenn die Umrisse eines Opfers zu kennzeichnen sind...

Flavio Briatore war mit seinen Deadlines jedenfalls zu optimistisch - sie verstarben früh. Innerhalb von zwei Tagen versprach er sich bis zum Mittwoch eine Entscheidung im Fall Alonso. Alle warteten gespannt, nichts geschah. Alonsos Manager verkündete derweil, dass es gut und gerne zwei bis drei Wochen dauern könnte. Alle warten weiter, spekulieren weiter - bislang ist nichts geschehen, außer dass alle weiter warten und spekulieren.

Die Deadlines verstreiche, Fernando lässt sich Zeit., Foto: Sutton
Die Deadlines verstreiche, Fernando lässt sich Zeit., Foto: Sutton

Ein Faktor beim Warten und Spekulieren ist eine mögliche Strafe für Renault in der Spionageaffäre 2.0. Sollte Renault bestraft werden, hätte Alonso ein Problem. Rein pragmatisch betrachtet erscheint so eine Strafe übrigens als ziemlich realistisch; nicht unbedingt korrekt, aber realistisch: bei McLaren konnte nicht nachgewiesen werden, dass das Ferrari-Material Einfluss auf den Boliden hatte, dennoch wurde das Team bestraft. Bei Renault ist die Ausgangslage wohl identisch, man wird ihnen wahrscheinlich keinen Einfluss auf das Auto nachweisen können, aber das war ja schon bei McLaren nicht nötig...

Flavio Briatore geht davon aus, dass Alonso zu 60 Prozent bei Renault landen wird. Sind die restlichen 40 Prozent für den Fall einer Strafe gedacht? Echte Alternativen gibt es für Alonso nicht. McLaren hat als Topteams zwar einen Platz frei, aber den doppelten Rückwärtssalto wird es wohl in diesem Leben nicht mehr geben - dafür sind die silbernen Frontlinien zu mausetot. Red Bull kommt als Motorenpartner von Renault wohl erst in Frage, wenn die Franzosen selbst aus dem Spiel sind - also bestraft wurden. Alle anderen sind pure Spekulation; was dieser Tage neben dem Warten aber zum Tagesgeschäft gehört. Toyota hätte das nötige Kleingeld und würde sicherlich noch einen Weg finden, Jarno Trulli zu verabschieden, aber das Kleingeld macht bekanntlich alleine auch nicht glücklich - fragen Sie Ralf Schumacher mal danach... Was bleibt also außer Renault für Alonso übrig? Nicht viel, unsere Kollegen von grandprix.com schrieben passend: "60 Prozent von nichts sind immer noch nichts."

Max, bitte weg sehen: Kartfahren auf Brasilianisch., Foto: adrivo Sportpresse
Max, bitte weg sehen: Kartfahren auf Brasilianisch., Foto: adrivo Sportpresse

Während die F1-Welt brav weiter wartet, stiehlt ein Mann, ein Pensionär allen die Show: er testete MotoGP und wurde mit Lob überhäuft, er testete Formel 1 und fuhr Bestzeiten, er fuhr Kartrennen und war sofort vorne dabei und er wird bald wieder Formel 1 testen - "dieser Michael Schumacher hat Talent", scherzte David Coulthard. Und er braucht keine Deadlines, denn er ist schon im Ruhestand. Er macht was er will, wann er es will - und jeder will ihn.

Der Circuit de Catalunya barst vor Fans und Journalisten, als er weg war, interessierte sich kaum noch jemand für die Testfahrten. Das Kartodromo dos Ingleses in Florianopolis bricht aus allen Nähten. 10.000 Tickets waren so schnell vergriffen wie Michael Schumacher noch immer fährt. "Wir haben bei Ferrari den besten Testfahrer, den es überhaupt geben kann", stellte Felipe Massa fest. Nur die bootsartigen brasilianischen Karts respektive deren Reifenverkleidung darf Max Mosley niemals zu Gesicht bekommen, sonst kommt er noch auf dumme Gedanken für neue Sicherheitsstandards und setzt den Teams eine andere Deadline.