"Seid Ihr Drei eigentlich alle für Honda gefahren? Weil Conway fuhr doch heute für Super Aguri..." Andi Zuber lächelte uns am dritten Barcelona-Testtag nur an. "Wir sind alle mit dem gleichen Auto gefahren, sonst wäre ja der Vergleich unfair." Zuber, Mike Conway und Luca Filippi wurden von Honda zu einem Nachwuchsfahrersichtungstest eingeladen. Gefahren sind sie in einem Honda RA107, doch eingesetzt wurde das Auto vom Schwesterteam Super Aguri. Alle drei Piloten waren ganztägig in der Super Aguri-Box und am Super Aguri-Kommandostand anzutreffen, alle Drei hatten eine Super Aguri Boxentafel. In der Nachbarbox bei Honda wusste man teilweise gar nicht, wo die Fahrer anzutreffen waren. "Zuber? Vielleicht nebenan bei Super Aguri, aber fährt der nicht heute?", sagte uns ein verwirrter Honda-Ingenieur.

Da Super Aguri in dieser Saison noch viele Testkilometer der erlaubten 30.000 Kilometer offen hatte und sich die Honda Stamm- und Testfahrer auf ihr Programm konzentrieren konnten, schlug das Team einen klaren Vorteil aus dem Test der Nachwuchspiloten, der sonst die Ressourcen des Werksteams belegt hätte. Das ist der Konkurrenz nicht verborgen geblieben. "Wir haben eine Testübereinkunft und sie befolgen sie nicht", sagte ein aufgebrachter Colin Kolles gegenüber Autosport.

Honda hat in dieser Saison mit fast 26.000 Kilometern die meisten Testkilometer zurückgelegt. Erst dahinter folgen Renault, BMW Sauber und McLaren. Logischerweise möchte jedes Team sich noch drei oder vielleicht sogar vier volle Testtage beim Abschlusstest in Jerez Anfang Dezember aufsparen. "Honda Motors hat Super Aguri gefragt, ob sie bei diesem Test ein RA107-Chassis einsetzen würden. Das Programm wurde von Super Aguri absolviert, aber es war eines unserer Autos aus dieser Saison", verteidigte sich Chefingenieur Jacky Eeckelaert. In Jerez dürfen die Anwärter auf ein Testcockpit bei Honda und Super Aguri erneut fahren - höchstwahrscheinlich wieder in einem schneeweißen RA107 und Super Aguri-Boxentafel.