Eigentlich sollte Christian Vietoris in Malaysia sein, um dort für Deutschland in der A1GP-Serie Punkte zu sammeln. Doch auf Geheiß von Mario Theissen ging es für den 18-jährigen nicht nach Asien sondern nach Valencia. Dort testete er 62 Runden lang den F1.07 von Nick Heidfeld und Robert Kubica. Dabei beeindruckte er die Ingenieure mit sehr konstanten Rundenzeiten, bevor er WTCC-Pilot Augusto Farfus das Cockpit überließ. motorsport-magazin.com hatte die Gelegenheit nach seinem Test mit ihm zu sprechen.

Christian, wenn Du den Tag mit einem Wort oder einem Satz zusammenfassen müsstest, wie würde Dein Fazit ausfallen?
Christian Vietoris: Da reicht ein Wort nicht aus. Es ist einfach ziemlich geil. Diese Fliehkräfte und die Bremsen im Auto - das ist einfach unglaublich. Wie schnell man mit so einem Ding um die Kurve fährt, ohne das irgendetwas muckt, ist schon beeindruckend.

Wie war es denn vor dem Test um Dein Nervenkostüm bestellt? Warst Du ziemlich nervös?
Christian Vietoris: Ich bin gestern erst um halb drei eingeschlafen, weil ich mir so viele Gedanken gemacht habe. Am größten war die Aufregung, als ich ins Auto eingestiegen bin und alle Kameraleute und Zuschauer vor der Box standen. Aber als ich dann im Auto saß, hatte ich wieder einen normalen Puls. In der ersten Runde hatte ich dann einfach nur noch ein dickes Smiley im Gesicht, weil ich von der Beschleunigung so fasziniert war. Aber dann versucht man auch schnell die richtigen Bremspunkte zu finden, sich weiter zu verbessern und es normalisiert sich alles.

Wie fährt sich denn ein BMW Sauber? Fiel Dir die Umstellung von der Formel 3 beziehungsweise der A1GP-Serie auf den F1.07 schwer?
Christian Vietoris: Ich habe es mir, ehrlich gesagt, schwerer vorgestellt. Durch die ganzen Hilfsmittel wie Servolenkung und Traktionskontrolle wird das Fahren schon sehr erleichtert; auch von der physischen Seite, da die Lenkung so leicht geht. Formel-1-Fahren ist zwar nicht einfach, denn man muss unglaublich spät bremsen und hat die ganzen Knöpfe am Lenkrad, aber wenn man aus der Formel 3 und der A1GP kommt, dann ist man schon sehr gut vorbereitet.

Wahrscheinlich hattest Du nach dem Test nicht wirklich Lust, wieder auszusteigen, oder?
Christian Vietoris: Es gab natürlich so eine Zeit zwischen elf und zwölf, wo ich am liebsten sitzen geblieben wäre. Da hat es richtig Spaß gemacht. Gerade mit den neuen Reifen war der Grip einfach super. Das Auto war richtig gut zu fahren. Gegen ein, zwei Uhr hat der Rücken dann ein bisschen weh getan. So war es schon in Ordnung, dass nach 62 Runden Schluss war.

Hast du im Vorfeld für deinen Formel 1-Einsatz trainiert?
Christian Vietoris: Ich hab vorher so viel wie möglich meinen Nacken trainiert. Was ich im Nachhinein ein bisschen vernachlässigt habe, war der Rücken. Da spüre ich es jetzt ein bisschen. Aber mit dem Nacken hatte ich keine Probleme. Ich bin auch nur bis zwei Uhr gefahren, weil dann der Augusto Farfus noch fahren durfte. So war alles halb so wild, ich hätte noch gut weiterfahren können.

Wie sah es mit den vielen Knöpfen auf dem Lenkrad aus? Hattest Du damit große Probleme?
Christian Vietoris: In Hinwil haben sie mir noch gesagt, dass ich damit gar nichts zu tun haben werde. Aber dann war ich schon in meinem ersten Stint, glaube ich, ziemlich gut. Dann fing es langsam an, dass ich mit dem Auto Probleme bekommen habe. Und dann haben sie mir direkt gesagt, dass ich hier und dort mal ein bisschen rumspielen sollte. Das ist am Anfang natürlich viel, wenn sie mir auf der Geraden sagen, dass ich mal eben die Traktionskontrolle stärker machen soll, ich den Knopf noch suchen muss und dann bin ich schon wieder in der Kurve. Das ging am Anfang noch ein bisschen schnell, aber nach einer halben Stunde wurde auch das immer besser.

Hast Du Dir Deine Telemetrie-Daten angeschaut?
Christian Vietoris: Wir haben natürlich die Daten nach jedem Fahren angeguckt. Man versucht sich natürlich weiter zu verbessern. Man vergleicht sich mit Timo Glock oder Nick Heidfeld. Das gibt einem eine Idee, wo es langgehen könnte.

Und wie warst Du im Vergleich zu den Formel 1-Fahrern?
Christian Vietoris: Schwer zu sagen. Wir sind heute auf Show-Reifen gefahren. Die sind im Vergleich zu den richtigen Reifen fast fünf Sekunden langsamer. Da fällt ein Vergleich schwer. Timo Glock war mit dem Auto hier der Schnellste mit einer Rundenzeit von 1:12.7. Ich bin eine 1:16.5 gefahren. So gesehen war ich gar nicht so schlecht. Umso besser war es für mich, dass später noch mal Augusto Farfus gefahren ist...

Wie schnell war er im Vegleich zu Dir?
Christian Vietoris: Er war 1.1 Sekunden langsamer als ich.

BMW sucht ja neue Testfahrer. Du wurdest häufig als potentieller Kandidat genannt. Wie stehen denn jetzt deine Chancen?
Christian Vietoris: Ich denke es sieht nicht so schlecht aus. Es werden noch zwei Fahrer in Jerez getestet. Ich stand natürlich ganz unten auf der Liste, weil ich noch ziemlich wenig Erfahrung habe. Aber heute nach dem Test waren die Ingenieure sehr zufrieden. Ich hoffe, dass sie das dem Chef so weitergeben.