Auch in dieser Woche formulierte Reanult-Teamchef Flavio Briatore wieder eine Deadline für Fernando Alonso. Er erwarte eine Entscheidung des Spaniers in den nächsten zwei Tagen, verkündete der Italiener am Montag. Gestern hätte es also endlich soweit sein können. Und tatsächlich meldete sich Alonsos Manager, Luis Garcia Abad zu Wort. Doch statt einer Entscheidung verkündete dieser genau das Gegenteil. "Er wird sich entscheiden, wenn er weiß, welches die beste Option für seine Zukunft ist", sagte Abad gegenüber der BBC.

So wird das zähe Ringen zwischen Renault und Alonso noch eine Weile weitergehen - vielleicht bis zum 6. Dezember, wenn der Weltmotorsportrat ein Urteil im Spionage-Verfahren gegen Renault sprechen wird. Es ist gut möglich, dass Alonso erst die Entscheidung des FIA-Gerichts abwarten möchte, bevor er selbst eine Entscheidung trifft. Renault wird vorgeworfen, geheime Daten von McLaren besessen zu haben. Bei einer Verurteilung droht dem Team um Flavio Briatore eine ähnlich harte Strafe wie Alonsos Ex-Team McLaren in der Spioanage-Affäre um Ferrari. Allerdings verneinte Manager Abad gegenüber der BBC, dass Alonsos Zögern mit dem neuerlichen Spionage-Fall zu tun habe.

Wahrscheinlicher ist, dass sich beide Seiten bisher nicht über die Vertragslaufzeit einigen konnten. Der spanische Fernsehsender Telecinco berichtete, dass ein Treffen zwischen Vertretern von Alonso und Renault ergebnislos verlaufen ist. Demnach habe Renault-Boss Carlos Ghosn auf einen Dreijahresvertrag gepocht, während sich Alonso nur für ein Jahr binden wolle. So hält sich trotz aller Dementis hartnäckig das Gerücht, dass der Spanier mit Ferrari bereits ein Abkommen für die Saison 2009 hat.

Es ist müßig darüber zu spekulieren, was 2009 sein wird. Für 2008 scheinen die Optionen für den Ex-Weltmeister jedoch begrenzt. Genau genommen gibt es kaum noch eine realistische Alternative zu Renault. Angeblich sind zwar weiterhin Toyota und Red Bull im Rennen um Alonso dabei, doch Toyota hat mit Timo Glock gerade seinen zweiten Fahrer für das kommende Jahr bestätigt und Red Bull-Teamchef Horner hat kürzlich noch einmal klar gemacht, dass man bestehende Verträge mit Coulthard und Webber habe und auch einhalten werde. Zudem dürfte ein Deal mit Alonso für das Renault-Kundenteam schwierig sein, solange die Franzosen weiterhin erster Anwärter auf die Verpflichtung des Spaniers sind.

Auch für Renault macht eine Rückholaktion Alonsos Sinn. Die Erfolge der Vergangenheit sind eng mit dem Doppelweltmeister verknüpft. Zudem ist kaum ein Pilot im Feld solch ein Zugpferd für Sponsoren wie der 27-jährige. Für Heikki Kovalainen und Nelson Piquet Jr. gilt das nicht unbedingt - auch wenn Kovalainen seine Klasse in der abgelaufenen Saison unter Beweis gestellt hat und Piquet Jr. als ähnlich talentiert wie Lewis Hamilton gilt. Zudem würde ein Fahrergespann Kovalainen/Piquet zusammmen eine Formel 1-Erfahrung von gerade einmal 17 Rennen aufweisen. Dass Routinier Giancarlo Fisichella nach der mäßigen letzten Saison noch eine Chance auf einen Verbleib beim Team hat, glaubt hingegen niemand mehr.

Die Ausgangslage könnte mittlerweile kaum eindeutiger sein. Renault will Alonso und Alonsos einzige realistische Option ist Renault. Und dennoch erweisen sich die Vertragsverhandlungen als zäh wie Kaugummi - oder gerade deshalb. Flavio Briatore bezifferte Anfang der Woche die Wahrscheinlichkeit, dass der Spanier zurückkommt auf 60 Prozent, was unsere englischen Kollegen von grandprix.com zu einer einfachen mathematischen Gleichung veranlasste: "60 Prozent von gar nichts ist gar nichts."