Michael Schumacher und Ferrari sind offensichtlich auf den Geschmack gekommen. Nach dem erfolgreichen Testcomeback in Barcelona wird der Rekordweltmeister nun auch in Jerez für Ferrari hinter dem Lenkrad sitzen, um die Eingewöhnung des Teams an die neue Einheitselektronik ohne Traktionskontrolle voranzutreiben. "Wir haben ihn gebeten, den Helm noch einmal aufzusetzen", bestätigte Rennchef Luca Baldisserri gegenüber der Turiner Zeitung La Stampa. "Nach so vielen Jahren zusammen sind wir daran gewöhnt, solche Herausforderungen mit Michael anzugehen. Er wird in Jerez am 4. Dezember fahren."

Heutzutage würden die Fahrer das Gaspedal wie einen Knopf benutzen, erklärte Baldisserri. "Sie drücken drauf und lassen die Software den Rest erledigen. Nun müssen sie lernen es ganz anders zu machen." Dabei soll Michael Schumacher den Ferrari-Stammfahrern Kimi Räikkönen und Felipe Massa helfen. Massa gab nach den ersten Testafhrten ohne elektronische Hilfen in Barcelona zu, mit der Umstellung Probleme zu haben. Für Weltmeister Räikkönen steht die Premiere mit der Einheitselektronik in Jerez bevor.

Auch Baldisseri ist kein Freund der neuen Elektronik (ECU). Allerdings nicht, weil damit auch das vorläufige Ende der Fahrhilfen eingeläutet wird. Nach der Spionage-Affäre ist es für den Ferrari-Mann ein Ärgernis, dass das neue System ausgerechnet von einer McLaren-Tochterfirma (MES) entwickelt wird. Baldisseri glaubt, dass die Zusammenarbeit mit den MES-Technikern schwierig werden könnte. "Auf der einen Seite müssen wir unsere Daten schützen und auf der anderen Seite müssen wir versuchen, die Arbeitsweise der Elektronik zu verbessern", so der Italiener.

Trotz dieser Probleme wird es beim neuen Auto jedoch keine Verzögerungen geben. Der Nachfolger des F2007 werde am 14. Januar in Jerez seine Jungfernfahrt erleben, verkündete Baldisseri. Beim neuen Boliden wird es sich um eine Evolution des Weltmeister-Autos handeln. "Für den ersten Test werden wir zwei Autos fertig haben", so der Ferrari-Rennchef.

Gerangel um die erste Fahrt im neuen Auto wird es bei Ferrari also nicht geben. Außerdem muss sich Felipe Massa keine Sorgen machen, dass er nach dem WM-Titel von Kimi Räikkönen im kommenden Jahr automatisch nur Nummer 2 im Team ist. "Der Saisonverlauf legt die Hierarchie fest", stellte Baldisserri klar. Das sei auch zu Schumachers Zeiten so gewesen. Zum Beispiel sei Barrichello Ende 2003 sehr stark gefahren und habe 2004 alle Chancen gehabt, "doch Michael hat die ersten fünf Rennen gewonnen."