Der Gerüstbauer Timo Glock ging bestimmt schon mehr als einmal in luftigen Höhen seinem Handwerk nach. Doch auch in seinem primären Beruf, dem des Rennfahrers, durfte er schon das ein oder andere Mal Höhenluft schnuppern. Diesmal muss er sich selbst aber erstmal auf die dünne Luft bei den ganz Großen einstellen. Am Mount Everest der Motorsportwelt: der Formel 1.

Timo Glock. 26. Geboren am 18. März 1982 in Lindensfeld. So könnte man in Fachkreisen knapp einen besonderen Gipfelstürmer vorstellen. Herr Glock ist aber keineswegs einer der wagemutigen Sorte, die über Gletscherspalten klettern, sondern betätigt sich an der nicht minder Adrenalin fördernden Formel 1. Trotzdem hat auch Timo Glock viele Basislager erreicht und etliche Expeditionen erfolgreich bestanden.

Das letzte Basislager besuchte Glock bei der Expedition GP2. Das Team von iSport hat das Soll von Teamseite erfüllt und so konnte auch er zeigen, was in ihm steckt. Der neue Meister in der GP2 hieß 2007 Timo Glock. Das Jahr 2006 stand anfänglich mit dem spanischen BCN Competicion Team nicht unter einem besonders guten Stern. Doch Glock erkannte und handelte rasch. Der Wechsel zu iSport gab Timo neuen Schwung, wodurch er sein Potential voll entfalten konnte und seine erste GP2 Saison auf dem 4. Gesamtrang beendete.

BMW Sauber brachte Timo zurück in die F1-Welt., Foto: Sutton
BMW Sauber brachte Timo zurück in die F1-Welt., Foto: Sutton

Doch es gibt auch ein Leben davor. Ein Leben vor der großen Weltbühne des internationalen Motorsports. Timo Glock begann seine Karriere auf zwei Rädern, nämlich im Motocross Sport. Er dürfte schon sehr früh bemerkt haben dass er zuwenig Auflagefläche zu Verfügung hat, denn schon 1997 stand der Wechsel von zwei auf vier Reifen in den Kartsport an, welchen er bis zum Jahr 2000 betrieb. Hätte man ihm damals bei seinem Einstieg in den BMW-ADAC Formel Junior Cup gesagt, dass er noch im selben Jahr Meister werden und vier Jahre später sein erstes Formel 1 Rennen für Jordan bestreiten würde, er hätte wohl nicht daran zu denken gewagt.

Eddie Jordan gab dem flinken Gerüstbauer die Chance, die er gebraucht hatte, um sich zu profilieren. Glock hatte es geschafft in seinen ersten vier Formel 1-Einsätzen als Rookie, auf Anhieb zwei Punkte zu kassieren. Die Generation Paydriver war dann der Grund, warum Timo nicht die Möglichkeit bekam bei Jordan als Stammfahrer anzudocken. Auch im darauf folgenden Jahr hatte er kein Glück, denn Jordan wurde von Midland aufgekauft und auch hier spielte der Geldbeutel im wahrsten Sinne des Wortes eine "maßgebliche" Rolle.

Glock wusste seine Talente anderweitig einzusetzen. Er hat in seiner Karriere sämtliche Stufen auf dem Weg zur Formel 1 gemeistert, hatte sogar schon einen Fuß in der Tür, doch wollte die Tür nicht offen bleiben. So startete Glock 2005 in der Champ Car World Series, wo er "Rookie of the Year" wurde. Die kommenden beiden Jahre sammelte Glock die nötige Erfahrung in der GP2.

Timo wollte einfach nicht aufgeben und blieb zielstrebig auf seinem Weg in die Formel 1. Das kann auch Rennfahrer und Motorsport-Experte Hans-Joachim Stuck im Bezug auf das GP2 Rennen in Spa-Francorchamps bestätigen: "Als Timo dem Feld nach Kupplungsproblemen am Start hinterherfuhr, pro Runde bis zu 2 Sekunden schneller war als die Spitze, in die Box kam und mit neuen Reifen die Bestzeit noch einmal toppte - das war sensationell. Timo gibt nie auf und versucht immer, das Beste aus der Situation zu machen. Das bringt ihm viele Sympathien ein."

Das Jahr 2007 war der Punkt an dem Glocks Tür zur Formel 1 wieder einen großen Spalt geöffnet wurde. Durch den Wechsel von Dr. Mario Theissens Geheimtipp Sebastian Vettel von BMW Sauber zur Scuderia Toro Rosso, wurde bei BMW Sauber die Stelle des Test- und Ersatzfahrers frei, welche rasch mit Timo Glock besetzt wurde.

Timo Glock kommt auf den Spuren von Hamilton und Rosberg in die F1 - als GP2-Meister., Foto: Sutton
Timo Glock kommt auf den Spuren von Hamilton und Rosberg in die F1 - als GP2-Meister., Foto: Sutton

Toyota stellte ihm schon im Oktober ein Renncockpit für 2008 in Aussicht und wer die Formel 1 kennt, weiß das junge Test- und Ersatzfahrer hungriger als Löwen sind, wenn Stellenausschreibungen dieser Art auf dem Tisch liegen. Glock strebte natürlich das Stammcockpit bei den Kölnern an, während BMW Sauber den Deutschen gerne als Test- und Ersatzfahrer behalten hätte. Der Rest ist bekannt. BMW schaltete das Contract Recognition Board (CRB) ein, um Klarheit zu schaffen. Die Entscheidung fiel zugunsten von Timo Glock aus, womit der Deutsche am 16. November 2007 offiziell als Toyota Stammfahrer für die Saison 2008 bekannt gegeben wurde.

"Timo ist ein Mensch, der seinen Weg unbeirrt weiter geht, ein kompletter Rennfahrer und eine Bereicherung für die Formel 1", sagt Paul Jackson, Timos Ex-Teamchef bei iSport International. "Ich bin überzeugt, dass wir noch viel von ihm hören werden". Offenherzig betonte er: "Ich werde immer Timo-Fan bleiben." Den Mount Everest des Motorsports hat Glock damit erreicht. Bleibt abzuwarten, welche Expeditionen der Deutsche nun in der Formel 1 plant.