So richtig passte Tonio Liuzzi mit seinem weißen Rennanzug und der wie immer mehr oder minder stylischen Mütze nicht in das finstere Ambiente der nur spärlich beleuchteten Force India Hospitality. Umso wohler fühlte sich der Italiener in der Box, bei der Arbeit mit dem Team. "Es ist eine gute, professionelle Truppe", sagte er. "Das ist das Wichtigste, wenn man zukünftig vielleicht zusammenarbeiten möchte. Man braucht gute, intelligente Leute." Neben Liuzzi testet das ehemalige Spyker Team momentan noch eine Handvoll weiterer Kandidat für die Rolle von Adrian Sutils Teamkollegen. "Ich war heute überrascht, denn ich kannte das Team vorher nicht. Es gibt aber einige Leute, mit denen ich gut zusammenarbeiten könnte."

Auf diese Zusammenarbeit ist Liuzzi schon seit dem WM-Finale in Interlagos heiß. "Für mich war es, als ob ich seit einem Jahr nicht gefahren wäre", gestand er. "Das ist ziemlich verrückt, weil es nur drei Wochen her ist. Aber ich kam hierher und sagte: endlich wieder Formel 1. Es war als ob ich Jahre weg gewesen wäre." Dabei zählt Barcelona gar nicht zu seinen Lieblingsstrecken. "Weil wir hier immer so viel testen, aber heute habe ich es trotzdem genossen", sagte Liuzzi. Besonders das Fahren ohne Traktionskontrolle macht ihm Spaß. "Es gab mehr Action, es war aber auch mehr Konzentration nötig."

Auch bedeute es viel mehr Arbeit für den Fahrer. "Vor allem auf Long Runs muss man vorsichtiger sein; die Hinterreifen schonen." Nur ein bisschen zu viel Gas und schon verliere man bei einem Drift zu viel Zeit. "Man muss viel konzentrierter sein." Bislang sei es bei Testfahrten nur um einen guten Rhythmus gegangen. "Jetzt ist es viel härter." Der Start wird ohne elektronische Helferlein ebenfalls schwieriger. "Man kann einen großen Sprung von drei oder vier Plätzen hinlegen, aber nur wenn man ihn hinbekommt." Und es sei einfach, Fehler zu machen. "Das wird die Rennen sehr verändern."

Noch sind es nur die Wintertests, aber auf einer Renndistanz mit Zweikämpfen und viel Sprit im Tank werde sich das auswirken. "Da wird es schwierig, das Rennen ohne Fehler zu überstehen." Doch genau das soll ja mehr Spannung, Fehler und Überholmanöver bringen. "Danach suchen wir in der F1, jetzt haben wir es", betonte Liuzzi. Nur regnen dürfe es nicht. "Bei Bedingungen wie in Fuji sehe ich ohne Traktionskontrolle nicht viele Autos im Ziel", sagte er. Das sei sicher. "Im Regen wird es ziemlich schwierig, das Rennen zu beenden." Bis es so weit ist, muss Tonio ohnehin erst einmal das Rennen um das zweite Cockpit für sich entscheiden.