Dank einer turbulenten und spannenden Saison hatte man sogar in Deutschland fast vergessen, dass Michael Schumacher nicht mehr da ist. Nun, nach der erfolgreichen Wachablösung bei Ferrari durch Kimi Räikkönen, meldete sich der Rekordweltmeister im Bewusstsein der Formel 1-Welt zurück - und wie! Die ersten zwei Tage des Wintertestauftaktes in Barcelona standen ganz im Zeichen von Michael Schumacher.

Michael Schumacher hatte gut Lachen., Foto: Bumstead/Sutton
Michael Schumacher hatte gut Lachen., Foto: Bumstead/Sutton

Auch wenn man sich über die Aussagekraft von Testfahrtzeiten streiten kann, so ließ der siebenfache Champion keinen Zweifel daran, dass er auch nach einem Jahr Abstinenz noch immer ganz oben in der Königsklasse mit fahren könnte. Schon gestern fuhr er aus dem Stand die Bestzeit. Heute war der 38-jährige noch schneller. Auf der offiziellen Liste stand für Schumacher eine Fabelzeit von ein 1:19.603 zu Buche. Allerdings kam etwas später heraus, dass der Ferrari-Pilot bei seiner vermeintlichen Rekordrunde eine Abkürzung durch die Schikane nahm, um einen Pulk von langsameren Autos zu passieren.

Doch auch ohne Abkürzung toppte er seinen Richtwert vom Vortag nochmals um eine halbe Sekunde. Nach 90 Runden erreichte Schumacher eine Zeit von 1:21.486. Damit beendete er seine Kurzrückkehr wie selbstverständlich wieder ganz oben auf der Zeitenliste.

Auf den Plätzen folgten McLaren-Testfahrer Pedro de la Rosa (1:21.857, 60 Runden) und Heikki Kovalainen (1:21.894, 65), der wieder als Einzelkämpfer für Renault im Einsatz war. Auch Felipe Massa, der heute Ferrari-Testfahrer Luca Badoer ersetzte, kam nicht an Schumachers Zeit heran. Der Brasilianer beendete seinen Testtag als Viertschnellster, sechs Zehntel hinter seinem alten Teamkollegen. Außer der Erkenntnis, dass er es noch nicht verlernt hat, hatten die schnellen Rundenzeiten für Schumacher noch weitere Aussagekraft. "Sie sind in so fern aussagekräftig, dass wir sehen, dass wir auch mit den neuen Regeln vorne sein können. Das ist ein Grundstein in Richtung zukünftiger Erfolge", sagte er während der Testpause.

Trotz Defekt war David Coulthard zufrieden mit seinem Tag., Foto: Hartley/Sutton
Trotz Defekt war David Coulthard zufrieden mit seinem Tag., Foto: Hartley/Sutton

Doch nicht nur auf der Zeitenliste gaben die Ferraris den Ton an - kurz nach Testbeginn sorgte ein Abflug von Felipe Massa für die erste von insgesamt sechs roten Flaggen. Fast zeitgleich drehte sich auch Schumacher. Ähnliches leisteten sich heute auch die beiden Toyota-Piloten Jarno Trulli und Franck Montagny. Wobei sich der Franzose bei seinem Abflug den Heckflügel abriss. Die anderen roten Flaggen wurden am Nachmittag durch technische Defekte verursacht, wobei es die üblichen Verdächtigen traf. Zweimal blieb ein Auto von Red Bull stehen, einmal Nakajima im Williams.

Auch am zweiten Testtag waren alle Teams vor allem mit der Umstellung auf die neue Einheitselektronik ohne Traktionskontrolle beschäftigt. Und wie gestern war besonders Heikki Kovalainen mit dem Verlauf des Tages zufrieden, auch wenn ihn ein kleines Problem an der neuen Elektronik am Nachmittag kurzzeitg stoppte. "Das war aber nichts Ernstes und ich glaube, dass wir gut voran gekommen sind. Das Auto läuft gut und wir gehen in die richtige Richtung. Das ist, was zählt", freute sich der Finne.

Bei McLaren durfte neben de la Rosa wieder Gary Paffett den zweiten Silberpfeil steuern. Der DTM-Pilot rundete die Top-5 ab (1:22.293, 57), dicht gefolgt von Nico Rosberg im Williams (1:22.333, 64). Rosbergs Teamkollege Nakajima kam auf Rang neun (1:23.031, 77). Dazwischen positionierten sich David Coulthard (1:22.555, 74) und Nick Heidfeld (1:22.946 102).

Nach Andy Zuber durfte heute Luca Filippi für Honda testen, Foto: Hartley/Sutton
Nach Andy Zuber durfte heute Luca Filippi für Honda testen, Foto: Hartley/Sutton

Der Mönchengladbacher durchlebte heute einen reibungslosen Tag und konnte dadurch die zweitmeisten Runden abspulen. Dafür erwischte es dieses Mal seinen Teamkollegen Robert Kubica. Am Auto des Polen verursachten einige neue Teile technische Probleme, wodurch er gerade einmal 37 Runden absolvieren konnte und am Ende des Tages nur auf Platz 14 der Zeitentabelle lag (1:23.488).

Auf den Plätzen 10 bis 13 lagen Vettel (1:23.187, 74), Chandhok (1:23.255, 57) im zweiten Red Bull, Jenson Button (1:23.358, 79), der heute für Honda ins Testgeschehen eingriff und Jarno Trulli (1:23.465, 54), der sich trotz seines Abfluges am Morgen über einen reibungslosen Tag freute. Platz 15 lag der einzige Super Aguri-Pilot, Anthony Davidson (1:23.547, 80)

Nachdem gestern Andreas Zuber und James Rossiter für Honda testeten, durfte heute Luca Filippi für das neue Team von Ross Brawn sein Können unter Beweis stellen. Der Italiener beendete den Tag auf P16 (1:23.596, 74). Morgen übernimmt für ihn mit Mike Conway ein weiterer GP2-Pilot. Auf den Rängen 17 und 18 fanden sich Sebastien Bourdais (1:23.753, 72) im Toro Rosso und Franck Montagny (1:23.977) wieder. Der Toyota-Pilot kam aufgrund seines Abflugs am Vormittag nur auf 45 Runden.

Tonio Liuzzi durfte heute bei Force india Probefahren., Foto: Bumstead/Sutton
Tonio Liuzzi durfte heute bei Force india Probefahren., Foto: Bumstead/Sutton

Auch heute machten die Force India-Fahrer die letzten Ränge unter sich aus. Daran konnte auch die Tatsache nichts ändern, dass mit Adrian Sutil, Christian Klien und Vitantonio Liuzzi gleich drei gestandene Formel 1-Piloten hinter dem Lenkrad des alten Spyker Platz nehmen durften. Während Sutil, der immer noch auf einen Wechsel zu McLaren hofft, den vollen Tag zur Verfügung hatte, mussten sich die beiden Rivalen um das zweite Force India-Cockpit das Auto teilen. Zuerst durfte der Österreicher auf die Strecke, am Nachmittag übernahm dann Liuzzi. Am Ende war Christian Klien der Schnellste des Trios (1:24.446, 56), gefolgt von Sutil (1:24.537, 105) und Liuzzi (1:24.555, 55).