Relativ unbeobachtet lief Michael Schumacher am Dienstagabend um 17:11 Uhr zwischen den Ferrari-Transportern heraus, durch den Paddock und schnurstracks in die Ferrari-Hospitality. Gerade hatte sein erster Arbeitstag als Aushilfstestfahrer standesgemäß mit einer Bestzeit geendet. Erst kurz vor dem Eingang in das Ferrari-Zelt entdeckten ihn einige Fans, winkten und riefen "Michael! Michael!" Einmal kurz umgedreht, aus der Tür herausgelächelt und das war der erste Comebacktag von zweien. Mehr gab es nicht zu sehen oder zu hören.

Michael Schumacher ist zurück - und hat Spaß dabei., Foto: Bumstead/Sutton
Michael Schumacher ist zurück - und hat Spaß dabei., Foto: Bumstead/Sutton

Erst in der Mittagspause des zweiten Tages am Mittwoch stellte sich Schumacher der Heerschar an Mikrofonen. "Das schöne ist, dass der Spaßfaktor absolut im Vordergrund stand - das war von vorne herein klar", sagte Schumacher. "Es ging nur darum, mich selbst zu testen, Spaß zu haben und dem Team zu helfen - das passt ganz gut zusammen." Also gleich drei Wünsche auf einmal. Der Auslöser waren ein paar Demorunden für Ferrari-Kunden vor ein paar Wochen. "Ich habe ein paar Runden in Fiorano gedreht, das war ein bisschen der Auslöser", gestand er. "Deshalb wollte ich es ein bisschen ausdehnen, weil ich das reine Fahren schon ein bisschen vermisst habe." Am Morgen seines ersten Comebacktages war er sogar ein bisschen nervös. "Ja klar", sagt er. "Es ging darum, um für mich selbst zu erfahren, ob ich extrem eingerostet bin oder nicht."

Ein Comeback plant er nicht. "Das steht nicht zur Debatte", beruhigte er Spekulationen der Gerüchteköche. Schon gar nicht plant er einen Wechsel zu McLaren. "Das würde super passen", sagte er mit einem herzhaften Lachen. "Ich glaube nicht, dass das zusammenpasst." Seine Rundenzeiten heizen die Spekulationen an. "Sie sind in so fern aussagekräftig, dass wir sehen, dass wir auch mit den neuen Regeln vorne sein können. Das ist ein Grundstein in Richtung zukünftiger Erfolge."

Geändert hat sich seit seinem letzten Rennen in Brasilien 2006 einiges. "Als ich aufhörte, hatten wir ganz andere Reifen mit wesentlich mehr Grip, die Autos waren auch anders gebaut, es gab noch eine Traktionskontrolle und elektronische Fahrhilfen, es kam hier also viel auf einmal auf mich zu." Diese Fragezeichen waren ihm bekannt. Doch nach ein paar Runden war alles in Ordnung. Seine Aufgabe war keine Hilfestellung für Kimi Räikkönen und Felipe Massa. "Es geht nicht darum, ihnen persönlich zu helfen", betonte er. "Es geht darum, das Auto weiter zu entwickeln. Das verlernt man nicht so schnell."

Die große Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wurde, war einer der Gründe, warum er lange überlegte, ob er wirklich testen sollte. "Aber wie sagt man so schön? Letztlich hat die Geilheit gesiegt. Während der Saison wollte ich niemandem ins Handwerk pfuschen, da sollten sich die Fahrer auf ihre Sachen konzentrieren", so Schumacher. "Jetzt sind wir in einer komplett anderen Entwicklungsphase für nächstes Jahr." Einer Phase, in der das das Team der Meinung gewesen sei, dass er recht hilfreich sein könne, "was sich zum Glück bestätigt hat".

Dem Team geholfen, Spaß gehabt und sich selbst bewiesen., Foto: Bumstead/Sutton
Dem Team geholfen, Spaß gehabt und sich selbst bewiesen., Foto: Bumstead/Sutton

Allerdings gestand er, dass seine Fitness nicht auf dem Stand von 2006 ist. "Sie ist sicher nicht so, wie sie sein müsste", räumte er ein. "Mein Nacken macht schon ein bisschen Theater, der Rest ist aber okay." In diesem Jahr hat er sich vor allem mit seinem Lieblingshobby Fußball in Form gehalten. Vor seinem MotoGP-Test letzte Woche drehte er aber auch noch mal an der Fitnessschraube. "Da wollte ich nicht unvorbereitet sein. Außerdem bin ich niemand, der auf dem Sofa liegt. Ich habe schon noch ein bisschen Bewegung - Fettpölsterchen habe ich nicht so gerne an der Seite."

Für 2008 prognostiziert Schumacher eine abermals spannende Saison. "Durch den Wegfall der Traktionskontrolle wird es interessant", sagte er. "Es gibt mehr Dreher als in der Vergangenheit, mehr Quersteher, es wird interessanter für die Zuschauer, ein bisschen spektakulärer." Dass das etwas am Kräfteverhältnis verändern wird, bezweifelt er. "Die besten Teams werden die besten Teams bleiben." Wobei er Honda dank der Mithilfe seines alten Weggefährten Ross Brawn auf dem Vormarsch sieht. "Es wird schwierig, das Team so umzukrempeln, dass es schon zu Saisonbeginn komplett konkurrenzfähig sein wird, aber Ross ist ein Superhirn, er ist sicherlich der richtige Mann, um dem Team Erfolg zu bringen." Das werde jedoch seine Zeit brauchen. Das weiß Schumacher aus eigener Erfahrung, schließlich hat er zusammen mit Brawn Ferrari umgekrempelt und zurück zum Erfolg geführt.