Es wurde Honda und nicht Ferrari, was natürlich Anlass zur Diskussion über die Beweggründe von Ross Brawns Entscheidung gab, den Posten des Teamchefs bei dem 2007 doch eher zurückliegenden Team anzunehmen. Einerseits gibt es Gerüchte, dass Brawn bei Ferrari Teamchef werden wollte, die Stelle aber nicht bekam, andererseits nannte der Brite am Montag bei einer Pressekonferenz eigene Gründe. "Die Tatsache, dass Ferrari in keiner Krise war, hat es weniger attraktiv für mich gemacht. Sie waren gut und sie werden gut sein. Sie haben eine gute Struktur, um weiter nach vorne zu arbeiten. Mein Job ist es jetzt, sie zu schlagen", erklärte Brawn.

Wie er weiter erzählte, hätte ihm seine Auszeit nach der Saison 2006 sehr dabei geholfen, sich darauf zu besinnen, was ihm am Rennsport Spaß gemacht habe, was er daran genoss. "Ich vermisse das Racing sehr. Ich vermisse den Sport, ich vermisse das Teamwork, ich vermisse es, Teil einer Gruppe zu sein, die etwas erreichen will, das sehr schwer zu erreichen ist; dafür ist es aber umso lohnender, wenn man es schafft", sagte er. Er habe ein wunderbares Jahr gehabt, doch man könne sich eben nur eine gewisse Zeit dem Müßiggang hingeben, meinte Brawn weiter.

Gegen Ferrari sprach für ihn schließlich die fehlende Herausforderung, die sich ihm dort geboten hätte. "Es gab auch persönliche Überlegungen. Ich war ein Jahr in Großbritannien und lernte meine Familie wieder kennen. Es hätte besondere Umstände gebraucht, damit ich zu Ferrari zurückgehe", betonte Brawn. Außerdem hat Nick Fry den neuen Teamchef nach eigenen Aussagen während der vergangenen sieben Monate wie ein Terrier verfolgt, um ihn zu Honda zu holen. Fry berichtete auch, dass Jenson Button - der zuletzt nicht um Kritik an Honda verlegen war - die Verpflichtung von Brawn als die beste Sache bezeichnete, die seit langer Zeit passiert sei.

Brawn selbst äußerte vollstes Vertrauen in beide Fahrer und nun läge es einfach an Honda, ihnen auch die nötigen Werkzeuge in die Hand zu geben, um den Job zu erledigen. Wie lange das dauern könnte, wollte er nicht erläutern, meinte aber, dass die Unterschiede zwischen der Arbeit in Großbritannien und Japan keine Rolle spielen würden. "Es kann sein, dass wir Glück haben und sich die Dinge schnell ändern, es kann auch länger dauern. Ich denke aber, dass die Ressourcen hier ähnlich dem sein werden, was ich in der Vergangenheit gewohnt war", sagte Brawn. Einen ersten Besuch im Werk hat er bereits hinter sich, wollte darüber aber keinen Kommentar abgeben und betonte nur, dass er das vorhandene Talent im Team aufbauen wolle.