Die Bilanz - Auto & Team: Wie gut verkraftet Renault den Abgang des Doppelweltmeisters? Diese Frage beherrschte die Winterpause. Das Team war überzeugt, dass Giancarlo Fisichella um den Titel fahren könnte; dass Heikki Kovalainen die richtige Wahl als Alonso-Ersatz und Teamkollege sei. Doch es sollten nicht die Fahrer sein, die schwächelten - es war der Nachfolger der Weltmeisterautos der letzten beiden Jahre, der nicht richtig in Schwung kam.

Ein Debüt mit Problemen: Heikki in der Wiese., Foto: Sutton
Ein Debüt mit Problemen: Heikki in der Wiese., Foto: Sutton

Zwei Fahrerweltmeistertitel und 19 Siege hatten Flavio Briatore und sein Vorzeigepilot in den Weltmeisterjahren 1994 und 1995 gesammelt. Doch dann kam der Absturz. Statt dem Titelhattrick gab es 1996 ohne Michael Schumacher nur WM-Rang 3. Kein einziger Sieg gelang, man musste sich mit 10 Podestplätzen und 68 WM-Zählern zufrieden geben. Elf Jahre später stand das gleiche Team, mit neuem Namen, Eigentümer und Farbton, aber mit dem gleichen Teamchef vor der gleichen Herausforderung. "Steht Renault wieder ein Absturz bevor oder kann man als erst drittes Team der F1-Geschichte drei oder mehr Weltmeisterschaften in Folge gewinnen?", fragten wir in unserer großen motorsport-magazin.com Saisonvorschau "Hausaufgaben gut gemacht, Renault?"

Bei der Präsentation des neuen Boliden waren alle noch zuversichtlich, auch ohne Fernando Alonso stark zu sein. Fisichella wollte und musste endlich beweisen, dass er ein Teamleader sein kann. Kovalainen wurde mit Vorschusslorbeeren überschüttet, ihm wurden Siege und vielleicht sogar Titelchancen im ersten Jahr nachgesagt. Immerhin kam er als einer der am besten vorbereiteten Rookies des Jahrgangs 2007 in die F1 - so viele Testkilometer wie er, hatte kein anderer Neuling in den Füßen stecken.

Dem Renault fehlte der nötige Speed., Foto: Sutton
Dem Renault fehlte der nötige Speed., Foto: Sutton

Nick Heidfeld war nach den ersten Runden des neuen Renault beeindruckt. Er sah schnell aus, die Idee mit den Rückspiegeln in den Seitenflügeln begeisterte Betrachter. "Ich dachte, es würde schwer sie zu schlagen", so Nick nach Saisonende. "Aber dann waren sie langsamer als wir." Die Zuverlässigkeit des Autos stimmte von Anfang an, schon beim Roll-Out fuhren zwei Modelle ohne Fehl und Tadel. Das setzte sich in der Saison fort. Es gab keinen Ausfall durch einen technischen Defekt. Fisichella wurde einmal disqualifiziert, hatte einen Dreher und eine Kollision; Kovalainen fiel nur einmal mit einem Dreher aus. Dafür fehlte dem Auto der Speed.

Zwar kündigte Renault immer wieder eine Aufholjagd auf BMW Sauber an, glänzte mit Vorhersagen, dass man die Weiß-Blauen bald einholen möchte, wolle, werde - dass man immer näher an sie herangerückt sei, aber in den Ergebnissen schlug sich das nicht nieder. Gegen Saisonende konzentrierte man sich, wie der Konkurrent aus München und Hinwil auf 2008, dadurch rückte Red Bull etwas näher, aber nicht nah genug, um Renault zu gefährden.

Die Bilanz - Fahrer: Heikki Kovalainen legte einen klassischen Fehlstart hin. Bei seinem Debütrennen in Melbourne ging so ziemlich alles schief; er fuhr mehr neben als auf der Strecke. Immerhin kam er ins Ziel - als Zehnter. Kovalainen hatte Probleme mit dem schwierig zu fahrenden Auto, das obendrein noch zu langsam war. Außerdem kämpfte er mit der Umstellung auf die neuen Bridgestone-Einheitsreifen. In dieser Hinsicht waren ihm die vielen Testkilometer aus den Vorjahren keine Hilfe. Auch sein Fahrstil war zu Beginn der Saison zu aggressiv, erst als er das änderte, sich langsam umstellte, an das Auto und die Reifen gewöhnte, wurde er besser - genauso wie sein Auto. Einmal in Schwung steigerte sich Kovalainen von Rennen zu Rennen, holte konstant WM-Punkte und war besser als sein Teamkollege. Die Belohnung war sein erster Podestplatz im Regen von Japan. Nach einem schwachen Start hat er gehalten, was man sich von ihm versprochen hat - nur der Renault war nicht gut genug.

Rotsünder Fisichella musste in Montreal raus., Foto: Sutton
Rotsünder Fisichella musste in Montreal raus., Foto: Sutton

Für Giancarlo Fisichella war es das Jahr der Entscheidung. Ganz im Stile von David Coulthard sollte es sein Jahr werden. Doch der Traum vom Titelgewinn zerplatzte früh: das Auto war nicht konkurrenzfähig, am Ende wurde er von seinem Rookie-Teamkollegen geschlagen - das war nichts und könnte das Letzte gewesen sein, was wir von ihm in der F1 gesehen haben. Denn für 2008 scheint Fisichellas Renault-Zug abgefahren zu sein, Force India könnte die letzte Rettung werden - dort gibt es aber viel Konkurrenz und ein schlechtes Auto. Im Gegensatz zum konstanten Kovalainen hatte Fisichella das Problem, dass er genau dann schwächer war, als Kovalainen aufdrehte. Der Italiener holte seine Punkte in den ersten Saisonrennen, in denen Kovalainen Probleme hatte. In der zweiten Saisonhälfte blieb er hinter dem Finnen zurück. Ab dem Nürburgring punktete Fisichella nur einmal in Japan. Zu wenig. Hinzu kam eine Disqualifikation in Kanada, wo er eine rote Ampel übersah.

Renault

Saisonziel 2007 Die Ausbeute
Titelverteidigung 3. Platz (51 WM-Punkte)
Saisonziel erreicht? Saisonbilanz 2007
Nein. Das war nichts, Renault. Der Titelverteidiger hatte in beiden Titelkämpfen keine Chance. Das Auto war nicht konkurrenzfähig genug, sogar BMW Sauber war konstant besser. Saisonziel klar verfehlt.