Nach der Spionageaffäre ist vor der Spionageaffäre - zumindest ist das in der Formel 1 derzeit so. Denn nach der Rekordstrafe für McLaren im September wegen des Besitzes geheimer Ferrari-Daten steht nun Renault unter Verdacht, McLaren ausspioniert zu haben. Mittlerweile hat das Team eine Vorladung für den 6. Dezember vor dem Weltmotorsportrat erhalten, wie die FIA in einem Statement bekannt gab.

"Die Teamrepräsentanten wurden aufgefordert zur Anklage Stellung zu nehmen, dass das Renault F1 Team, im Verstoß gegen Artikel 151c des Internationalen Sportcodes, von September 2006 bis Oktober 2007 geheime Dokumente und Informationen des Vodafone Mclaren Mercedes Teams besessen haben soll", heißt es in der Erklärung. Bei den Informationen soll es sich laut FIA um Skizzen wichtiger Bauteile des McLaren, Details über das Betankungssystem, die Gang-Anordnungen, das Ölkühlsystem, das Hydrauliksystem sowie eine neuartige Radaufhängung handeln, die an den McLaren-Boliden der Jahre 2006 und 2007 benutzt wurde.

Dass auch das Team von Flavio Briatore in einen Spionageskandal verwickelt sein könnte, sickerte erstmals im September im Zuge der McLaren-Affäre an die Öffentlichkeit. Damals ergab eine interne Untersuchung beim englischen Rennstall, dass ein ehemaliges Teammitglied bei seinem Wechsel zu Renault mehrere Daten-CDs mitgenommen haben soll. Teamchef Flavio Briatore gab sich da noch gelassen. "Wir haben der FIA gesagt, was wir haben, also gibt es kein Problem. Ich weiß nicht, auf was sich Dennis bezieht, aber er schmeißt wohl ein bisschen mit Steinen um sich", sagte der Italiener damals der Gazzetta dello Sport.

Auch FIA-Präsident Max Mosley bezweifelte, dass es zu einem Verfahren gegen Renault kommen werde. Gegenüber RTL bewertete er die Beweismittel, die McLaren bis zu dem Zeitpunkt eingereicht hatte, als "nicht sehr interessant." Offensichtlich hat sich seine Meinung mittlerweile geändert. Renault reagierte mit einem kurzen Statement auf die Vorladung durch die FIA: "Seitdem diese Angelegenheit ans Licht kam, haben wir mit absoluter Transparenz gegenüber McLaren und der FIA gehandelt und werden das auch weiterhin tun", sagte ein Sprecher des französischen Teams.