Ralf Schumacher, Tonio Liuzzi, Adrian Sutil, Fernando Alonso - fast jede Woche fiel ein neuer Name in Verbindung mit einem Williams-Cockpit. Dennoch war die Bekanntgabe von Kazuki Nakajima als zweitem Piloten neben Nico Rosberg keine Überraschung. Spätestens nach seinem erfolgreichen Debüt beim Saisonfinale in Brasilien stand der Toyota-Protegé ganz oben auf der Kandidatenliste. Auch wenn es am Ende nur zu Platz zehn reichte, zeigte Nakajima in Interlagos mit der fünftschnellsten Rennrunde sowie einigen guten Überholmanövern, dass er das Potential für eine erfolgreiche Formel 1-Karriere besitzt. "Nach dem Rennen haben viele Leute gesehen, dass ich gute Rennen fahren kann, das hat auch mir selbst Selbstvertrauen gegeben", sagte Nakajima gegenüber ITV.

Boxenstopps muss Nakajima noch üben., Foto: Sutton
Boxenstopps muss Nakajima noch üben., Foto: Sutton

Allerdings zeigte der 22-jährige in Brasilien auch, was ihm noch fehlt. Mit einer, vorsichtig ausgedrückt, unkonventionellen Boxenanfahrt beförderte der Japaner einen seiner Mechaniker ins Krankenhaus, womit er exakt den Eindruck bestätigte, den er auch in der GP2 hinterließ: Verdammt schnell, aber bisweilen noch zu ungestüm. So machte selbst Teamchef Frank Williams während der Saison keinen Hehl daraus, dass Nakajima ein weiteres Jahr in der GP2 sicherlich gut tun würde.

Doch am Ende entschieden sich Williams und Patrick Head das Risiko mit Nakajima einzugehen, wohl auch weil Motorenpartner Toyota etwas finanzielle Überzeugungsarbeit geleistet haben wird. So habe Williams den Vertrag nicht mit Nakajima selbst sondern mit Toyota abgeschlossen sagte Nakajima der Nachrichtenagentur Reuters. Er wisse noch nicht einmal über die Laufzeit des Vertrages bescheid. "Es ist ein bisschen komplizierter, aber mir persönlich ist das egal", so Nakajima. Sollte er den Vertrauensvorschuss zurückzahlen, wird er auf lange Sicht wohl beim Werksteam von Toyota landen.

Er selbst hegt keinen Zweifel daran, dass er schon jetzt für die Formel 1 bereit ist. Schließlich habe er durch seine Rolle als Testfahrer in diesem Jahr schon ausgiebig Erfahrung in der Formel 1 sammeln können - auch unter schwierigen Bedingungen wie in Australien und Malaysia. "Ich wollte die Chance zur richtigen Zeit nutzen, und ich bin sicher, dass jetzt die richtige Zeit ist", sagte Nakajima. Zwar gebe es noch viele Bereiche, in denen er sich verbessern könne, "aber ich bin sicher, dass ich dazu in der Lage sein werde und fürs nächste Jahr bin ich ziemlich zuversichtlich."

Zudem könnte der Wegfall der Traktionskontrolle für Nakajima ein Vorteil gegenüber den anderen Piloten sein. "Ich bin in der GP2 ohne Traktionskontrolle gefahren, deshalb wird das defintiv kein Nachteil für mich. Ich hoffe, dass ich dadurch einen Vorteil habe."

So hofft Nakajima, dass er gleich in seiner ersten Saison zum besten japanischen Fahrer aufsteigen kann, vor Takuma Sato, der von Toyota-Erzrivale Honda unterstützt wird. "Um das zu erreichen werde ich hart kämpfen müssen, auch wenn ich in einem guten Team fahre", glaubt er. Aber das ist Ziel, dass ich im nächsten Jahr erreichen möchte." Allzu schwierig sollte das allerdings nicht zu erreichen sein. Schließlich wird Nakajima aller Voraussicht nach im deutlich schnelleren Wagen sitzen als Sato.

Schwieriger für den Neuling wird hingegen das teaminterne Duell gegen Nico Rosberg. Doch Nakajima will von seinem Teamkollegen vor allem profitieren. "Es ist großartig mit Nico zusammenzuarbeiten, er wird sicher eine sehr hohe Messlatte für mich sein. Fahrerisch gibt es viel, was ich von ihm lernen kann. Es wäre schön, wenn ich ihn puschen kann und wir voneinander lernen können", hofft Nakajima.

Ebenso wie Nico Rosberg hat übrigens auch Nakajima einen Vater mit Grand-Prix-Vergangenheit. Doch während Keke Rosberg im Williams zum Weltmeistertitel fahren konnte, steht für Satoru Nakajima nur ein vierter Platz in fünf Jahren Formel 1 als beste Platzierung zu Buche. Diese Bilanz will der Filius möglichst schnell übertrumpfen. "Vielleicht wird das in meinem ersten Jahr schwierig, doch in meiner Karriere möchte ich das auf jeden Fall erreichen."