Die Bilanz - Auto & Team: Kontinuität herrscht beim Team seit Jahren nur auf zwei Gebieten: der chronischen Unterfinanzierung und den ständigen Besitzerwechseln. Auch 2007 kam es gegen Saisonende zum alljährlichen Eigentümerwechsel. Ab sofort hält der Inder Vijay Mallya zusammen mit dem Niederländer Michiel Mol die Zügel in der Hand. Sportlich hatte das noch keinen Einfluss. Die Saison 2007 war von Anfang an als Übergangsjahr gedacht - wenn auch nicht für ein weiteres Übergangsjahr.

Schon vor Saisonbeginn richteten sich alle Augen auf den Großen Preis der Türkei. Der war zwar erst das zwölfte Saisonrennen, doch dann sollte das heiß ersehnte B-Auto debütieren. Wie üblich sollte es anders kommen: ein misslungener Crashtest verhinderte das Debüt in Istanbul. Stattdessen kam das neue Auto erst in Monza zum Einsatz - dafür immerhin mit einigen Testtagen in den Karbonteilen. Geholfen hat es auf dem Highspeedkurs nichts.

Seltenes Bild: Spyker vor McLaren - keine Überrundung!, Foto: Sutton
Seltenes Bild: Spyker vor McLaren - keine Überrundung!, Foto: Sutton

Einen Quantensprung verursachte die Einführung des neuen Boliden nicht. Auf einigen Strecken rückte man näher an die direkte Konkurrenz heran, doch waren dafür teils auch die äußeren Bedingungen verantwortlich. Zumindest eins war klar: der F8-VII in seiner ursprünglichen Version war absolut nicht konkurrenzfähig. Egal ob Albers, Sutil oder Yamamoto - sie alle fuhren der Konkurrenz weit hinterher. Mit dem B-Auto kam immerhin etwas Hoffnung auf. In Japan holte Adrian Sutil sogar den ersten und einzigen Saisonpunkt. Um diesen musste man allerdings wegen einer Berufungsverhandlung noch einige Tage zittern.

Eigentlich hätte man sich bei Spyker mehr Punkte gewünscht, aber der Kampf um die letzten Punkteränge war zu hart. Deshalb strebte man schon vor Saisonbeginn eine Lösung im Kundenautostreit an. Ausgerechnet die beiden direkten Gegner Super Aguri und Toro Rosso setzten Kundenchassis ihrer Schwesterteams Honda respektive Red Bull Racing ein - so die Sichtweise von Teamchef Colin Kolles. Das Wunschergebnis: die Kundenteams sollten keine Konstrukteurspunkte und somit keine Gelder bekommen. Die Kundenautoaffäre war das Diskussionsthema der ersten Saisonwochen; bis sie nahezu gänzlich in der Versenkung verschwand und von anderen Affären verdrängt wurde. Eine Lösung ist noch immer nicht in Sicht.

Noch mal für Christijan Albers: nur Lollipop hoch bedeutet losfahren., Foto: Sutton
Noch mal für Christijan Albers: nur Lollipop hoch bedeutet losfahren., Foto: Sutton

Die Bilanz - Fahrer: An Fahrern mangelte es dem Team in den vergangenen Jahren nie. Dank der Vielzahl an Bezahltestfahrern hatte man oft mehr Testpiloten als Teamnamen in den letzten Jahren. Aufgrund des neuen Testreglements und dem eingeschränkten Budget kamen die Testfahrer in diesem Jahr allerdings so wenig wie noch nie zum Einsatz. Dennoch wagte sich Spyker für einen Tester sogar auf juristisches Glatteis: Giedo van der Garde unterschrieb vor Saisonbeginn je einen Vertrag als Testfahrer bei Super Aguri und Spyker. Der Konflikt zwischen den Parteien wurde bis heute nicht gelöst, van der Garde wartet noch immer auf eine Superlizenz. Somit verpasste er die Gelegenheit als Ersatz für Christijan Albers einzuspringen.

Der Niederländer war als Nummer 1-Pilot in die Saison gestartet, enttäuschte jedoch von Rennen zu Rennen mehr. Wie namhafte Kollegen (etwa Fernando Alonso und Alex Wurz) machten ihm die neuen Bridgestone-Reifen zu schaffen. Er schaffte es nicht, seinen Fahrstil entsprechend an die neuen Pneus anzupassen. Hinzukamen Fehler und Qualifying- sowie Rennniederlagen gegen seinen Teamkollegen. Der Druck wurde immer größer, die Fehler häuften sich. In Magny Cours riss er den Tankschlauch aus der Anlage, weil er viel zu früh losfuhr. Vor dem Europa GP bekam er die Quittung: weil einer seiner Sponsoren mit Zahlungen im Rückstand war, verlor Albers sein Cockpit.

Adrian Sutil hatte seine Teamkollegen im Griff - und weiß, was man mit Tankanlagen wirklich anstellt., Foto: Sutton
Adrian Sutil hatte seine Teamkollegen im Griff - und weiß, was man mit Tankanlagen wirklich anstellt., Foto: Sutton

An seiner Stelle saß Markus Winkelhock in der Eifel im Auto. Ein Rennen im größten Chaos, nur 13 Runden bis ein Motorschaden sein Debüt beendete, aber davon führte er die Hälfte an - besser hätte sich Winkelhock in einem Spyker nicht aus der Affäre ziehen können. Sein Nachfolger Sakon Yamamoto konnte die Gunst der Chaosrennen in Fuji und Shanghai nicht annähernd so gut nutzen. Er fuhr unauffällige Rennen, war nicht besonders schlecht, kam sogar meistens ins Ziel, war aber auch konstant langsamer als sein Teamkollege.

An diesem Teamkollegen scheiden sich die Geister. Die einen sehen in ihm einen der am meisten überschätzten Piloten, die anderen die Entdeckung der Saison. Von Anfang an hatte er seinen erfahrenen Teampartner Albers fest im Griff. Egal ob im Qualifying oder Rennen: der Niederländer sah kein Land gegen Sutil. Yamamoto erging es später nicht anders. Das Selbstbewusstsein des F1-Neulings war schon in seiner Debütsaison enorm - manche seiner Aussagen verursachten jedoch ein Kopfschütteln.

Sutil ist schnell, vor allem im Regen. Das bewies er mit seinem Punktgewinn in Fuji sowie einer Trainingsbestzeit in Monaco. Aber Sutil machte auch viele Fehler, gerade zu Saisonbeginn ließ er es gerne krachen - mit dem Frontflügel voraus in die Mauer. Nach einem Doppelausfall in Kanada mussten sich Albers und Sutil harte Worte ihrer Teamführung anhören. Unerwartet kam das für einen Rookie nicht. "Wie alle Rookies wird auch Sutil in diesem Jahr Fehler machen", prophezeiten wir in unserer Saisonprognose "Hausaufgaben gut gemacht, Spyker?". "Dennoch könnte er als großer Gewinner aus der Saison hervorgehen. Mehr als ein glücklicher Punktgewinn ist für ihn und Albers aber nicht drin." Genauso sollte es kommen.

Spyker

Saisonziel 2007 Die Ausbeute
WM-Punkte, 10. Platz 10. Platz (1 WM-Punkt)
Saisonziel erreicht? Saisonbilanz 2007
Ja - mit FIA-Hilfe. Eigentlich ist Spyker 11. - das wäre auch leistungsgerecht gewesen. Der eine Punkt hätte sie nicht auf Platz 10 gebracht, der für die TV-Gelder so wichtig ist. Ausgerechnet das Team, das den Kundenteams die Punkte aberkennen wollte, profitierte letztlich doch von einem Punktabzug - allerdings dem bei McLaren.