Die einen gewinnen - überraschend - den WM-Titel, begründen das dann mit schönen Worten vor allem mit der perfekten Harmonie - und dennoch ist alles andere als sicher, ob die Mannschaft in der gleichen Besetzung auch die Titelverteidigung 2008 angehen wird. Die anderen verlieren eine schon fast sicher geglaubte Weltmeisterschaft in letzter Sekunde - und haben im eigenen Haus erst recht ein Minenfeld, das es in den nächsten Wochen zu räumen gilt.

Merkwürdig war es schon, dass Ferrari-Teamchef Jean Todt nach Räikkönens WM-Titel irgendwie nicht so wirklich überglücklich und im siebten Himmel wirkte, wie man es nach einem solchen, am Ende doch überraschenden, Triumph eigentlich hätte erwarten sollen. Stattdessen machte er einen eher ernsten Eindruck. Dass bei Ferrari intern ein massiver Machtkampf zwischen Todt und Luca di Montezemolo tobt, ist inzwischen längst ein offenes Geheimnis, wer der Sieger sein wird, schien eigentlich klar, bis die Meldung von der Vertragsverlängerung für Felipe Massa bis 2010 alle ein bisschen verwirrte.

Die passte nun so gar nicht ins Bild, weiß man doch, dass Montezemolo den Brasilianer eigentlich lieber heute als morgen durch Fernando Alonso ersetzen möchte... Aber dennoch - am Dienstag findet in Italien, in Maranello bei Ferrari, eine Aufsichtsratssitzung von FIAT statt, italienische Quellen wollen wissen, dass es sehr gut möglich sei, dass Todt danach nicht mehr Ferrari-Chef sein werde - sondern Ross Brawn, der Macher aus der Schumacher-Ära... Und was dann zumindest mittelfristig aus dem Massa-Vertrag wird, das steht auch in den Sternen...

Schmeißt Fernando bei McLaren hin?, Foto: Sutton
Schmeißt Fernando bei McLaren hin?, Foto: Sutton

Bei McLaren-Mercedes gibt es zwar einen Fixpunkt - Lewis Hamilton, doch der scheint in den letzten Saisonrennen 2007 schon ein bisschen vom Image des von allen geliebten absoluten Wunderkindes eingebüßt zu haben. Dass es aber noch eine gemeinsame Zukunft für McLaren-Mercedes und Alonso geben könnte, ist kaum noch vorstellbar, nach allem, was da intern wohl vorgefallen ist - und zwar nicht unbedingt nur in der allgemein kolportierten Richtung...

Was dem einem oder anderen im Team durchaus sehr leid tut. Der Renningenieur des Spaniers, Mark Slade, der sich im übrigen immer noch nicht erklären kann, warum Alonso im Qualifying in Shanghai plötzlich einen um Welten zu hohen Reifendruck hatte, meint nachdenklich: "Wir hatten in diesem Jahr Top-Fahrer, ein Top-Auto - und trotzdem konnten wir es nicht nutzen. Wir haben sicher Fehler gemacht, wir haben Fernando nicht verstanden, mit dem Ergebnis, dass er auch uns nicht verstanden und dann "zugemacht" hat." Seine Wertschätzung für den zweimaligen Weltmeister ist extrem hoch: "Ich habe noch nie mit einem Fahrer gearbeitet, der so flexibel ist, sich so gut auf unterschiedliche Charakteristiken eines Autos einstellen kann." Aber so wie in den letzten Jahren Kimi Räikkönen durch die vielen Defekte, so habe man wohl auch Alonso, so der Unterton bei Slade, irgendwie im Stich gelassen, weniger technisch wohl als menschlich...

Ein Vorwurf, der dann wohl vor allem in Richtung Teamführung zielen müsste - Kimi Räikkönens Manager Steve Robertson kommt da aus fünf Jahren bei McLaren so manches nicht unbekannt vor. Auch Räikkönen habe so seine Erfahrungen mit Dennis' Ego gemacht, sich immer wieder einiges anhören müssen, sei darüber oft alles andere aus glücklich gewesen. Nur ist der Finne eben ein anderer Typ - einer, der sich durch so etwas nicht so sehr aus dem Konzept bringen lässt und auch nicht damit an die Öffentlichkeit geht, Alonso schon... Aber wie bringt man die Trennung über die Bühne, wo kann Alonso hin, hat Renault wirklich das Geld, ihn aus seinem Vertrag herauszukaufen, tut sich bei einem großen Knall vielleicht entgegen aller Erwartungen doch noch die Ferrari-Tür auf, wer ersetzt dann den Spanier bei den Silbernen? Holt man sich lieber einen "schwächeren" zweiten Mann neben Hamilton, um auf jeden Fall Probleme wie in dieser Saison zu vermeiden, von Anfang an eine klare Nummer 1 zu haben? Fragen über Fragen...