Endlich ist es soweit: Zum letzten Mal klingelten in diesem Jahr in Sao Paulo die Schulgocken. Die großen Ferien sind offiziell eröffnet. Ausspannen und Feiern ist angesagt, egal, ob mit oder ohne Gorilla-Kostüm. Doch nach einem turbulenten Schuljahr ist nicht allen aus des Jahrgangs 2007 zum Feiern zumute. Denn die Versetzungszeugnisse nach 2008 sind noch nicht geschrieben. Schließlich stand ja noch die letzte Klassenarbeit an. Müssen auch die fünf Deutschen zittern oder können sie sich zusammen mit den Mercedes-Leuten in Bier und Caipirinha ertränken?

Adrian Sutil ist der Klassenrowdy., Foto: Sutton
Adrian Sutil ist der Klassenrowdy., Foto: Sutton

Adrian Sutil war gar nicht in Feierlaune. Er muss endgültig mit dem Stigma als Klassenrowdy, der zwar unglaublich schnell ist, aber es im Zweifel doch lieber krachen lässt, als sein Auto ins Ziel zu bringen, in die großen Ferien gehen. Schon am ersten Schultag nahm er Anthony Davidson auf die Hörner. Kurz vor der Rückkehr auf seine Insel bekam der kleine Engländer noch mal Kloppe von Adrian. Dabei habe er das gar nicht gewollt. "Ich versuchte die erste Kurve anzubremsen", erklärte Sutil, "aber plötzlich gab es keine Bremswirkung mehr und ich crashte in Davidson hinein." Nicht er, sondern die Lehrer waren schuld, findet er. "Ich verlor immer mehr den Bremsdruck, musste das Pedal sogar auf der Geraden pumpen." So hofft Adrian, dass er im nächsten Jahr in eine Parallelklasse versetzt wird.

Darauf baut auch Ralf Schumacher. Denn sein Abschied aus der Toyota Klasse ist schon beschlossene Sache. Jedoch ist schon so gut wie überall die maximale Klassenstärke erreicht. Ralf baut jetzt auf seinen Ruf bei den Lehrern als Musterschüler. Das wollte er auch noch mal zum Abschied unter Beweis stellen. Doch auch in der letzten Arbeit konnte er keine guten Noten mit nach Hause bringen. Nur P11 - maximal ausreichend also. Dafür konnte er im Betragen Bestnoten verzeichnen. "Das Auto war gut zu fahren", sagte er artig. Selbst eine defekten Radmutter beim Boxenstopp konnte ihn nicht aus der Ruhe bringen. "Danach war es ein relativ gutes Rennen", kommentierte er lapidar. So jemanden wie Ralf kann man doch mit durchziehen, oder?

Nico Rosbergs Versetzung ist nicht gefährdet., Foto: Sutton
Nico Rosbergs Versetzung ist nicht gefährdet., Foto: Sutton

Mit durchgezogen werden muss Nico Rosberg sicher nicht. Seine Versetzung ist schon lange nicht mehr gefährdet. Und wenn man keine Sorgen hat, dann schreibt sich eine Klassenarbeit eh viel leichter. "Im Rennen sind wir auf Risiko gegangen", verriet Rosberg. "Wir sind in der Mitte einen sehr langen Stint gefahren, da haben meine Reifen echt gelitten, das war voll an der Grenze." Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, nach Nick auch noch Robert aus seiner Parallelklasse zu überflügeln. "Ich wusste, dass ich außen nicht vorbeikomme. Die einzige Möglichkeit war, dass er einen Fehler machte." Dieser Plan ist aufgegangen. So konnte er mit P4 am Ende noch einmal seine beste Zensur in diesem Jahr in Empfang nehmen.

Die gleiche Note wie Nico schrieb Sebastian schon in China, und das obwohl er mitten im laufenden Schuljahr eine Klasse übersprungen hatte. Heute allerdings lief es für ihn nicht so gut: "Ich musste mit einem Hydraulik-Problem aufgeben. Zuerst habe ich die Schaltung verloren und dann die Servolenkung", erklärte er. Bis dahin war es ihm nach eigenem Empfinden ganz gut gegangen. "Die letzten Rennen haben gezeigt, wir werden besser, auch im Trockenen wie hier. Das ist also positiv, auch wenn ein Ausfall im letzten Rennen enttäuschend ist", fand Sebastian.

Nick Heidfeld ist ein Musterschüler., Foto: Sutton
Nick Heidfeld ist ein Musterschüler., Foto: Sutton

Keinen Grund zur Enttäuschung hatte hingegen Nick Heidfeld. Das Wichtige ist, dass wir eine super Saison hatten und die 101 Punkte sind jetzt fantastisch", bemerkte er stolz. Denn Nick ist immer ganz vorne im Klassenspiegel zu finden gewesen. Heute allerdings musste er dort Nico Rosberg den Vortritt überlassen - nicht ganz freiwillig. "Das Überholmanöver war sehr hart, ich würde aber sagen, es war im Rahmen. Denn einfach so Überholen geht in der Formel 1 nun einmal nicht. Dadurch kam ich leider ganz neben die Strecke, aber sonst hätte es geknallt. Dadurch habe ich zwei Positionen verloren." Doch leben konnte Nick damit allemal. Schließlich war es ja der letzte Schultag. Da gab es für ihn genug Grund zum Fröhlichsein. "Abschließend würde ich sagen, geile Saison, schon OK", sagte er und ging zu seinem alten Klassenkameraden im Gorillakostüm, mit dem er ein bisschen feiern wollte.