Die WM-Fete von Kimi Räikkönen ist bereits voll im Gange, das Fahrerlager verabschiedet sich langsam in den Winterschlaf - doch noch ist die Saison nicht vorbei, noch gibt es kein offiziell bestätigtes Ergebnis für das 17. Saisonrennen in Sao Paulo. Denn bei Williams und BMW Sauber wird noch gezittert: die Teammanager beider Rennställe wurden zu den Rennkommissaren gebeten, weil die Autos von Nico Rosberg, Robert Kubica und Nick Heidfeld die Inspektion nicht überstanden haben. Die Sprittemperatur hat nach Angaben der FIA während der Tankvorgänge nicht mit dem Reglement übereingestimmt.

Laut Artikel 6.5.5 des Technischen Reglement darf der Sprit in den Autos nie mehr als zehn Grad unter der Außentemperatur liegen. Die FIA bewies, dass das Auto von Heidfeld beim ersten und zweiten Stopp 13 respektive 12 Grad über der Umgebungstemperatur lag. Bei Kubica waren es 14, 13 und 13 Grad bei seinen drei Tankstopps. Bei Rosberg waren es wie bei Heidfeld 13 und 12 Grad. Bei Rosbergs Teamkollegen Kazuki Nakajima trat nur bei einem der beiden Stopps eine Überschreitung auf.

Laut BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen hat sich die Lufttemperatur so schnell erhöht, dass die Anlage nicht mit dem Nachregeln nachgekommen ist. Der Grund dafür ist, dass sich Flüssigkeit langsamer erwärmt als Luft. Kühlerer Sprit kann zwei Vorteile bringen: erstens sollen zwei Grad Temperaturunterschied eine Zehntelsekunde Zeitgewinn beim Tankvorgang bringen, zweitens bringt gekühlter Sprit einen minimalen Performancevorteil, der jedoch nur für einen extrem kurzen Zeitraum nutzbar ist, weil die Sprittemperatur durch die hohe Umgebungstemperatur sehr schnell ansteigt. Das bestätigten auch Mitglieder des McLaren-Teams.

Spyker-Technikchef Mike Gascoyne sieht das anders. "Es kann fünf bis zehn PS ausmachen", sagte er Autosport. "Das Auto produziert einen Performancevorteil. Wenn sie Benzin unter dem Limit einfüllen, ist das ein illegaler Vorteil. Sie sollten vom Rennen ausgeschlossen werden, daran besteht absolut kein Zweifel." Andere Techniker sprechen von einer kurzfristigen Steigerung um maximal 0,7 PS.

Bislang gibt es keine Informationen über eine mögliche Bestrafung der Teams respektive Fahrer. Bei Spritvergehen wurden schon früher Strafen ausgesprochen, unter anderem Disqualifikationen und Punktabzüge in der Konstrukteurs- aber nicht der Fahrerwertung. Darauf wird man auch bei Ferrari hoffen. Denn Rosberg, Kubica und Heidfeld belegten die Plätze 4 bis 6 - vor einem gewissen Lewis Hamilton. Eine Bestrafung der Fahrer hätte demnach weitreichende Konsequenzen auf das Endergebnis des Brasilien GP und die Fahrerweltmeisterschaft 2007.