Ist er nun Täter oder Opfer? An Fernando Alonso schieden sich in dieser Saison die Geister. Für die deutschen Medien war der Fall schnell klar: Alonso konnte es nicht ertragen, von einem Rookie im eigenen Stall vorgeführt zu werden. Deswegen stellte er sich offen gegen sein Team, was in einem dreisten Erpressungsversuch gegen McLaren-Teamchef Ron Dennis gipfelte.

Doch es gab auch andere Töne, die den Weltmeister als Opfer eines beispiellosen Hypes um den britischen Neuling Lewis Hamilton sahen. So meinte Juan Pablo Montoya, der ein Jahr zuvor selbst im Zwist von McLaren flüchtete, er habe Mitleid mit Alonso gehabt, als er hörte, dass Hamilton sein Teamkollege werde.

Alonso stellte sich ein Problem nach dem anderen in den Weg., Foto: Sutton
Alonso stellte sich ein Problem nach dem anderen in den Weg., Foto: Sutton

Angefangen hatte alles sehr harmonisch. Als frischgebackener Doppelweltmeister kam Alonso zum Lieblingsteam seiner Kindheit und sollte die Silberpfeile endlich zurück an die Spitze des Feldes führen, während Eigengewächs Lewis Hamilton vom Champion lernen sollte. Der Plan ging auf - mit einem Haken: Hamilton lernte viel schneller als erwartet und stand auf einmal vor Alonso in der Fahrerwertung - für den Spanier eine schwierige Situation.

Bisher war er es gewohnt, seinen Teamkollegen im Griff zu haben. Doch Hamilton konnte nicht nur seine Pace mitgehen, er war zugleich der Liebling im Team. Wenn Hamilton Alonso überholte, wurde in der Box gejubelt - das kränkte den Spanier allein unter Briten. Schließlich sei er es doch gewesen, der durch seine Entwicklungsarbeit das Team wieder nach vorne brachte. Dafür habe er den Nr. 1-Status im Team verdient. Doch Ron Dennis wollte ihm diesen Gefallen nicht tun. Das Verhältnis zwischen Alonso und seinem Team verschlechterte sich rapide, spätestens nach dem Eklat von Ungarn war das Tischtuch endgültig zerschnitten.

Zumindest der Respekt der Kollegen war ihm sicher. "Ich finde es unglaublich, dass er trotzdem so eine starke Performance hinlegt. Wenn du volles Vertrauen in deine Situation und dein Auto hast, kannst du drei, vier oder sogar fünf Zehntel pro Runde schneller sein", bekannte Ex-McLaren-Pilot David Coulthard vor dem Saisonfinale.

Die Frage nach dem Täter oder Opfer - sie bleibt weiter unbeantwortet. Beantwortet wurde hingegen eine andere Frage: Fahrerisch zählt Alonso weiterhin zu den Besten seines Fachs.

WM-Entscheidung 2007