Es war, als hätte es die vorangegangenen 15 Jahre nicht gegeben. Als am 18. März Kimi Räikkönen, Fernando Alonso, Lewis Hamilton und Felipe Massa auf ihre Startpositionen im Albert Park zu Melbourne rollten, vermissten nur wenige die Anwesenheit der roten Lichtgestalt der Vergangenheit.

Der Generationswechsel war vollzogen, aber das Pendel blieb die ganze Saison nie still stehen. "Ferrari und McLaren sind gleich stark", sagte Ex-F1-Fahrer Christian Danner. Doch je nach Streckencharakteristik und Reifennutzung schlug das Pendel auf die rote oder die silberne Seite aus. "Und zwar so stark, dass die Unterschiede manchmal in einer deutlichen Überlegenheit eines der beiden Teams endeten", analysierte Motorsport-Experte Sven Heidfeld.

Beim Auftaktrennen war Räikkönen nicht zu bremsen, aber schon in Malaysia siegte Alonso für McLaren - auch dank der gütigen Mithilfe des Unterbodenreglements. Danach setzte Massa zu einer kleinen Siegesserie an, bevor wieder McLaren drei Rennen am Stück gewann; darunter die ersten beiden GP-Siege von Hamilton. Zur Saisonmitte meldete sich Räikkönen mit zwei Siegen im Titelkampf zurück, bevor das Pendel von Rennen zu Rennen hin und her schwang - mal bekam Ferrari eine kräftige Watschen verpasst, mal war es McLaren, die kein Land sahen.

Immer wenn man dachte, dass die WM zu Gunsten des einen oder anderen entschieden war, kippte das Pendel wieder um und hielt den Titelkampf weiter offen. So schien Alonso nach seinem Ausfall in Japan schon alles verloren zu haben, als plötzlich Hamilton im chinesischen Kies landete und selbst Räikkönen vor dem WM-Finale wieder im Titelkampf mitmischte.

Die Saison 2007 verhielt sich aber nicht nur auf der Rennstrecke wie eine Achterbahnfahrt, auch und gerade abseits der Kurse ging es hoch her. Die Spionageaffäre, die Streitigkeiten um Kundenautos, flexible Flügel und Unterböden, die Stallregiediskussionen um McLaren und der eskalierende Fahrerstreit zwischen Alonso und Hamilton hielten die F1-Welt in Atem. Auch hier schwang das Pendel von Woche zu Woche hin und her, immer wieder kamen neue Details ans Licht. Dem Ansehen des Sports muss dies noch nicht einmal geschadet haben, die Formel 1 war so sehr im Blickpunkt wie schon lange nicht mehr.

Der WM-Dreikampf war nur ein Teil der vielen Spannungsmomente der Saison 2007, wenn auch einer der wichtigsten. Denn egal ob Hamilton, Alonso oder Räikkönen - "jeder wäre als Weltmeister eine unglaubliche Story gewesen", sagte David Coulthard. "Lewis als Rookie, Kimi als der, der das ganze Jahr zurücklag und Alonso als der, der ein zerrüttetes Verhältnis zu seinem Team hatte."

WM-Entscheidung 2007