Wenn Ron Dennis, Jean Todt und Flavio Briatore gemeinsam im Pressesaal Platz nehmen, kann man sich auf einen langen Nachmittag einstellen. Bevor der McLaren-Teamchef aber in seine Ron-Speak verfiel, standen noch ein paar Standardfragen auf dem Programm - zum Beispiel diese hier: Wie ist die Befindlichkeit der Titelanwärter nach dem ersten Tag in Interlagos?

Musste Jean Flavio die Worte vorsagen?, Foto: Sutton
Musste Jean Flavio die Worte vorsagen?, Foto: Sutton

"Es ist, wie wir es von Anfang an gesagt haben: Wir versuchen Gleichbehandlung zu demonstrieren, aber beide Fahrer haben unterschiedliche Ausgangspositionen", begann Dennis. "Einer hat einen kleinen Vorteil und Kimi kann auch noch gewinnen. Wir müssen also ruhig bleiben und diszipliniert arbeiten, auch unter Stress." Im 1. Training schlug dieser Versuch fehl: das Team schickte Hamilton auf zwei Regenreifensätzen raus, allerdings ist nur einer erlaubt. Die Strafe hielt sich in Grenzen: Hamilton muss 15.000 Euro bezahlen, der Reifensatz wurde vom Team freiwillig zurückgegeben.

"Wir wissen, dass es für Kimi sehr schwierig wird", begann Jean Todt seine Sichtweise des WM-Kampfs. "Unsere Gegner sind sehr schnell, sehr zuverlässig. Wir sind nicht die Favoriten, aber in diesem Geschäft können so viele Dinge passieren." Ein falscher Reifen kann viel verändern. "Das haben wir beim letzten Rennen gesehen." Mit Regen rechnet Todt zwar nicht, die Vorhersagen prognostizieren hohe Temperaturen für die Folgetage, "aber dennoch werden wir alles geben." Das Ziel ist ein Doppelsieg. "Das ist einfach zu sagen, aber schwierig umzusetzen." Kimi Räikkönen verspürt keinen besonderen Druck. "Wenn man ihn besser kennen lernt, lernt man seine Gefühle zu übersetzen", enthüllte Todt. "Er ist ein toller Kerl, sehr entschlossen, beschwert sich nicht, macht seine Arbeit und wir sind mit ihm zufrieden."

Ron sprach viel und sagte wenig., Foto: Sutton
Ron sprach viel und sagte wenig., Foto: Sutton

Flavio Briatore kann den Titelkampf als Unbeteiligter verfolgen. Aus den vergangenen beiden Jahren kennt er jedoch die Belastung des WM-Kampfes und die Einstellung von Fernando Alonso. "Ich bin sicher entspannter als Ron und Jean", so Briatore, "aber auch entspannter als im letzten Jahr." Als neutraler Beobachter empfindet er das Saisonfinale als fantastischen Schlusspunkt für das Jahr 2007. "Es ist schwierig, zu sagen, wer Weltmeister wird - es ist ein langes Rennen." Man wisse nicht genau, wie das Wetter werde, alles sei noch offen. "Auch für Ferrari, man kann eben nie wissen." McLaren habe in China eine gute Siegchance gehabt, diese jedoch nicht genutzt. "Normalerweise hat Hamilton vier Punkte mehr als Alonso. Ein zweiter Platz reicht ihm, aber Fernando ist in solchen Situation ein schwieriger Gegner, er macht keine Fehler, kann mit Druck sehr gut umgehen." Für Briatore stehen die Chancen deshalb 50:50 zwischen Alonso und Hamilton.

Die Atmosphäre innerhalb des McLaren-Teams beschreibt Dennis als "etwas angespannt, aber professionell und ruhig". Über die verschiedenen Konstellationen während des Rennens rede man momentan noch nicht. "Wir konzentrieren uns auf jeden Tag einzeln", so Dennis. Am Freitag wollte man das Beste aus dem Training machen, am Samstag wolle man das Beste aus dem Qualifying herausholen. Ab Samstag wird auch ein FIA-Beobachter in der McLaren-Box Wache halten, dass beide Fahrer gleich behandelt werden. "Er kann einen Kopfhörer aufsetzen und machen, was er möchte", spielte Dennis die Rolle des Aufpassers herunter. "Das macht alles nur noch transparenter für alle. Wir haben kein Problem damit. Es ist für uns gar nicht relevant."