Brasilien - normalerweise müsste sich alles um Felipe Massa drehen; immerhin will er seinen Vorjahreserfolg wiederholen. Doch der Titelkampf überschattet alles, ein Titelkampf, in dem Massa schon seit einiger Zeit nicht mehr mitmischt. "Ich würde mein Team gerne siegen sehen", sagt er, "aber es ist kein einfaches Rennen." Zu viele Faktoren spielen eine Rolle. "Mein Ziel ist es, das Rennen zu gewinnen." Sollte sich während des Rennens etwas im Titelkampf ergeben, werde man weiter sehen.

Genug des WM-Vierten, jetzt geht es in die Vollen. Wie haben sich die drei Titelanwärter auf das große Finale vorbereitet? Kimi Räikkönen hatte Geburtstag, feierte diesen, entgegen seines Rufes, aber nicht. "Man ist immer ein bisschen nervös, vor jedem Rennen. Aber ich werde das gleiche wie bei allen Rennen machen, ich werde versuchen mein Bestes zu geben, das Rennen zu gewinnen." Der Rest liege nicht in seiner Hand.

Lewis Hamilton bereitete sich zu Hause auf das Rennen vor. Den McLaren-Simulator mied er diesmal, obwohl er die Strecke nur von Computerspielen kennt. "Aber wenn er etwas bringen würde, hätte ich ihn genutzt." Stattdessen erholte er sich alleine zu Hause, seine Familie war im Urlaub. "Ich habe etwas trainiert, so dass ich auf den Streckenverlauf entgegen dem Uhrzeigersinn vorbereitet bin." Insgesamt fühlt er sich etwas erholter als vor dem China GP. An den Titel denkt er aber noch nicht, "denn dann begeht man Fehler".

Hamilton gab den braven Teamkollegen., Foto: Sutton
Hamilton gab den braven Teamkollegen., Foto: Sutton

Und Fernando Alonso? Der Spanier holte in den letzten beiden Jahren in Interlagos den WM-Titel. "Aber da war ich vorne, jetzt liege ich hinten", erinnert er. "Das ist der Hauptunterschied. Manchmal muss man konservativ sein, einfach seine Arbeit erledigen und auf einem bestimmten Platz ins Ziel kommen. In diesem Jahr brauche ich viel mehr als das. Ich muss das Rennen gewinnen und muss auf eine Kombination anderer Ergebnisse hoffen." Gerade in den letzten Rennen gehe es nur noch um die verschiedenen Konstellationen, die ihm den Titelgewinn ermöglichen - und die hat er alle im Kopf. "Ja", erwidert er. Auch Lewis Hamilton bejaht. Nur Kimi Räikkönen bleibt cool und gibt nichts auf Rechenspiele. "Darüber denke ich nicht so viel nach. Wir versuchen zu gewinnen und sehen, was dann passiert."

Die Überwachung dessen, was in der McLaren-Box passiert, übernimmt in Brasilien ein FIA-Beobachter. Laut Alonso ist das unnötig. "Ich stimme dieser Entscheidung wohl nicht zu, aber das liegt nicht an uns. Wenn sie das machen möchten, dann bitte, aber wir brauchen niemanden in unserer Box." Demnach vertraue er dem Team, dass es beide Fahrer gleich behandeln wird. "Wie ich in China gesagt habe, war ich dort von der Qualifyingperformance enttäuscht." Vor zwei Wochen warf er dem Team vor, dass es seinen Reifendruck manipuliert habe, damit er im Q3 hinter Hamilton landete. "Aber ich möchte jetzt glauben, dass es nur ein Zufall war, etwas Pech; diesmal sollte alles okay sein." In Shanghai wich er auf der Pressekonferenz Fragen nach der Gleichberechtigung im Team noch aus, wollte diese nicht beantworten...

Überhaupt flachsten Hamilton und Alonso in Sao Paulo wie die besten Freunde herum. Als ein brasilianischer Kollege fragte, ob es nicht seltsam sei, dass zwei junge, talentierte Fahrer fast schon Feinde sind, meldete sich Felipe Massa zu Wort: "Nein, man sieht doch, dass sie die besten Freunde sind." Aber nicht nur Massa bekam diesen Eindruck vermittelt, verstehen sich die beiden also besser als zuletzt? "Es ist wie immer", wiegelt Alonso ab. "Ihr seht uns immer nur am Samstagnachmittag zusammen. Nach dem Qualifying sind wir auf das Rennen, die Strategie konzentriert, also wirkt es vielleicht nicht so entspannt." Er spüre jedenfalls keine Veränderung zu den letzten zehn Monaten. "Dem stimme ich zu", betont Hamilton. "Wir stehen hier nicht im Wettbewerb, versuchen nicht mehr Fragen als der andere zu beantworten, aber am Samstag ist das wieder anders." Marc Surer empfand die Show der beiden McLaren-Piloten dennoch als gespielte "Verarschung der Journalisten". Ist der Frieden also nur eine gute Show zum WM-Finale? Fernando Alonso grinste dazu nur...