Wie immer beeindruckt von der Stadt Sao Paulo und auch ein wenig bestürzt über den Unterschied zwischen Arm und Reich traf Nick Heidfeld bereits am Mittwoch in Brasilien ein. Am Donnerstag begann dann auch für ihn das letzte Rennwochenende des Jahres, für das er aus seiner Sicht nichts Spannendes zu vermelden hatte. "Ich glaube, dass wir nach wie vor dritte Kraft sind. McLaren und Ferrari werden eventuell ein bisschen weiter wegziehen - aus denselben Gründen wie bei den vorigen Rennen. Und zwar deswegen, dass wir für dieses Jahr nicht mehr entwickeln, sondern für nächstes Jahr und die Top Teams aber noch voll Gas geben", sagte der BMW Sauber-Pilot bei einem Mediengespräch. Sein Ziel für den Abschluss ist das Erreichen der 100-Punkte-Marke mit seinem Team. Er weiß aber, dass für die nötigen sechs Punkte wohl beide Autos ein gutes Rennen haben müssen.

Recht spannend erwartet Heidfeld den Showdown im WM-Kampf, wobei er dabei zwar für niemanden besondere Sympathien trägt, mit Lewis Hamilton aber einen Favoriten hat. "Ich würde im Moment auf Lewis setzen. In den letzten Rennen oder über die letzte Saisonhälfte hat das bei mir immer geschwankt - einmal Hamilton einmal Alonso. Mit dem Vorsprung, den Lewis hat, muss er nichts riskieren", erklärte Heidfeld. So würde es dem Briten reichen, wenn er normal hinter Fernando Alonso ins Ziel fährt. Eines musste er aber doch anmerken: "Man weiß nie, was passiert."

Die Saison bewertet Heidfeld aus eigener und aus Teamsicht positiv, denn man habe mehr erreicht als erwartet. "Das Ziel war nach meiner Ansicht, den vierten Konstrukteurs-Platz zu erreichen. Das war schon hochgesteckt, wenn man sich den Punkterückstand vom Vorjahr ansieht. Jetzt sind wir in der WM Zweiter, de facto aber Dritter und das seit einigen Rennen", meinte er. Etwas mehr als zwei Podestplätze hätte er sich aber erwartet, obwohl er damit nicht unzufrieden sein will. Er glaubte einfach, dass mit dem Speed des Autos mehr drin gewesen wäre.

Platz zwei in Kanada war für Nick Heidfeld das Highlight, Foto: Sutton
Platz zwei in Kanada war für Nick Heidfeld das Highlight, Foto: Sutton

Als Problem sah Heidfeld die sehr hohe Zuverlässigkeit der Top Teams, vor allem von McLaren. "In anderen Jahren hätten wir mit unserem Speed mehr Podiumsplatzierungen rausfahren können", meinte er. Die Zuverlässigkeit ist auch etwas, dass bei BMW Sauber im kommenden Jahr noch verbessert werden müsse. "Das wäre für uns in diesem Jahr die einfachste Möglichkeit gewesen, mehr Punkte zu holen." Persönlich ist er mit dem sicheren fünften Platz in der Fahrerwertung zufrieden, obwohl das für ihn die letzten Rennen etwas langweiliger gemacht hat. "Der letzte Kick hat gefehlt", sagte Heidfeld. Langsamer sei er deswegen aber nicht gewesen, es mache nur einfach mehr Spaß, wenn man noch Plätze in der WM gutmachen kann.

Was ihn nicht überraschte, war, dass er besser war als Robert Kubica. "Ich war bis jetzt immer gewohnt, einen Newcomer im ersten Jahr zu haben und die sind dann immer gewechselt. Ich habe zu Anfang des Jahres gesagt, ich bin froh, dass der Robert jetzt auch ein zweites Jahr da ist, weil dann wird alles aus einer anderen Perspektive gesehen", erklärte er. Dabei musste er das vorige Jahr ansprechen, als Heidfeld im Qualifying-Duell eigentlich klar vorne lag, nur beim ersten schlechter abgeschnitten hatte. "Das erste hat er gewonnen und das bleibt dann hängen. Der Rest ist egal", zeigte sich Heidfeld kritisch gegenüber der öffentlichen Wahrnehmung.

Als persönliches Highlight des Jahres sieht er den zweiten Platz in Kanada, obwohl Heidfeld froh ist, dass es in diesem Jahr generell viele gute Momente gab. Was ihn stört, ist die Tatsache, dass die Medien den zweiten Platz nicht so hoch einschätzen wollten. "Erstens wegen Roberts Unfall, außerdem war es ein chaotisches Rennen. Man könnte denken, dass der zweite Platz ein Ergebnis davon war. Ich war aber der Zweitschnellste da draußen, schneller als die Ferrari und schneller als ein McLaren, was es für mich speziell gemacht hat", betonte er.

Allzu groß sieht er die Chancen allerdings nicht, im kommenden Jahr ganz in die Phalanx der Top Teams einzubrechen. "Es hört sich nicht schlecht an, wenn man das drittbeste Team ist, aber der Zeitabstand nach vorne ist schon recht groß", meinte Heidfeld. So würde man im Mittelfeld zwar einige Plätze gutmachen, wenn man ein paar Zehntel fände, aber auf der aktuellen Position würden einige Zehntel BMW Sauber höchstens näher an McLaren und Ferrari heranbringen, vorbei aber nicht.

Als Überraschungen in diesem Jahr sah Heidfeld allen voran Lewis Hamilton, weil er es als Neuling geschafft hat, gleich um den Titel mitzukämpfen. Negativ hat ihn Renault überrascht, weil sie einen starken Rückfall im Vergleich zum Vorjahr hatten. Super Aguri und Anthony Davidson empfand er dafür als überraschend stark. "Der Sato ist ja kein Langsamer, auch wenn er ein paar Mal ein paar Stunts bringt", sagte Heidfeld. Sebastian Vettel war für ihn weniger eine Überraschung. Lediglich seine Leistungen im Regen fand Nick sehr stark. Und ein Finne stand auf der Überraschungsliste auch noch drauf. "Es hat mich überrascht, dass der Kovalainen die Kurve so gekriegt hat."