Es ist zwar das Finale und es geht für ihn immer noch um den WM-Titel, doch Kimi Räikkönen will den Brasilien Grand Prix wie ein normales Rennen betrachten. "Vielleicht müssen wir während des Rennens etwas tun, aber wir werden nichts Verrücktes machen, denn das wird wahrscheinlich nicht funktionieren", sagte der Finne am Donnerstag beim Shell Media Meeting. Bevor er aber etwas Genaueres sagen könne, müsse er ohnehin schauen, wie sich am Freitag entwickle. "Dann müssen wir versuchen, den besten Plan zu machen, den wir uns ausdenken können."

Inwieweit Felipe Massa Teil dieses Plans sein wird, verrät man bei Ferrari natürlich nicht, der Brasilianer sieht sich jedenfalls in der Lage, voll anzugreifen und auf den Sieg loszugehen. "Ich habe kein Problem damit, mehr Risiken zu gehen und aggressiver als meine Rivalen zu sein. Ich weiß, sie kämpfen für sich und ich werde mein Bestes geben, um zu gewinnen", sagte der Brasilianer auf derselben Shell Pressekonferenz wie sein Teamkollege. Dass er den Titel nicht mehr gewinnen könne, bemerkte Massa, nachdem er in vielen Rennen Punkte verlor, wo er eigentlich punkten hätte sollen. Das Vertrauen in das Team hat dadurch aber nicht gelitten, wie er betonte. "Ich vertraue dem Team 100 Prozent. Das Vertrauen ist stark (...) Das Beste ist, zusammenzuarbeiten und die Probleme zu lösen."

Dass man ein paar Mal in diesem Jahr nicht in der besten Position war, konnte auch Räikkönen bestätigten, vor allem was die Ausfälle betraf. Deswegen ist er sich auch darüber bewusst, dass er etwas Glück brauchen wird, um noch den Titel zu gewinnen. "Ihn zu gewinnen wäre aber keine Überraschung, es wäre sehr nett", meinte er. Sein erstes Jahr bei Ferrari bezeichnete der Finne als OK. Denn es kann seiner Ansicht nach schwer sein, zu einer neuen Mannschaft zu kommen, wenn man vorher einige Zeit bei einem anderen Team war und sich dort bereits alles eingespielt hatte. "Ich bin also ziemlich zufrieden, wir hätten aber noch eine bessere Saison haben können", erklärte Räikkönen.

Die Defekte waren in diesem Jahr das größte Hindernis, Foto: Sutton
Die Defekte waren in diesem Jahr das größte Hindernis, Foto: Sutton

Was eben nicht so passte, war die Zuverlässigkeit, die mehr als alles Andere schmerzte, fügte er an. Abgesehen davon arbeitet er aber gerne mit dem Team und den Leuten dort zusammen. "Sie sind nett in der Zusammenarbeit und wir haben eine gute Beziehung. Das ist die Hauptsache und ich bin mir sicher, es wird nächstes Jahr viel einfacher und wir werden als Team noch stärker sein." Auch seine Beziehung zu Massa sieht Räikkönen in einem guten Licht, da man sich gegenseitig antreibe und fair und sauber miteinander umgehe. Ob ihm Massa in Brasilien helfen wird, wusste er aber nicht. "Ich weiß nicht, was an diesem Wochenende im Rennen passieren wird. Es hängt von vielen Dingen ab. Aber die wichtigste Sache ist, dass wir als Team versuchen, das beste Ergebnis zu holen und auf einen Doppelsieg losgehen."

Massa, der eigentlich gewinnen möchte, weiß, dass die Situation nicht leicht ist und dass sieben Punkte in einem Rennen nur schwer aufzuholen sind. "Die Situation hängt außerdem nicht nur von mir und Kimi ab, sondern auch von den McLaren. Wenn Kimi Erster wird, ich Zweiter aber McLaren Dritter, dann wäre es ziemlich sinnlos, weil Kimi nicht Weltmeister wäre. Es hängt von McLaren ab und wenn ein McLaren Vierter wird mit einem anderen Auto dazwischen, dann wird das unserer Situation helfen", meinte er. Sollte allerdings Fernando Alonso jener McLaren sein, der als Dritter hinter den beiden Ferrari fährt, würde das auch helfen, zumindest solange Hamilton weiter hinten ist.

Ob die Strecke mehr auf die Ferrari oder die McLaren passen wird, konnte Massa nicht sagen, er wusste nur, dass der Ferrari dort ganz gut zu laufen scheint. "Ich denke, beide Teams werden bis zum bitteren Ende kämpfen, wer aber die Extra-Zehntel haben wird, ist schwer zu sagen", sagte der Brasilianer. Sein Jahr beschreibt er trotz einiger Rückschläge als gutes Jahr, in dem er auch eine gute Weltmeisterschaft fahren konnte. "Ich war stark und konnte Rennen gewinnen, es war also gut."

Räikkönen ist auch nicht unzufrieden, vor allem weil er nach wie vor im Kampf um den Titel ist. Zwar wäre er gerne in einer besseren Position, aber die Probleme sieht er als Teil des Racing und weiß, dass sich alle redlich bemühen, diese in den Griff zu bekommen. "Wir sind noch in der WM. Ich bin ziemlich happy, sogar trotz der Probleme, die wir hatten. Wir haben gezeigt, dass wir zurückkommen und bei jedem Rennen um Siege kämpfen können", erklärte der Finne. Was Räikkönen ziemlich egal ist, sind die Pläne Fernando Alonsos im kommenden Jahr.

Denn er weiß, dass die Weltmeisterschaft auch dann wieder schwierig wird, egal was der Spanier macht. "Jedes Jahr gibt es gute Leute in anderen Teams. Andere Teams können bessere Autos im nächsten Jahr machen, also weiß man nie." Außerdem erwartet er die nächste Saison ohnehin völlig anders, da es keine Traktionskontrolle oder andere elektronischen Fahrhilfen mehr gibt. "Ich denke, es wird nett zum ansehen. Es kann eine völlig andere Geschichte werden. Wir müssen die Saison einfach abschließen und dann hart für nächstes Jahr arbeiten, sehen wer wohin geht und entscheiden, was passiert."