Seit Wochen muss sich Alexander Wurz neue ausweichende Antworten auf die Fragen zu seiner Zukunft ausdenken. Immer wieder vertröstete er die Medien und seine Fans. In Shanghai kamen nun Rücktrittsmeldungen auf, wonach Wurz schon nach seinem Podestplatz in Montreal seinen Rücktritt beschlossen haben soll. In China wollte er sich dazu jedoch nicht äußern - aus Respekt vor seinem Team und aufgrund vertraglicher Verpflichtungen. Das Unvermeidliche scheint also festzustehen. Am Montag wird eine offizielle Bestätigung seines Teams erwartet, die sogar noch einen Knaller enthalten soll: Der 12. Platz beim Großen Preis von China soll Wurz' letztes F1-Rennen gewesen sein. Schon in Brasilien soll Testfahrer Kazuki Nakajima im zweiten Auto sitzen.

Weltmeister, Rennfahrer, Testfahrer, Rennfahrer

Weltmeister war er schon als 12-jähriger. Alex Wurz hat bereits früh gezeigt, dass für ihn eine Karriere im Rennsport bis in die höchsten Rennklassen führen könnte. Zwar musste er mit seinen 12 Lenzen noch selber in die BMX-Pedale treten, das Rennfahren schien ihm aber schon zu liegen.

Allerdings dauerte es noch drei Jahre bis sich zumindest statistisch der Aufstieg Richtung Königsklasse des Motorsports fortsetzte. 1989 musste Wurz nicht mehr selbst Kurbeln, um vorwärts zu kommen. Er hatte den Weg in die Karts gefunden und wurde dort auf Anhieb zweiter in der Österreichischen Meisterschaft.

Alex Wurz hat das Testabstellgleis erfolgreich verlassen., Foto: Sutton
Alex Wurz hat das Testabstellgleis erfolgreich verlassen., Foto: Sutton

Damit war nun auch das Talent in motorisierten Fahrzeugen bestätigt und der Weg setzte sich Richtung Formel-Rennsport fort. Über die Formel Ford ging es in die Formel 3, wo er 1994 den zweiten Platz in der deutschen Meisterschaft hinter Jörg Müller belegte. Endgültig interessant für die Formel 1 wurde er aber als jüngster Sieger im 24 Stunden Rennen von Le Mans 1996. Zusammen mit Manuel Reuter und David Jones pilotierte Wurz einen Porsche des Joest-Teams zum Gesamtsieg.

Es folgten erste Tests in einem Red Bull Sauber und bei Benetton Renault noch im selben Jahr. Nachdem er auch dort überzeugt hatte, unterschrieb Wurz einen Vertrag als Test- und Ersatzpilot bei Benetton. Diese Art Vertrag würde er ein paar Jahre später noch besser kennen lernen. Mit dieser ersten Variante davon in der Tasche fuhr er 1997 in der FIA-GT Meisterschaft für Mercedes und arbeitete gleichzeitig für Renault.

Im gleichen Jahr half ihm auch das Schicksal etwas nach. Da Gerhard Berger krank wurde, durfte Wurz für seinen Landsmann drei Rennen einspringen. Bei den ersten beiden wollte es dabei nicht so recht klappen, aber bei seinem letzten Interimseinsatz in Silverstone sorgte er für die große Überraschung, als er auf Platz drei fuhr. Das verschaffte ihm nach dem Ende der Saison und Bergers Rücktritt aus der Formel 1 ein Stammcockpit.

1998 wurde auch zu seinem bisher erfolgreichsten Jahr in der Königsklasse des Motorsports. Zwar konnte er nicht wieder auf das Podium fahren, kam aber immerhin fünf Mal auf den vierten Platz. Zudem sorgte er mit dem Duell gegen Michael Schumacher in Monaco für ziemliches Aufsehen. Über mehrere Kurven beharkten sich die beiden und zeigten dabei, dass mit etwas Courage auch auf dem kleinen Stadtkurs Überholmanöver möglich sind. Wurz erhielt 1998 den Titel des "Rookie of the year" und schien sich gut in der Formel 1 etabliert zu haben.

Hallo, hier ist Alex: Ich bin wieder da!, Foto: Sutton
Hallo, hier ist Alex: Ich bin wieder da!, Foto: Sutton

Doch der Rennsport ist ein schnelllebiges Geschäft und die Erfolge der vergangenen Saison zählen im neuen Jahr nicht viel. In seinem zweiten Jahr kam Wurz nur zwei Mal in die Punkteränge und wurde von seinem Teamkollegen Giancarlo Fisichella wieder und wieder geschlagen. Das setzte sich auch im Jahr 2000 fort, als er nur einmal in die Punkte fahren konnte.

Danach begann dann seine zweite Testfahrerlaufbahn bei McLaren Mercedes. Dort wurde er bald zu einem wichtigen Mitglied des Teams und stellte des Öfteren sein Können unter Beweis. Mögliche Wechsel zu anderen Mannschaften als Einsatzfahrer scheiterten aber entweder an Wurz oder an seinem Arbeitgeber. So wollte der Österreicher einmal aus Verbundenheit zu McLaren nicht zu Prost, ein anderes Mal waren die Forderungen von McLaren an Jaguar für einen Wechsel von Wurz zu hoch. Zudem wurden ihm bei den Silbernen immer wieder neue Fahrer vor die Nase gesetzt, die ein etwaiges Renncockpit besetzten.

Einmal durfte er allerdings für einen der Stammfahrer einspringen. Als sich Juan Pablo Montoya 2005 verletzt hatte, ging Wurz in Imola an den Start. Trotz fehlender Rennpraxis kam er dabei auf Anhieb auf den dritten Platz und brachte sich somit wieder als Einsatzfahrer ins Gespräch. Am Ende des Jahres folgte dann auch ein Wechsel - er ging von McLaren zu Williams. Ersatzfahrer blieb der Österreicher trotzdem. Bis Anfang 2007. Für eine Saison kehrte er in die Welt der 22 schnellsten Sonntagsfahrer zurück. In 16 Rennen sammelte er 13 Punkte, darunter ein Podestplatz in Kanada. Insgesamt nahm Alex Wurz zwischen 1997 und 2007 an 69 Formel 1 Grand Prix teil und holte 45 WM-Punkte. Seine besten Platzierungen waren drei dritte Plätze.