Die Gefühlswelten bei McLaren drifteten in China ziemlich weit auseinander. Da war Lewis Hamilton, dessen vorzeitiger WM-Gewinn im Kiesbett der Boxeneinfahrt stecken blieb und dann war da Fernando Alonso, der in eben jenem Kiesbett die Chance auf die WM wieder fand. Der junge Brite war nach seinem Ausfall sehr enttäuscht, wie er zugab, doch er weiß, dass er in Brasilien immer noch die besten Chancen hat. Zu seinem Ausfall meinte er: "Wir haben versucht, so lange wie möglich draußen zu bleiben und in meinen Hinterreifen war einfach nichts mehr drin. Ich konnte nicht sehen, dass sie so schlecht waren. Ich habe versucht, rein zu kommen. Es war wie auf Eis als ich rein kam und ich habe das Heck verloren. Ich konnte nichts dagegen tun und steckte im Kies."

Mit den schlechten Reifen so lange draußen zu bleiben, hatte er vorher gemeinsam mit dem Team über Funk beschlossen. Er verteidigte die Entscheidung auch und meinte nur, dass man einfach Pech gehabt hatte. "Ich werde mich jetzt einfach auf den Angriff in Brasilien konzentrieren, wo ich alles tun werde, um wieder vorne zu sein", meinte er. Das Rezept dafür ist auch ganz einfach: er will voll angreifen.

Fernando Alonso in Shanghai griff fast bis zum Ende an, da ihn ein Sieg bis auf zwei Punkte an Hamilton herangebracht hätte. Das gelang zwar nicht, dennoch nannte er Platz zwei ein gutes Ergebnis für sich. "Ich hatte am Start einen Kampf mit Felipe [Massa], konnte die erste Runde aber leider nicht vor ihm beenden. Deswegen habe ich im ersten Stint viel Zeit hinter ihm verloren, da ich in den schnellen Kurven viel Abtrieb verlor." Als die Regenreifen dann immer glatter wurden, erlebte auch der Spanier so seine Probleme, wollte aber wie Hamilton so lange wie möglich draußen bleiben, um den letzten Regenschauer noch abzuwarten. "Das war die richtige Entscheidung, da ich nach dem letzten Stopp vor Felipe raus kam. Auch wenn das Ergebnis meinen Chancen in der WM hilft, wird es trotzdem nicht einfach. Bis zur Zielflagge in zwei Wochen gebe ich aber nicht auf", sagte Alonso.

Fernando Alonso konnte seine Titelträume am Leben halten, Foto: Sutton
Fernando Alonso konnte seine Titelträume am Leben halten, Foto: Sutton

Wahrscheinlich wie vertraglich festgelegt, verteilte Ron Dennis sein Statement nach dem Rennen gleichmäßig auf seine beiden Fahrer und sprach zunächst einmal davon, dass es richtig war, beim ersten Stopp auf den Intermediates zu bleiben. "Wie wir hat die Konkurrenz gehofft, durch die letzte Regenphase zu kommen, bevor sie auf die weichen Reifen wechselt. Lewis kam zuerst, aber eine Kombination aus Reifenzustand, Nässe der Boxengasse und einem kleinen Fehler ließen ihn in den Kies kommen", meinte der Teamchef. Zu Alonso erklärte er, dass er ein ausgezeichnetes Rennen gefahren sei und sich damit wieder gut in den WM-Kampf gearbeitet habe. "Wie immer werden wir uns jetzt auf den nächsten Grand Prix konzentrieren. Fernando und Lewis liegen vor Kimi, also sollte es ein interessantes Saisonende in Brasilien werden."

Mercedes Motorsportchef Norbert Haug nannte Hamiltons Ausfall schade und meinte, es sollte eben nicht sein. Alonsos Rennen bezeichnete er als tolle Arbeit, die ihn im WM-Kampf gehalten hat. "Wir blicken jetzt auf Brasilien, wo wir einen Dreikampf um die Weltmeisterschaft erleben werden. Wir sind immer noch in einer guten Position, den Titel dort zu holen", sagte Haug. Für ihn sei es nun jedenfalls wichtiger, sich auf die voraus liegenden Aufgaben zu konzentrieren, als an das Ergebnis des Sonntags zu denken.