Heute doch keine WM-Entscheidung. Überrascht?
Michael Ammermüller: Eigentlich schon. Ich wäre davon ausgegangen, dass Hamilton das gewinnt, vor allem am Anfang des Rennens, als er schon weg war. Er hat dann aber die Reifenprobleme bekommen und war draußen. So etwas kann passieren. Ich weiß nicht, ob es seine Schuld war, die der Reifen oder die des Teams.

Er hat die zwei Runden davor schon immer Zeit verloren. Verstehst du, warum das Team ihn da nicht reingeholt hat? Er hätte eigentlich nur durchfahren müssen...
Michael Ammermüller: Ich hätte ihn spätestens in der Runde hereingeholt. In die Box hinein wäre ich aber etwas langsamer gefahren. Er musste ja nicht gewinnen, sondern hätte nur irgendwie vor den Anderen ins Ziel kommen müssen. Er war noch immer in einer guten Position. Es ist halt passiert. Er hat aber immer noch gute Chancen, so schlecht schaut es nicht aus. Es wird aber schwieriger und er hat jetzt dann wahrscheinlich ziemlich viel Druck.

Wer ist jetzt dein Favorit für Brasilien?
Michael Ammermüller: Bei McLaren weiß ich nicht genau. Fahrerisch würde ich es Alonso eher zutrauen, weil er die Strecke besser kennt. Ich weiß aber nicht, was McLaren intern macht, bei den Autos oder bei den Strategien. Lustig würde ich es finden, wenn Räikkönen gewinnen würde.

Was sagst du zu den Red Bull Autos? Als erstes muss man da wohl Toro Rosso erwähnen?
Michael Ammermüller: Die Toro Rosso haben einen super Job gemacht. Von der Strategie her kann es nicht besser laufen. Sie waren aber auch schnell genug, sodass sie vorne bleiben konnten, auch zum Schluss. Fehler hat auch keiner gemacht. Der Liuzzi ist ein super Rennen gefahren, denn er musste die ganze Zeit kämpfen. Er hatte sogar eine Berührung. Er ist zumindest ein genauso gutes Rennen gefahren wie der Sebastian. Denn der Sebastian ist meistens alleine gefahren und hatte eben eine super Strategie. Optimal haben sie es aber gemacht, vor allem weil keiner einen Fehler gemacht hat.

Wenn du siehst, wie der Sebastian gefeiert wird. Denkt man da daran, dass man das auch selbst sein könnte?
Michael Ammermüller: Einerseits schon ein wenig, denn ich bin dritter Fahrer bei Red Bull und er war im Endeffekt dritter Fahrer bei BMW. Wenn bei mir die Saison normal verlaufen wäre, ohne Verletzung und so weiter, und ich gut gefahren wäre, dann hätte ich vielleicht auch eine Chance gehabt, zu Toro Rosso zu kommen. Das hilft mir aber auch nicht weiter. Ich muss schauen, dass ich in Zukunft irgendwie weiterkomme, die richtigen Serien fahre und gut abschneide. Vielleicht komme ich dann übernächstes Jahr irgendwie hierher.

Was hat bei Red Bull nicht funktioniert, was bei Toro Rosso funktioniert hat?
Michael Ammermüller: Hauptsächlich die Strategie. Beim Webber haben sie zu früh auf Slicks gewechselt, dadurch hat er viel Zeit verloren. Er musste dann noch einen extra Boxenstopp machen. Bei Coulthard war es eigentlich OK, er ist aber einmal raus oder so. Einmal hat er einen Fehler gemacht, bevor er an die Box gekommen ist und hat da viel Zeit verloren. Das war das größte Problem. Wenn Webber eine gute Strategie gehabt hätte, hätte er locker Vierter werden können.

Wenn du Hamiltons Ausfall siehst; du hast immer gesagt, er hätte eigentlich bestraft gehört. Ist das jetzt ein bisschen ausgleichende Gerechtigkeit?
Michael Ammermüller: Vielleicht. Er braucht sich sowieso nicht beschweren. Er ist in dieser Saison kein einziges Mal stehen geblieben. Deswegen würde ich sagen: einmal nicht ins Ziel kommen, ist nicht so schlimm oder sollte nicht so schlimm sein. Jeder hat schon einen Steher gehabt, auch Alonso. Deswegen ist das jetzt nicht so eine direkte Bestrafung.