Erinnern Sie sich noch an den Bash Club? Im vergangenen Winter konnten wir einige seiner Geheimnisse offenbaren, obwohl man nicht über ihn sprechen darf - das steht sogar zwei Mal im Regelbuch. Doch an den entlegensten Orten tauchen solche Geheimorganisationen wieder auf und bashen was das Zeug hält - schließlich gehört so ein richtig gutes Bashing zu dem, was einen guten Tag für sie ausmacht. Es ist quasi das Yang zu dem in sich ausgeglichenen Ying, das Ärger unterdrückt und Magengeschwüre hervorruft. Es wurde eifrig drauflos geschimpft und der Club machte seinem Namen alle Ehre, auch wenn eigentlich niemand über ihn sprechen wollte, konnte oder durfte. Auch fünf Deutsche und ein Österreicher waren dabei.

Nur der Bashfreudige wird bestehen., Foto: Sutton
Nur der Bashfreudige wird bestehen., Foto: Sutton

Normalerweise hat im Bash-Club niemand einen Namen bis, ja darüber wollen wir nicht nachdenken. Sagen wir es so: Wenn man schon einmal in einem Rennen ausgefallen ist, dann erhält man einen Namen. Einer der eigentlich Namenlosen ist Ralf S., und der war im fernen China der Inbegriff des Bashing. S. fand die Diskussion über eine Bestrafung von H. "die Wörter nicht wert" - das war jedoch noch das Harmloseste, was er seinen Gegnern um die Ohren warf.

Links, rechts, links - dann ein Aufwärtshaken kerzengerade ins Ziel: Wäre H. bestraft worden, dann hätte das auch 99 Prozent der anderen Basher betroffen, meinte S. "Man muss in den schwierigen Bedingungen die Bremsen einfach mal aufwärmen, ansonsten geht es geradeaus, wenn's losgeht. Deshalb hat das irgendwo jeder ein bisschen so gemacht. Und bei ihm war das am offensichtlichsten weil er vorne war." Ein Volltreffer - so basht man die Mehrzahl der Kollegen auf einen Schlag. Für S. war diese Leistung als bester Deutscher nichts Besonderes. "Ich war nicht besser als sonst, es hat einfach nur alles funktioniert."

Am Freitagabend verspürte Sebastian V. überhaupt keinen Anlass zum Bashen. Fünf Tage zuvor hatte er noch seinen Sparingspartner Mark W. heftig aus dem Rennen gebasht, was die Schiedsrichter gar nicht lustig fanden. Da es aber nur drei Regeln gibt, gegen die er nicht verstoßen hatte, wurde die Strafe gegen ihn fallen gelassen. Also ging es unbelastet in den Samstag. "Die Leistung war besser als erwartet", freute er sich über das Erreichen der zweiten Bashing-Runde. "Der Schlüssel war, dass ich konstant war. Das zeigt, dass wir konkurrenzfähig sind." Doch dann holte ihn die Vergangenheit ein: er wurde doch noch bestraft, weil er Kollege Anthony D. bei dessen Bashversuch behindert haben soll - gesehen hat es niemand, aber so etwas wird nicht toleriert und mit einer Strafversetzung geahndet.

Schnell raus und losbashen..., Foto: Sutton
Schnell raus und losbashen..., Foto: Sutton

Genug Grund zu Bashen hatte Nick H.. Irgendwie war alles einfach nur mies gelaufen für ihn. Er war zwischendurch sogar so schlecht drauf, dass er den Verein in Fight Club umbenennen wollte, doch einen Verein, wo sich die Leute verprügeln fand er doch irgendwie zu uninteressant, als das der jemanden interessieren würde. Also blieb er beim Bashing, nachdem ihn ein Hydraulikleck nach dem anderen verfolgte. "Wir haben zwischen Freiem Training und Qualifying wieder gewechselt. Deswegen bin ich mir überhaupt nicht sicher. Bei drei Mal an einem Wochenende bin ich ein bisschen ratlos", sagte er und lief erst warm. Denn auch zu einem Kollegen hatte er noch etwas zu sagen. Denn das Mitglied H. aus GB hatte sich im Regen nicht gut beim Vorausfahren angestellt. "Das, was passiert ist, war nicht richtig. Wir hatten das vorher besprochen und wir dachten alle, dass das bestraft wird", ärgerte sich H..

Zwei Mitglieder des streng geheimen Vereins bashten über das gleiche Thema. Dafür hatten sie sich auch in die gleichen Kleider gezwängt und ihre Autos in den gleichen Farben lackiert. Da war einerseits Herr Alex W. und andererseits Herr Nico R.. R. legte einmal vor und versuchte zu erklären, was ihn denn so in Bashlaune getrieben hatte: "Es ging einfach nicht", wiederholte er immer wieder. "Die Reifen sind extrem hart, damit funktioniert unser Auto einfach nicht." Und er ließ sich noch etwas weiter aus, denn mit diesen komischen Reifen kam er in Kurven rein, wusste aber nicht, was passiert. Eigentlich lieferte das die perfekte Bashing-Vorlage und die nutzte er gleich voll aus, um das ganze Wochenende niederzureden. "Weltuntergang wäre am besten - dann das Rennen absagen und direkt ab nach Brasilien. Das wäre ideal."

Sie wurden gebasht, was der Gummi hielt., Foto: Sutton
Sie wurden gebasht, was der Gummi hielt., Foto: Sutton

W. war immer schon der etwas besonnener bashende der Beiden und versuchte sich erst einmal in Form zu reden. "Hier in Shanghai haben wir einen Asphalt, der nicht die Frequenz erzeugt, damit unser Reifen arbeiten kann", begann er seinen Monolog über das Problem, das er mit einer wahren Bashmania in Grund und Boden heizen wollte. Irgendwie kam er aber auf Micrograining und dabei ging ihm der Faden verloren. "Es ist wie ein Radiergummi, der sich auflöst", meinte er zu einer verwunderten Clubversammlung, als er erklären wollte, was dabei passiert. Da er nicht den gewünschten Effekt erzielte, schwenkte er um und wollte wie R. den Weltuntergang herbeireden, weil alles so bashbar sei. Aber auch da haute er daneben. "Ab Vormittag soll es laut unserem Wetterbericht schon regnen und ab Mittag soll es so stark sein, dass man meines Erachtens morgen eine Schwimmbrille, Flossen und Badehose mitbringen muss, aber kein Rennauto", sagte er. Der Präsident seines Sprengels war von der Bashvorstellung nicht angetan und überlegt, ob W. im kommenden Jahr noch weiter bashen darf.

Adrian S. ist ein Neuling im Bash Club, doch bislang hat er sich wacker geschlagen. Um die Verwechslungsgefahr mit S. zu beseitigen, bekam er sogar einen Beinamen: Air S. - das hatte er sich durch seinen luftigen Flugeinlagen redlich verdient. In Shanghai war aber nur sein Hinflug spektakulär, einmal angekommen musste er sich mit den Widrigkeiten des Hinterfeldes herumschlagen. "So ein Qualifying ist immer schwierig. Man hat immer Hoffnung, vielleicht klappt es ja doch; aber man kann eine Superrunde hinlegen, ist trotzdem Vorletzter und hat nur den Teamkollegen geschlagen", schloss er sein Eigenbashing ab. Aller Anfang ist eben schwer - auch und gerade im Bash Club. Wobei: Welcher Bash Club? Regel 1 besagt: Man spricht nicht über den Bash Club.