Es war ein außergewöhnlich langes Fahrermeeting in Shanghai. Laut Alex Wurz brauchte man 55 Minuten für ein Treffen, das normalerweise nur fünf Minuten dauert. Der Grund war klar: es ging um das Rennen in Fuji. "Es wurde das ganze Fuji-Rennen von oben bis unten diskutiert und durchleuchtet. Ganz legitim haben die Fahrer eine unterschiedliche Meinung wie die Rennleitung für den Restart und so weiter. Es ist eine schwierige Situation, da beide Seiten zu vereinen", erklärte der Williams-Pilot danach. Was sich dabei für ihn zunächst einmal herauskristallisierte, war, dass wohl 90 Prozent der Fahrer das Rennen gar nicht erst gestartet hätten. "Ich verstehe aber auch die Seite der FIA und von Charlie Whiting. Wenn du nicht im Auto sitzt, kannst du dir nur schwer vorstellen, dass man mit null Sicht Schwierigkeiten hat, zu fahren."

Im Besonderen wurde auch über Lewis Hamiltons mögliches Vergehen gesprochen, doch laut Wurz kam dabei nicht zur Sprache, ob es eine Strafe für den Briten geben soll oder nicht, da das nicht Teil der Fahrerbesprechung sei. "Alle Fahrer sind einig: es soll ein ganz klares Reglement geben und die FIA soll klar durchgreifen. Wenn einer gegen das Reglement der FIA verstößt, in dem Fall, dass man nicht gefährlich fahren soll, dann wollen wir bestraft werden", meinte der Österreicher. Das war bereits bei den vergangenen vier Meetings angesprochen worden und in Fuji soll Charlie Whiting versprochen haben, dass hart durchgegriffen werden wird - ob das auch den Fall Hamilton betroffen hat, war aber nicht klar.

Wurz selbst konnte sich auch nicht dazu äußern, ob Hamilton wirklich etwas falsch gemacht hat. Denn als der Vorfall passierte war er schon auf dem Weg in die Heimat und hat das Video dazu anscheinend auch nicht gesehen. Außerdem ging es in dem Meeting nicht um persönliche Angriffe gegen die Fahrerkollegen. "Ich habe im Meeting gesagt, ich hätte genauso agieren müssen wie Hamilton, weil du die Bremsen warm fahren musst. Sonst ist man in der ersten Kurve eine Gefahr und nicht in der Kurve 15, wo sein Zwischenfall passiert ist", erklärte er.

Auch Rubens Barrichello hatte so etwas wie Fuji noch nie erlebt, Foto: Sutton
Auch Rubens Barrichello hatte so etwas wie Fuji noch nie erlebt, Foto: Sutton

Schwierig zu beantworten war die Frage, wie mit einem ähnlich verregneten Rennen umgegangen werden müsste, sollte es in Shanghai wieder dazu kommen - was durchaus möglich ist. "Es war im Vorjahr hier nass, aber es kommt immer darauf an, wie viel es regnet", sagte der Williams-Pilot und konnte Fuji gleich als gutes Beispiel nehmen, denn seiner Meinung nach hatte die Formel 1 dort Glück, dass nichts passiert ist und auf der Geraden kein Aquaplaning war. "Wenn das dazukommt, dann hätte es dort sicher schlimme Unfälle gegeben. Du hast nichts gesehen, das habe ich noch nie erlebt. Wir haben den Rubens Barrichello gefragt, der schon bei 250 Grands Prix teilgenommen hat und er hat auch gesagt, er hat das noch nie erlebt", erzählte Wurz.

Wie man sich im Falle eines weiteren solchen Chaos abstimmen soll, konnte der Österreicher auch nicht genau beantworten. Die Entscheidung obliegt der FIA, doch sei es schwierig, sich über Funk untereinander abzustimmen, da man nicht einfach hinter dem Safety Car mit einer Wahl beginnen könne. Außerdem funktioniert der Funk nicht immer, wie es bei Nick Heidfeld in Fuji der Fall war. Was auf jeden Fall getan werden müsse, wäre aber das Fahrverhalten hinter dem Safety Car richtig zu gestalten. "Das besagt maximal fünf Autolängen und keine Fahrverhalten, die einen anderen gefährden. Bremsen aufwärmen auf der Geraden finde ich zum Beispiel gefährlich."

Wofür er sich aussprach, war, dass Sebastian Vettel keine Strafe bekommen sollte. "Denn wenn du nichts siehst, dann siehst du nichts und wo sollst du dann hin, wenn vor dir auf einmal jemand steht. Ich wurde auch von Sato abgeschossen. Viele Fahrer haben gesagt, er hat eine Harakiri-Aktion gestartet und darüber wurde nicht einmal diskutiert", monierte er. Aber auch hier erkannte er die schwere Situation für die Stewarts, da sie ihre Entscheidungen aufgrund der Fernsehbilder treffen müssen. "Das Bild kann dir mit dem Zoom und der Position nie genau sagen, was wirklich passiert ist. Wir alle - speziell ihr von den Medien - wollen, dass die Entscheidungen sofort getroffen werden. Das geht aber manchmal nicht."