Sein Buch wird vorerst nicht verlegt, so meldet sich Nigel Stepney nun über andere Kanäle zu Wort. Und das, was er zu sagen hat, ist durchaus brisant und wirft ein anderes Licht auf die Spionage-Affäre. Denn laut des ehemaligen Ferrari-Chefmechikers sei der Informationsfluss keinesfalls einseitig von Ferrari zu McLaren erfolgt. "Ich bekam darüber Informationen, wann sie [McLaren] ihre Boxenstopps absolvierten, ich bekam die Gewichtsverteilung, ich bekam andere Aspekte von verschiedenen Teilen ihres Autos von ihm [Coughlan]", sagte Stepney gegenüber grandprix.com.

So wundert er sich, dass Ferrari in der Spionageaffäre so gut weggekommen sei. "Ich bin sehr überrascht", sagte er. "Es sieht so aus, als seien die Information nur in eine Richtung geflossen. Niemand hat die Argumente abgewogen, niemand diese Frage gestellt. Alle haben gedacht, dass Mike [Couglan] die Fragen gestellt hat und ich sie ihm beantwortet habe", sagte Stepney weiter.

Seiner Meinung nach habe Ferrari von seiner "Kooperation" mit dem ehemaligen McLaren-Chefdesigner Coughlan genauso Vorteile gehabt wie McLaren. "Ferrari ist sehr einfach davon gekommen. Ich war ihr Angestellter zu der Zeit und ich wusste Bescheid über einige Sachen, die sie [McLaren] bei Tests machten, zum Beispiel die Benzinmengen", so Stepney.

Allerdings habe die Sache einen Haken. Bei Ferrari sei man offensichtlich vorsichtiger mit den gewonnen Informationen umgegangen als die Konkurrenz. "Ich habe mit einigen Leuten darüber geredet. Ich kann es nicht beweisen. Es gibt keine Emails oder ähnliches. Punkte wie das Benzin und die Unterschiede [zwischen Ferrari und McLaren] wurden intern diskutiert", sagte Stepney.

So werden die Anschuldigungen des ehemaligen Ferrari-Mitarbeiters nicht leicht zu beweisen sein. Zumal es um den Leumund Nigel Stepneys nach den letzten Monaten nicht zum Besten gestellt ist. Fairerweise muss jedoch gesagt werden, dass auch die Ferrari-Anschuldigungen gegen Briten bisher nicht bewiesen wurden. Und so abwegig erscheinen Stepneys Aussagen nicht.