Es gibt nur einen Jonah Lomu und die wahren Kenner und Liebhaber des Rugby-Sports bedauern nach wie vor, dass der einstige Superstar der All Blacks aus Neuseeland wegen einer Krankheit nur für verkürzte Zeit auf höchstem internationalen Niveau mitspielen konnte. Doch es gibt fünf Deutsche und einen Österreicher, die sich anschicken, Lomus Erbe anzutreten. Zwar findet die Rugby-WM momentan gerade in Frankreich statt, doch die sechs wandten sich nach Osten, um wirklich den Zen des Rugby in sich aufzunehmen und durch die Reihen zu stürmen, als wäre der Rest nur Staffage. Wie es aber oft so ist, der Rest war keine Staffage, weswegen es nicht immer nur glimpflich ausging.

Nick Heidfeld hatte sich eigentlich fest vorgenommen jeder Rempelei aus dem Weg zu gehen. Doch dass man keine Chance auf den Sieg hat, wenn man nicht bereit ist, sich schmutzig zu machen, wurde ihm ziemlich schnell deutlich gemacht. Zwar konnte er dem ersten Tackle des finnischen Eisblocks noch abwehren. "Ich habe mir für den Start eine Linie gesucht, auf der ich möglichst sicher bin. Deshalb ist Kimi Räikkönen links an mir vorbeigefahren. Da war ich einfach froh, dass es nicht gekracht hat", berichtet Nick. Doch von der anderen Seite kam Jenson "die Goldkette" Button herangestürmt und nahm den gar nicht mehr so quicken Nick voll auf die Hörner. "Ich wollte erst an die Box fahren, habe dann aber gemerkt, dass ich trotzdem über die Runden kommen kann. Im Grunde war mein Rennen mit dem Unfall ruiniert." Das Ende der Schlacht erlebte Nick nur noch von der Ersatzbank.

Nico Rosberg hat vor allem in den entscheidenden Trainingsspielen immer einen Rumms der Marke "Dampframme" drauf, wodurch er sich schon gute Positionen in der Aufstellung für die Matches geholt hat. Und auch dort kann er oft die Gegnerreihen stehen lassen, dass es so manchem Rammbock die Tränen ins Gesicht triebe, wenn er ein Gesicht hätte. Diesmal war es für Nico aber nicht ideal und es kamen eher ihm die Tränen. "Das waren wahrscheinlich die schlechtesten Bedingungen, in denen ich jemals ein Rennen gefahren bin", sagte Rosberg, "ich konnte nichts sehen, hatte Aquaplaning und einige Schrecksekunden." Da er dann noch einen Hydraulikdefekt an seinem Auto bekam, wurde es schließlich fast unmöglich zu fahren. Da half es auch nicht, einfach die Schulter runter zu nehmen und nach vorne zu stürmen. Er musste vorzeitig unter die Dusche, da es einfach nicht mehr vorwärts ging.

Es wurde um jeden Zentimeter gekämpft, Foto: Sutton
Es wurde um jeden Zentimeter gekämpft, Foto: Sutton

Bereits besonders viel Erfahrung mit dem eiförmigen Leder hat Ralf Schumacher, der allerdings in letzter Zeit ein wenig an Durchsetzungskraft verloren hat. Wenn dann auch noch das Pech dazukommt, hilft auch die größte Motivation und der Antritt des Verderbens nicht mehr. Irgendwie erwischen die Gegner einen immer und auch bei der Rugby-Zen-Suche in Japan war sein Chi nicht störungsfrei. Er wurde einige Male hart getacklet. "Mein Funk funktionierte ab der Rennmitte nicht mehr", klagte Schumacher. Dann streikte auch noch die Elektronik, weswegen er mehrere Minuten auf der Ersatzbank Platz nehmen musste, während draußen alle weiter lustig aufeinander eindroschen. Aber er schaffte es immerhin wieder hinaus, auch wenn er eher hinterher hinkte, als vorne um Versuche mitzulaufen. "Es war kein tolles Rennen und gibt nicht viel zu diesem Wochenende zu sagen - hoffentlich wird es in China besser." Das Spielfeld wird jedenfalls ganz anders.

Adrian Sutil war schon immer für das Grobe zuständig. Wenn es auf dem Feld kracht, dann ist er meist nicht weit. Voller Vorfreude erblickte er die dunklen Regenwolken und sah sich schon die eingesprungene Blutgrätsche einmal über den ganzen Platz auspacken - eine Technik, die er zwar in einem anderen Sport gelernt hat, die man aber bestimmt auch beim Rugby ganz vorzüglich anwenden konnte. Und er sollte Recht behalten. "Wir haben einige gute Entscheidungen getroffen, hatten die richtige Balance und das passende Setup. Wir konnten viel kämpfen und haben häufig die Positionen getauscht", freute sich Adrian, dessen Kampfesmut am Ende belohnt wurde. Denn da ihm der fiese Toni beim letzten Getümmel die Brustwarze umdrehte, bekam Sutil nachträglich einen gültigen Versuch zugesprochen. Seine ersten Punkte - und das als Abwehrspezialist.

Weniger Glück hatte Sebastian Vettel. Dabei sah es zunächst so aus, als sollte es sein Abend werden. Der kleine und flinke Sebastian schlug einen Haken nach dem anderen und lief allen davon. Die Beobachter auf den Tribünen waren sich einig: Dieser Junge kann der Nachfolger von Jonah Lomu bei den All Blacks werden, auch wenn er sich noch zum Team der roten Bullen bekennt. Doch dann stellte sich ihm mit Mark Webber ausgerechnet ein anderer Bulle in den Weg - und der versteht keinen Spaß. "Ich habe auf der rechten Seite nur mit einem Auge gesehen, dass Lewis ganz langsam wurde und habe mich gewundert und da bin ich schon auf Webber aufgefahren." Der Aufprall war laut und schmerzhaft. Eben war Sebastian noch der gefeierte Star, nun hatte er das Mitleid auf seiner Seite. "Es ist schon hart, was passiert ist", sagte er. "Das Team versucht mich natürlich aufzurichten und klopft mir auf die Schulter, aber da muss ich alleine durch", sagte er. Doch jetzt steht ihm erst einmal eine lange Reha bevor.

Als Routinier hat Alex Wurz schon einige harte Kämpfe hinter sich und war sich dabei nie zu schade, den Mann fürs Grobe zu spielen. Doch was die Coachs heute von ihm verlangten, fand er doch ein bisschen üppig. "Es war okay, wenn niemand vor dir war, aber hinter einem anderen Auto konnte man nichts sehen. Man kann das nur so beschreiben, als wenn man mit geschlossenen Augen mit hoher Geschwindigkeit durch sein Haus läuft", fand Alex. Doch aufgeben kommt für einen österreichischen Naturburschen nicht in Frage. Zumindest den einen oder anderen Gegner wollte er noch ausschalten, bevor er selbst kampfunfähig gemacht wurde. Doch Alex wurde umgerempelt, so schnell konnte er gar nicht gucken. "Ich war hinter Felipe und alles war okay, bis mich jemand von hinten getroffen hat. Wahrscheinlich konnte er mich nicht sehen, so wie ich auch nichts sehen konnte", zeigte er aber Nachsicht mit seinen Gegnern. Denn er weiß genau: die Zeit für Revanche wird schon bald kommen.