Taifun, Ma-On und Nummer 22 - diese Begriffe prägten das Suzuka-Wochenende des Jahres 2004. Ein Blick ins Lexikon oder auf die Rückseite des damaligen Bridgestone Press Releases gab Aufschluss: "Taifun [der; chin.], trop., oft verheerend wirkender Wirbelsturm (Zyklon), bes. auf dem Ind. u. dem Pazif. Ozean in der Nähe Südostasiens. Die Begriffe Hurricane und Taifun sind regional unterschiedlich verwendete Namen für einen starken, tropischen Zyklon. Taifune entstehen wenn das Meer warm und die Atmosphäre unstabil sind. Zyklonen drehen sich auf der Nordhalbkugel entgegen dem Uhrzeigersinn und auf der Südhalbkugel im Uhrzeigersinn."

Die Absage

Abbauarbeiten schon am Freitag: der Paddock musste gesichert warden., Foto: Sutton
Abbauarbeiten schon am Freitag: der Paddock musste gesichert warden., Foto: Sutton

Die Ankündigung von Ma-On, auch Nummer 22 genannt, sorgte am Freitag schon vor der Ankunft des Sturms für jede Menge Wirbel. Denn während die Offiziellen die kompletten Samstagsfahraktivitäten der Freien Trainings und Qualifyings absagten, brach im Fahrerlager die große Hektik aus: Während die Hälfte des Teams die Daten für den geplanten Rennsonntag analysierte, baute die restliche Crew die Boxen ab und verstaute alle wertvollen Gegenstände in sicheren Bereichen.

Auch vor der Strecke war einiges los: Die Merchandisingstände mussten abgebaut, der Vergnügungspark gesichert und letztlich das gesamte Areal gesperrt werden. Nach getaner Arbeit verteilten sich die Teams und Journalisten auf die Hotels und Bars in Suzuka oder der umliegenden Städte.

Ma-On verschont Suzuka

"Auch wenn wir untereinander über den Taifun herumwitzeln, so sind einige doch etwas nervös. Man darf Naturgewalten wirklich nicht unterschätzen", sagte Ralf Schumacher vor dem erwarteten Eintreffen des Taifuns.

Selbst surfende Plastikesel hatten es in Suzuka schwer., Foto: Sutton
Selbst surfende Plastikesel hatten es in Suzuka schwer., Foto: Sutton

Die Ankunft von Nummer 22 wurde für 15:00 Uhr Ortszeit erwartet. Doch der stärkste Sturm, der in jenem Jahr in Asien dokumentiert wurde, änderte seine Richtung und zog an der Rennstrecke vorbei in Richtung Tokio.

Nichtsdestotrotz gingen über der Strecke starke Regenfälle nieder, welche Flüsse zum Übertreten anregten und einige Transportwege zum Erliegen brachten. Einer Fortsetzung des Rennwochenendes am Sonntag mit den beiden Qualifyings sowie dem Rennen am Nachmittag stand jedoch nichts im Weg.

"Das ist schon komisch", sagte Michael Schumacher. "All diese Aufregung, das Verschieben des Qualifyings auf morgen Vormittag, alles im Nachhinein umsonst." Die Rennvorbereitung des Weltmeisters sah somit einmal komplett anders aus: Statt langen Meetings, Datenanalysen, Freien Trainingssitzungen und dem Qualifying standen Bowling, Backgammon sowie ein Fußballmatch mit dem Team auf dem Programm. Der ungewöhnliche Sonntag verlief dann genau nach Schumachers Geschmack: Erst die Pole, dann der Sieg. Beide Male kam sein Bruder Ralf Schumacher auf Platz 2.