Die Supercomputer hatten ihren Auftritt. Die Ingenieure glauben, schon alles zu wissen. Am Freitag schlug die Stunde der Fahrer. "Die Ingenieure können anhand der Simulationen schon genau sagen, was sie wie einstellen müssen", sagt Mario Theissen, "aber am Ende muss sich der Fahrer im Auto wohl fühlen."

Das traf in Fuji fast ausnahmslos auf alle 22 Piloten zu. "Ich bin wirklich beeindruckt", sagt Ralf Schumacher. "Die Strecke ist schön und hat einige ungewöhnliche Abschnitte." Von einem Toyota-Fahrer kann man eine solche Lobeshymne auf die Toyota-Strecke erwarten, auch wenn Ralf vor einigen Wochen noch weniger enthusiastisch über den Kurs gesprochen hat. Aber das kann sich ja geändert haben, das beweist das Beispiel Jenson Button: "Ich bin mit dem Fluss der Strecke zufrieden, es gibt am Ende der Runde einige anspruchsvolle Kurven und auch potenzielle Überholstellen - ich bin beeindruckt." Von einem Honda-Fahrer hätte man solche Worte sicherlich nicht erwartet.

Aber Button und Schumacher sind nicht die einzigen glücklichen Piloten. "Die Strecke macht Spaß, sie ist viel schöner, breiter und flüssiger, als ich mir anhand der Skizzen vorgestellt habe", lobt Nick Heidfeld den Kurs. "Es gibt viele Steigungen und Gefälle und Kurven, bei denen man den Scheitelpunkt nicht sehen kann. Sie ist schwieriger, aber auch spaßiger als ich dachte."

Die Gerade

Das auffälligste Merkmal des Fuji Speedway ist die fast 1,5 Kilometer lange Gerade. "Darüber gibt es nicht viel zu sagen", weiß David Coulthard mit dem langen Asphaltstück nicht viel anzufangen. Fernando Alonso fiel etwas mehr ein: "Wir wussten, dass die Gerade sehr lang ist, aber im Auto ist sie noch länger."

Auch Überholmanöver könnten möglich sein., Foto: Sutton
Auch Überholmanöver könnten möglich sein., Foto: Sutton

Es geht aber nicht nur geradeaus - es geht auch hoch und runter. "Es ist eine schöne Strecke mit Höhenunterschieden", so Tonio Liuzzi. "Das mag ich, auch wenn es nicht besonders schwierig ist." Am meisten Spaß macht dem Italiener der High-Speed-Abschnitt zu Beginn der Runde. "Die Strecke ist auch sehr breit, so dass man unterschiedliche Linien fahren kann."

Der erste Abschnitt

Gleich die erste Kurve hat es Alonso angetan. "Sie ist bergab und etwas schwer einzusehen, weil man den Scheitelpunkt nicht sieht", so der McLaren-Pilot. "Der ganze Kurs ist sehr schwierig, weil man raten muss, wann man einlenken muss, da die Kurven lang und schwierig einzusehen sind. Es ist schwer, aber wir mögen schwierige Kurse."

Das gilt auch für Felipe Massa. "Es ist eine interessante Strecke." Allerdings sei es schwierig, das Auto richtig abzustimmen. "Das Infield ist nicht einfach, es gibt viele schwierige Kurven und es ist nicht leicht, die richtige Stabilität zu finden. Auch der richtige Downforce ist nicht einfach zu finden." Denn Fuji stellt die Fahrer vor das legendäre Problem: viel Speed auf der Geraden oder viel Abtrieb in den Kurven?

"Es ist schwierig eine gute Balance zwischen Topspeed und genügend Grip im letzten Sektor zu finden", weiß auch Anthony Davidson um die berüchtigte Kompromisslösung. "Wir wussten, dass die Strecke nicht mit Suzuka mithalten kann", spricht Giancarlo Fisichella vielen Kollegen aus der Seele, "aber es gibt einige spannende Stellen: im letzten Sektor kann man viel Zeit gewinnen, das gilt selbst in den schnellen Kurven 3, 4 und 5, wo man eine perfekte Linie fahren muss, um schnell zu sein."

Der letzte Abschnitt

David Coulthard ortet in Fuji einige knifflige Stellen, "aber der letzte Sektor ist besonders schwierig." Zum einen, weil es dort heute sehr wenig Grip gab. "Das Auto rutschte sehr. Das war ziemlich fordernd." Auch Mark Webber fand es schwierig, dort die richtige Linie zu treffen. "Der Schlüsselsektor sind definitiv die letzten fünf Kurven", stimmt Heikki Kovalainen zu. "Sie sind sehr langsam und man wird dazu verleitet, sie zu überfahren."

In den Kurven 13 bis 16 könne man leicht einen Fehler begehen, da der Scheitelpunkt nicht immer einsehbar ist. "Man hat also leicht Übersteuern, aber wenn man nicht vorsichtig ist, dann untersteuert das Auto." Eine gute Bremsstabilität ist unumgänglich. "Wenn man dann Gas gibt", so Kovalainen, "braucht man gute Traktion und Stabilität am Heck." Auch Alex Wurz spricht deshalb von einer schwierigen Strecke. "Man muss im letzten Abschnitt sehr zart mit dem Auto umgehen - der kleinste Fehler kann bis zu einer halben Sekunde kosten. Man braucht also viel Disziplin."

Die Kritikpunkte

Die Fahrer hatten in Fuji ihren Spaß., Foto: Sutton
Die Fahrer hatten in Fuji ihren Spaß., Foto: Sutton

Wie Fisichella mit seinem Vergleich zur Fahrerlieblingsstrecke Suzuka bereits andeutete, ist auch im gelobten Land zu Füßen des Mount Fuji nicht alles perfekt. "Ich mag die Strecke", sagt Rubens Barrichello, "aber es gibt einige blinde Kurven, in denen die Streckenposten schnell die gelben Flaggen zücken müssen." Im Training bemerkte Barrichello zu spät, dass Sakon Yamamoto auf der Strecke stand, wich ihm aus, kollidierte aber trotzdem beinahe mit ihm. "Es ist eine schöne Rennstrecke. Ich genieße es, hier zu fahren, obwohl die blinden Kurven ihre Tücken haben", bestätigt Robert Kubica. "Bei vier oder fünf Kurven kann man den Scheitelpunkt nicht einsehen. Außerdem muss man hier häufig bremsen und beschleunigen."

Viel problematischer ist die Boxengasseneinfahrt. Schon in Spa-Francorchamps gab es Diskussionen, in Fuji sind sich die Fahrer nun einig: "Es ist zu gefährlich." Mit rund 300 km/h fahren die Piloten von der Geraden auf die Boxeneinfahrt zu, müssen dann jedoch leicht rechts-links lenken, wodurch eine blinde Kurve in die Box führt. "Ich weiß nicht, wieso sie es so gemacht haben, ich verstehe es auch nicht", sagt Nick Heidfeld.

Die FIA hat angekündigt, sich das Design der Einfahrt noch einmal anzusehen. Eine Lösung wäre eine Verschiebung der Geschwindigkeitsbegrenzung vor die Kurve. "Ich weiß aber nicht, ob wir das machen können, da sich dadurch die gesamte Strategie verändert", zweifelt Jarno Trulli an dieser Variante. Für die Zukunft könnte ein Umbau helfen, der die Autos wie in Monza gerade in die Box führt. Den Rest des Kurses dürfen die Japaner aber gerne so lassen - jedenfalls so lange bis Suzuka von der Ersatzbank zurück kommt.