In den Jahren 1976 und 1977 fanden zu Fuße des Mount Fuji die ersten beiden Großen Preise von Japan statt - nach exakt 30 Jahren Wartezeit kehrt der Formel 1-Tross nach Fuji zurück; auf einen runderneuerten GP-Kurs. Für die Umbauarbeiten verantwortlich zeichnete der Paradestreckenarchitekt der Königsklasse Hermann Tilke. Auf einem Gesamtgebiet von zwei Quadratkilometern errichtete er eine 4,563 Kilometer lange Rennstrecke mit 6 Links- sowie 10 Rechtskurven. Die Streckenbreite von 15-25 Metern soll Überholmanöver ebenso erleichtern, wie die längste der insgesamt acht Geraden, die nicht weniger als 1,475 Kilometer Länge aufweist.

Zu Füßen des Mount Fuji nahm 1976 der erste Japan GP seinen Lauf., Foto: Sutton
Zu Füßen des Mount Fuji nahm 1976 der erste Japan GP seinen Lauf., Foto: Sutton

"Vom Überholen her wird es sicher interessant", sagt Ralf Schumacher mit einem Augenzwinkern, "weil auf der Geraden kann man sicher zwei oder drei Mal überholen." Irgendwie muss ein Fahrer ja die Strecke im Besitz seines Arbeitgebers positiv darstellen, auch wenn sie nicht so der Knüller ist. "Die Gerade ist 1,5 Kilometer lang", verrät Ralf, "da würde es mich nicht wundern, wenn einige Privatjets dort landen und ins Fahrerlager einrollen."

Bis auf ein paar Demorunden war Ralf aber nur auf der alten Strecke in Fuji unterwegs. "Es ist gut, aber nicht so gut wie Suzuka", gibt er letztlich doch zu, dass die Strecke von Toyota-Rivale Honda den Fahrern etwas mehr abverlangt als die "lange Gerade" und die "paar langsamen Kurven" in Fuji. Heikki Kovalainen kennt Suzuka nicht, dafür aber Fuji - natürlich auch von einigen Demonstrationsrunden.

"Die Strecke ist ganz anders", sagt der Finne. "Es gibt einige mittelschnelle Kurven, man muss einen Kompromiss beim Downforce und Setup finden." Wahrscheinlich werden einige Fahrer auf flache Flügel und viel Topspeed auf der Geraden, andere auf steiler gestellte Flügel und mehr Zeitgewinn im engen Infield setzen. Ein ähnliches Setupproblem haben die Teams auch in Indianapolis, dort ist man mittlerweile dazu übergegangen mit möglichst viel Flügel zu fahren.

Fuji ist bereit für den WM-Showdown., Foto: Sutton
Fuji ist bereit für den WM-Showdown., Foto: Sutton

Fuji hat gewissermaßen eine gespaltene Streckenpersönlichkeit. Der eine Streckenteil ist sehr schnell, der andere eher eng und ähnelt einem "Mickey-Maus-Kurs". Wirklich neu ist der für eine F1-Strecke ungewöhnliche Höhenunterschied von 36 Metern. André Lotterer kennt den Kurs gut. Der Deutsche hat dort schon in mehreren japanischen Rennserien Rennen bestritten. "Fuji ist nicht sehr flüssig, eher etwas abgehackt, aber auch nicht uninteressant", sagt er uns. "Eine große Herausforderung ist es, den richtigen Abstimmungskompromiss zu finden. Für die Gerade braucht man natürlich ganz wenig Downforce, in dem engen Teil hätte man dann gern viel mehr davon. Und im ersten Streckenteil neigt das Auto zum Untersteuern, im zweiten dann zum Übersteuern."

Ebenfalls bereits bestens vertraut mit der Strecke ist Adrian Sutil. Der Deutsche hat in der japanischen Formel 3-Meisterschaft einige Läufe auf dem Fuji Speedway bestritten - und gewonnen. "Ich mag Fuji sehr", verrät Adrian im Gespräch mit motorsport-magazin.com. "Immerhin habe ich hier schon gewonnen." Das soll ihm auch in der Formel 1 zumindest einen kleinen Vorteil bringen, auch wenn dieser nach dem Freitagstraining wohl verflogen sein wird.

Das erwartet die Fahrer: eine lange Gerade und viele Kurven., Foto: Sutton
Das erwartet die Fahrer: eine lange Gerade und viele Kurven., Foto: Sutton

Die Strecke hat es ihm aber auch so angetan: "Es ist eine moderne und schnelle Strecke. Sie ist technisch sehr anspruchsvoll. Besonders der letzte Streckenabschnitt ist sehr schwer." Im letzten Sektor wird die ansonsten sehr flüssige Strecke vor allem von anspruchsvollen, lang gezogenen Kurven geprägt, in denen man das Auto extrem rollen lassen muss. Das Auto reagiert in diesem Sektor sehr nervös, weshalb es sehr wichtig ist beim Setup einen Kompromiss zwischen Topspeed und Kurvengrip zu finden.

Kovalainen erwartet genau dort eine gute Überholchance. "Die letzten fünf Kurven sind so langsam, dass man dem Vordermann gut folgen kann", sagt der Finne. "Dann kann man vor Kurve 1 ein Manöver starten." Mit Suzuka will den Kurs aber niemand vergleichen. "Es ist nicht Suzuka, aber okay", sagt Kovalainen. "Die Anlagen sind sehr gut und die Szenerie mit dem Mount Fuji ist fantastisch."