Max Mosleys Briefe sind berüchtigt und wenn er wieder einmal schreibt, dann kann man damit rechnen, dass es einiges zu diskutieren gibt. Und der FIA-Präsident hat wieder zugeschlagen, diesmal mit einem Brief an die Teamchefs, in dem er bemängelt, dass zu viel Geld ausgegeben wird, ohne dass sich für die Zuschauer dadurch etwas an der Show verbessert. Teile davon fanden ihren Weg in die britische Presse - unter anderem zu den Kollegen von Autosport und dem Guardian. "Die großen Profite der Formel 1 werden momentan für sinnlose Unternehmungen ausgegeben, die der privaten Unterhaltung der Team-Ingenieure dienen", schrieb er zunächst.

Aus diesem Grund, meinte Mosley, würden einige unabhängige Teams Geld verlieren, obwohl sie eigentlich einen Profit machen sollten, während die Hersteller sich dazu genötigt sehen, übertrieben Geld auszugeben. "Das ist ein Problem, das angesprochen werden muss", beklagte sich der FIA-Präsident. Denn die Formel 1 könnte ein sehr profitables Geschäft sein, würde das Geld nicht mehr an unnötige, versteckte und kopierte Technologie verschwendet, war er sich sicher. "Jede Abteilung [Team] wäre eine wertvolle Einrichtung. Stattdessen lebt man von der Förderung der Automobilindustrie und dem Handgeld irgendwelcher freundlicher Milliardäre."

Deswegen ist Mosley der Ansicht, dass man keine Zeit damit vergeuden sollte, darüber zu sprechen, wie man die Gelder der Formula One Management ausgibt, bis man das grundlegende Problem der Kosten gelöst hat. Denn die Geldverteilung ist für ihn nebensächlich. "Das Gleiche gilt für die Debatte über das Niveau der erlaubten technischen Zusammenarbeit zwischen Teams", schrieb er weiter. Wie er bei einem Teamchef-Meeting in Belgien erleben durfte, wurde aber eben gerade über das Concorde Agreement und neue Technologien gesprochen - darunter die Einheitselektronik und Energierückgewinnung.

Damit war Mosley auch an dem Punkt, wo er den Teams in Zukunft noch die größte Freiheit lassen will. Denn bei der Energierückgewinnung will er den Rennställen in Zukunft freie Hand lassen. Den restlichen technischen Wettbewerb kann er aber nicht verstehen, vor allem, weil er so teuer geworden ist. "Die meisten der Elemente sind vor der Öffentlichkeit verborgen. Weil sie verborgen sind, sogar geheim, bringen diese Elemente überhaupt nichts für die Unterhaltung. Deswegen ist das Geld verschwendet, das dafür ausgegeben wird. Umso mehr noch, weil die Arbeit daran bei jeder der zwölf Abteilungen [Teams] kopiert wird", monierte Mosley.

Für ihn macht es überhaupt keinen Sinn, viel Geld für Dinge auszugeben, die nichts für die Unterhaltung tun, oft sogar davon ablenken. Und es mache eben noch weniger Sinn, weil alle Teams genau die gleiche unnütze Arbeit machen. "Kein rationaler Mensch würde ein Unternehmen führen, in dem zwölf Abteilungen die Entwicklungsarbeit der anderen kopieren - und er würde es noch weniger machen, wenn die Arbeit sehr wenig zur Unterhaltung beiträgt, die das Geschäft trägt."

Aus diesem Grund sah er sich gezwungen, zwei Sätze in seinem Brief in dicken Buchstaben hervorzuheben. "Deswegen sollten alle Teile an den Autos standardisiert und bei minimalen Kosten hergestellt werden, die der Öffentlichkeit nicht bekannt, für sie nicht sichtbar oder verständlich sind. Der technische Wettbewerb sollte auf Teile beschränkt sein, die sichtbar, verständlich oder potentiell nützlich sind - zum Beispiel KERS [Energierückgewinnung]." Dadurch könnte laut Mosley viel Geld gespart werden, ohne dadurch die Unterhaltung zu verringern. Seiner Meinung nach wären die Autos dadurch ähnlicher, was besseres Racing und mehr Unterhaltung bringen würde.