Das neue B-Car von Spyker machte es möglich: In Spa hatte Adrian Sutil erstmals die Chance, auch durch Überholmanöver im Blickfeld der Fernsehkameras auf sich aufmerksam zu machen - und die nutzte der Münchner postwendend. "Ich konnte etablierte Formel 1-Größen überholen. Leute, die bereits Grands Prix gewonnen haben. Ich weiß ja nicht in welchem Gang die anderen durch Eau Rouge gefahren sind, aber bei mir war es, glaube ich, einen Gang höher", berichtet Sutil stolz im Interview mit Auto, Motor und Sport.

Doch nicht erst seit dem Wochenende in den Ardennen zeigt der Formel 1-Neuling, zu was er selbst im langsamsten Auto im Feld fähig ist. Schon mehrere "klasse Rennen" mit konstanten Rundenzeiten am Limit habe er hinter sich gebracht, wie beispielsweise in Indianapolis oder Budapest, "aber dadurch, dass ich einsam und alleine vor mich hingefahren bin, ist es keinem Menschen wirklich aufgefallen."

Den Experten und den Teamchefs der anderen Mannschaften ist Sutils Leistung, der mit dem hoch gewetteten Cristijan Albers schon einen Teamkollegen verschlissen hat, indes nicht entgangen. Insbesondere durch seine Bestzeit bei Regen im Freien Training in Monaco konnte sich Sutil für höhere Weihen empfehlen. Danach sei ihm von allen Seiten auf die Schulter geklopft worden, berichtet Sutil. "Das war eine Chance, die habe ich genutzt".

So könnte für den 24-jährigen früher als erwartet ein Platz bei einem größeren Team frei werden, denn für die nächste Saison sind immer noch ungewöhnlich viele Cockpits zu besetzen. Das Interesse an ihm hätten jedenfalls einige, sagt Sutil. "Die Frage ist nur: Wird man sich einigen? Und ob dies dann etwas sein wird, was wir wollen. Natürlich sagt keiner: Fahre für mich. Jedes Team fragt erst vorsichtig an. Es gab schon viele Gespräche", berichtet er. Allerdings dürfe er nicht sagen, auf wessen Wunschliste er steht.

Eines ist allerdings klar. Sutils Vertrag mit Spyker gilt auch für 2008. So sei ein Wechsel zu einem Top-Team nur mit der Zustimmung von Colin Kolles möglich. Zumal auch ein Verbleib bei Spyker für Sutil einen Reiz hat. Denn der neue Windkanal, das neue Auto und vor allem der neue Geldgeber Vijay Mallya machen Hoffnung auf bessere Zeiten für das noch-finanzschwächste Team im Feld.

Dazu verspürt Sutil auch eine gewisse moralische Verpflichtung gegenüber dem Team, das ihn in die Formel 1 gebracht hat. "Alles was wir machen, tun wir im Zusammenspiel mit Spyker. Kolles hat mir die Chance gegeben. Deshalb verhalte ich mich loyal gegenüber Spyker", sagt er.